Randy Houser – Anything Goes – CD-Review

Solange es Typen wie Randy Houser gibt, braucht man sich in Nashville keine Sorgen um den New Country-Nachwuchs zu machen. Einmal mehr ein hochkarätiges Debüt, direkt auf einen Major-Label! Houser stammt aus Jackson, Mississippi und ist wie so viele seiner Kollegen musikalisch vorbelastet. Sein bereits verstorbener Vater war ein in dortigen Gefilden bekannter Nachtclub-Musiker. Randy, in recht bescheidenen Verhältnissen lebend, zog es 1993 auf Zuruf eines befreundeten Gitarristen nach Music City.

Nur mit einem Ford Cougar und einer Luftmatratze ausgestattet, war ihm von vorne herein klar, dass er von Beginn an unter einem erheblichen Druck stehen würde. Glücklicherweise hatte er recht frühzeitig, dank seiner Demos, die richtigen Beziehungen und gelangte über die Songwriter Derek George und Fred Knobloch an Cliff Audretch III, der ihn zunächst beim Windswept-Label als Songwriter verpflichtete.

Stücke wie „Back That Thing Up“ für Justin Moore, „If You Ever Went Away“ für John Michael Montgomery, „Coming From You“ für George Canyon und nicht zuletzt das mit seinen Freunden Dallas Davidson und Jamey Johnson für Trace Adkins komponierte „Honky-Tonk Badonkadonk“ deuteten bereits das enorme Potential des Burschen an und sorgten zudem für eine etwas beruhigerndere finanzielle Grundlage. Cliff wiederum, der von Randys charismatischer Stimme auf den frühen Demos schon immer begeistert war, sorgte letztendlich für den Kontakt zum arrivierten Hit-Produzenten Mark Wright, der ihn bei Universal South Records unterbrachte und enorm motivierte („The most soulful singers in history all grew up poor“).

Und das Debüt „Anything Goes“ hat es in sich. Vor allem, weil Randy Houser es fantastisch gelingt, seine enorme Vielseitigkeit offen zulegen. So hat er einen Großteil der Songs mitkreiert, bei der Wahl der wenigen Fremdkompositionen ein wirklich gutes Näschen bewiesen, bedient sporadisch gekonnt die Akustikgitarre, lässt seine Stimme, die an einen Mix aus Ronnie Dunn, Trace Adkins und Blake Shelton erinnert, wunderbar variabel mit dem Flair der Songs verschmelzen und lässt nicht zuletzt auch einen sehr interessanten Mix diversester musikalischer Strömungen in seine Countrymusik einfließen.

Alles passt wunderbar zusammen und lässt ihm auch alle Optionen für weitere Alben offen. Ein klug gewählter Einstieg. Dabei hilft ihm natürlich auch die exzellente instrumentelle Umsetzung der 1a-Garde an Musikern. Lonnie Wilson, James Lowery, Michael Rhodes, Steve Nathan, Paul Franklin, Eric Darken und die sich hervorragend ergänzenden Gitarristen wie JT Corenflos, Rob McNelly und Kenny Greenberg, sind eigentlich für jede New Country-Produkion ein Garant für Qualität. Randy wählte als Album-Einstieg mit „Boots On“ direkt einen sehr vitalen, fast schon dreckig und „rüpelhaft“ dahin polternden Southern Country-Rocker mit coolem, in Adkins’scher Manier vorgetragenem (leicht machohaftem) Gesang und einigen schönen Electric-Slide-Attacken. Klasse Nummer!

Die folgende pianoträchtige Single „Anything goes“, zugleich das Titelstück (schon Platz 17 in den Charts mit steigender Tendenz) „beruhigt“ dann auf den Zuhörer wieder und wird mit viel Pathos im Refrain (dazu sehr schöne, soulige, weibliche Background-Gesänge) vorgetragen. „Wild Wild West“ erinnert in den Strophen an Blake Shelton und kommt im Refrain im lockeren Stil von Big & Rich rüber. Eine regelrechte Powerballade ist „Back To God“. Langsam beginnend, steigert sich der Song zunehmend und entwickelt sich mit herrlichen E-Gitarren-Passagen und im Endteil mit dazu eingeflochtenen Streicherkomponenten regelrecht dramaturgisch. „My Kind Of Country“ (swampiger Southern Country Marke Van Zant, Montgomery Gentry), „Strange“ (erinnert an „Swing“ von Trace Adkins) und „Paycheck Man“ (dezente Allman Brothers-Tupfer, Richtung Montgomery Gentry, schönes E-Gitarren-Solo) lassen dann wieder das „Raubein“ in Houser zum Vorschein kommen.

Sehr entspannend, im Storyteller-Stil, wird das humorvoll getextete „Lie“ präsentiert, einfach nur grandios das mit dezent jazzigem Barrroom-Flair und tollem Hintergrund-Gesang von Vince Gill ausgestattete „How Many Times“, geschrieben vom großartigen Songwriter-Duo Jon Randall und Al Anderson. Gänsehautgarantie! Mit „I’ll Sleep“, einer emotionalen, traditionellen Countryballade (mit viel Dobro, Steel, Fiddle und Piano-Fills) endet ein äußerst abwechslungsreiches und niveauvolles Album eines enorm vielversprechenden Newcomers.

Randy Housers Debütwerk „Anything Goes“ lässt für uns nur ein begeisterndes Fazit zu. Da geht in Zukunft noch einiges! Starker Stoff für Freunde von Leuten wie Blake Shelton, Trace Adkins, Brooks & Dunn, Montgomery Gentry, Jason Aldean, Jake Owen, Brian McComas & Co.

Universal South Records (2008)
Stil: New Country

01. Boots On
02. Anything Goes
03. Wild Wild West
04. Back To God
05. Something Real
06. My Kind Of Country
07. Strange
08. Lie
09. Paycheck Man
10. How Many Times
11. I’ll Sleep

Randy Houser
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Bärchen Records

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