James Otto – Sunset Man – CD-Review

Bärenstarker Nachfolger des weitgereisten und vielseitigen Musikers/Songwriters/Schauspielers, nachdem er bereits schon 2004 mit seinem sehr guten Debüt „Days Of Our Lives“ auf sich aufmerksam machte. James Otto, mittlerweile Mitglied der Country Kreativ-Schmiede „Muzik-Mafia“ (u.a. Big & Rich, Gretchen Wilson, Kid Rock), war allerdings mit seinem Major-Erstwerk nicht so richtig glücklich, da ihm zu viele unterschiedliche Leute einen Stempel aufdrücken wollten. Die Songs wurden ihm seinerzeit teilweise vorgeschrieben und auch die Vermarktungsstrategie erwies sich als nicht allzu glücklich.

So war der Wechsel des passionierten Bob Seger-Fans zum Warner Brothers Nashville Unter-Label „Raybaw“ eigentlich nur konsequent und die Produktion durch John Rich von Big & Rich aus o.a. Gründen naheliegend. Drei Tracks auf seinem brandaktuellen Album „Sunset Man“ wurden dazu noch von Rascal Flatts-Bassist Jay DeMarcus betreut („For You“, „You Don’t Act Like My Woman“ und“The Man That I Am“). Die ganze, neu gewonnene Energie entläd sich direkt beim modernen, muskelstrotzenden, stampfenden Opener „Ain’t Gonna Stop“, der ibn allerbester, satter „Big & Rich“- Manier aus den Boxen „rockt“.

Kein Wunder, denn der Song ist eine Komposition von James und den beiden, wobei John Rich und Big Kenny ihre unverwechselbaren Background Gesänge mit einbrachten. Mit „Just Got Started Lovin’ You“ (bereits in den Top-5 der Billboard Country-Singles-Charts mit Pfeil nach oben) )bekommt man dann erstmalig den typischen James Otto geboten: Eine herrlich flockig, relaxt dahin groovende traditionell verwurzelte (New) Countrynummer mit einer frischen, unbefangenen, leicht souligen Note. „For You“, eine der zwei Fremdkompositionen (der gesamte Rest stammt aus der Feder von Otto mit diversen hochkarätigen Co-Autoren wie Monty Powell, John Rich, Big Kenny, Jay DeMarcus, Shannon Lawson, Monty Criswell) ist eine wunderschöne Ballade, bei der man den Einfluss von DeMarcus zwar spürt, die aber dann doch ohne den poppigen Bombast seiner Hausband Rascal Flatts auskommt.

Ein weiterer Höhepunkt einer tollen CD ohne jede Schwächen ist das ebenfalls dezent soulige, locker dahinwippende „These Are The Good Ole Days“, bei der Otto mit seiner warmen, dezent raspeligen Stimme sich ganz in seinen Element zu befinden scheint. Ganz toll auch das recht traurige „Where Angels Hang Around“, das in seiner Gestaltung wie ein countryintonierte Version des Marc Cohn-Klassikers „Walking In Memphis“ rüber kommt (tolle Pianobebleitung). Der prächtige, melodische, lockere Titelsong „Sunset Man“ steckt textlich voller witziger Selbstironie und gewinnt durch die flockige Instrumentierung mit einer herrlichen Baritone-E-Guitar (Troy Lancester), Mandoline (glänzend Jonathan Yudkin), Steel (Mike Johnson) und dem schönem Piano (Mike Rojas) eine unwiderstehliche, leicht Westcoast eingefärbte New Country-Frische.

Selbstredend wurde das Werk natürlich ausnahmslos von Klasse-Musikern aus der ersten Garde Nashvilles eingespielt (u.a. Tom Bukovac, Tommy Harden, GlennWorf, Russ Pahl, Tony Harrell, Eric Darken, Dan Dugmore). „You Don’t Act Like My Woman“ (dezentes Southern-Flair, klasse Bukovac-E-Gitarren-Solo), „When A Woman’s Not Watching“ (emotional, heulende Fiddle, leiernde Steel Gitarre) und „Damn Right“ (atmosphärisches Southern-Flair, soulig) sind weitere angenehme, höchst melodische Balladen, während bei „Drink & Dial“ noch mal launiges Big & Rich-Feuer (Refrain zum Mitsingen) entfacht wird. Mit dem Country-bluesigem „The Man That I Am“ gelingt James Otto dann am Ende noch einmal ein grandios instrumentierter Abschluss (besonders der psychedelisch-angehauchte Ausklang, genial dabei Bukovac an der E-Gitarre).

Das neue Werk von James Otto ist vergleichbar mit der Schönheit und Stimmung eines malerischen Sonnenuntergangs, kommt karrieretechnisch wohl aber eher einem Sonnenaufgang gleich. Dieser Musiker ist auf dem richtigen Weg ein ganz Großer seiner Zunft zu werden. So muss knackiger, auf den Punkt gebrachter Nashville-New Country heute klingen. Dicke Konkurrenz für Stars wie Tim McGraw, Travis Tritt, Montgomery Gentry, Big & Rich & Co. Von daher unser unumstößliches Urteil: (James) Otto – finden wir gut!

Warner Bros (2008)
Stil: New Country

01. Ain’t Gonna Stop
02. Just Got Started Lovin‘ You
03. For You
04. These Are The Good Ole Days
05. Where Angels Hang Around
06. Sunset Man
07. You Don’t Act Like My Woman
08. When A Woman’s Not Watching
09. Drink & Dial
10. Damn Right
11. The Man That I Am

James Otto
James Otto bei Facebook
Bärchen Records

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert