Die nach einer Zigarettenmarke benannte Band aus Edmonton, Kentucky, ist jetzt seit 2001 in unveränderter Besetzung im Musikgeschäft tätig und veröffentlicht mit “The Human Condition” ihr siebtes Album.
Kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte man sich für die Einspielung der Tracks in die Wälder Kentuckys zurückgezogen und musste dort mit Erschrecken feststellen, welch aktuellen Bezug die Texte der neuen Stücke beinhalteten. Bestes Beispiel dafür ist der treibende Opener “Ringin‘ In My Head” (eigentlich bereits schon vor vier Jahren geschrieben) mit den Eingangszeilen: “People, people your attention please, I need to tell you about a new disease.”
„Während der Aufnahmesessions spürten wir regelrecht die Angst vor dem Unbekannten – es war eine beängstigende Zeit. Jeder Song auf diesem Album erzählt eine Geschichte über die Erfahrungen die wir alle so machen – über unser Glück, unsere Anstrengungen und wie wir uns immer wieder neu anpassen müssen“, so Schlagzeuger John-Fred Young, Sohn des Kentucky Headhunter-Gitarristen Richard Young.
Young verleiht dem Album mit seinem energiegeladenen kraftvollen Polterdrumming auch wieder zu großen Maßen diese bandtypische Dynamik. Der nach eigener Aussage unter manischen Depressionen und Angstzuständen leidende Fronter Chris Robertson (so blickt er auch auf dem Coverbild drein…) animiert mit dem voller Metal-Esprit strotzenden aggressiven “Push Down & Turn” dazu, sich nicht davor zu scheuen, eine entsprechende Behandlung in Anspruch zu nehmen und offen damit umzugehen.
Übrigens bei Songs wie diesem erinnere ich mich noch genau an unseren BSC-Konzertbesuch 2018 im Kölner E-Werk. Es war der erste Gig in meiner SoS-Zeit, wo es mir phasenweisen richtig mulmig wurde, als vornehmlich die anwesenden jungen Männer mit heftigen Körperkontakten ein wildes tänzerisches Herumschubsen begannen und neben mir eine junge Dame mit samt ihrer herumfliegenden Brille zu Boden geschleudert wurde.
Auch auf diesem Werk bieten sich bei Tracks wie “Again” , “Some Stories” oder “The Devil In Your Eyes” wieder hierfür geeignete Passagen.
Aber ähnlich wie Bands aus der Post-Grunge-Rockszene der Marke Nickelback oder Hinder & Co., verstehen es Black Stone Cherry immer meisterhaft, auch wunderbare Melodiebögen wie z. B. bei den Liedern “When Angels Learn To Fly”, “In Love With The Pain” oder “If My Heart Had Wings” zu spannen.
Sehr gelungen finde ich übrigens die BSC-Neufassung des ELO-Heulers “Don’t Bring Me Down”, der durch die enorme E-Gitarren/Drum-Power einen ganz neuen Charakter erhält.
Lediglich die Southern-Note kommt aus meiner Sicht etwas kurz und ist nur in ein paar E-Gitarren Soli präsent (klasse bei den beiden Soli in “Ringin‘ In My Head”). Die Tracks wurden übrigens zum ersten Mal nicht live im Studio eingespielt, sondern in einem für die Bandmitglieder anstrengenden Procedere mehrspurig aufgenommen.
Das Endresultat von “The Human Condition” kann sich sehen lassen. Black Stone Cherry haben den Spagat zwischen treibenden epischen Riffs und größtenteils melodischen Refrains erneut absolut gekonnt hinbekommen. Die meisten Stücke werden sich problemlos in ihre neue Live-Setliste einfinden, sofern man wieder in alt bekannter Manier loslegen darf. Im Prinzip werden die Anforderungen und Ansprüche ihrer Klientel auch bei ihrem siebten Longplayer bestens erfüllt.
Die CD kommt in einem sechsseitigen Klappdigipak, der ein wenig in kühl-grauer, nicht gerade aufmunternder Grabsteinoptik gestaltet wurde, aber alle Texte und relevanten Infos beinhaltet.
Mascot Records (2020)
Stil: Rock
01. Ringin‘ In My Head
02. Again
03. Push Down & Turn
04. When Angels Learn To Fly
05. Live This Way
06. In Love With The Pain
07. The Chain
08. Ride
09. If My Heart Had Wings
10. Don’t Bring Me Down
11. Some Stories
12. The Devil In Your Eyes
13. Keep On Keepin‘ On
Black Stone Cherry
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