Darren Kozelsky – Let Your Mind Fly – CD-Review

Die Anhänger des „Red Dirt-Music-Movements“ dürfen sich freuen, mit Newcomer Darren Kozelsky ist eine weitere, hoch talenierte Attraktion am Start, die die „Texas Music-Charts“ bereits ordentlich durcheinander wirbelt. Wir freuen uns jedenfalls sehr, Darrens Debüt von 2006, „Let Your Mind Fly“, endlich präsentieren zu können – es lohnt sich ungemein! Kozelsky spielt eine herrlich knackige, erfrischende und in einem schön „saftigen“ Sound (vorwiegend Gitarren) arrangierte, sehr melodische New Country-Musik, die zum einen durchaus traditionelle Basiselemente aufweist, auf der anderen Seite aber durch diese typische „Red Dirt“-Mentalität bestimmt wird, wie man sie eben nur aus der Gegend um Texas und Oklahoma her kennt.

Man wähnt sich irgendwo an der Schnittstelle zwischen The Great Divide, deren einstiger Kopf Mike McClure (jetzt Mike McClure Band) das Werk prächtig produzierte, und Leuten wie Dierks Bentley, Blake Shelton, Pat Green oder einem frühen, noch Country-orientierterem Chris Knight als heute. McClure ist im übrigen weit über seine Produzentenfunktion hinaus an dem Werk beteilgt, so beim Songwriting (6 Lieder stammen aus seiner Feder, bzw. hat er mitkomponiert), wie auch mit seinem vorzüglichen Gitarrenspiel und Background-Gesang!

Dazu gesellt sich an Musikern nahezu alles, was in Texas Rang und Namen hat, wie z. B. Steelguitar-Guru Lloyd Maines (auch am Dobro), Tom Skinner am Bass, Eric Hansen am Schlagzeug, Reckless Kelly-Member Cody Braun (Harmonica, Fiddle), Riley Osbourne (Piano, B3-Organ), Gitarrero Travis Linville und mit Amanda Braun und Jamie Wilson zwei richtig starke Sängerinnen, die bei etlichen Stücken wunderbare Harmony Vocals einfließen lassen. Weitere „Prominenz“ begegnet einem sogar beim „Engineering“ mit den Größen Adam Odor und John Silva, abgemischt und gemastered hat kein geringerer als Joe Hardy (u. a. Laidlaw / ZZ Top)!

Alles praktisch Traumvoraussetzungen für ein großartiges Album – und der Debutant nutzt seine Chance ohne jeden Abstrich! Kozelsky erledigt seinen Gesangsjob mit beeindruckender Ruhe und Abgeklärtheit. Seine kraftvolle Stimmlage im überaus angenehmen Baritonbereich passt vorzüglich zu den entworfenen Songstrukturen. Bei drei Stücken, die mit zu den Highlights des Albums gezählt werden dürfen, hat er zudem selbst kompositorisch Hand angelegt. „Messed Up In Love“ ein lockerer, aber sehr knackiger, bestens zum Cabrio-Cruisen geeigneter Countryrocker mit tollem Akustik-/E-Gitarren-Rhythmus, satten E-Gitarren-Fills, schönen, weiblichen Harmonies und einem starken E-Solo am Ende, das Steel-getränkte „Loving You“ im Stile der Django Walker Band und mit „Why Do I Dream“ eine emotionale, relaxte und supermelodische Ballade die gar an Nashville-Leute der Marke Trace Adkins zu erinnern scheinen.

Vorzüglich dabei das Harmonieren von Steelguitar und Piano. Klasse! Der blonde Sänger mit Surferstatur gibt bei allen Tracks einfach eine äußerst gute Figur ab. Sehr stark natürlich auch die Nummern, die Mike McClure sehr abwechslungsreich hat einfließen lassen. So zum Beispiel der traumhafte Opener „Cool Grass“ in seinem tollen Country &Western-Flair (wimmernde Steelguitar, herrliche Melodie), das stark an The Great Divide erinnernde „Name On Her Wing, das von Lloyd Maines mit seinem Dobro blendend akzentuierte „Other Side Of Morning“, das furiose, southern-rockige, mit Haudegen Tom Skinner ausgeklügelte „Down Into Black“, bei dem man sich wahrer Slide-Attacken erwehren muss (absolutes Highlight), oder die mit dezent mexikanischem Touch versehenen „Love Lays Before You“ und „Standing In A Moment“ (wobei einem sogar Namen wie Blake Shelton als Vergleichsgröß einfallen).

Dazu gibt es mit der Neuauflage des alten Merle-Haggard-Klassikers „Running Kind“ (der Refrain bohrt sich regelrecht im Ohr fest) und dem voller Westcoast-Feeling steckenden „Restless Spirits“ (Darren singt hier wie der junge Glenn Frey) aus der Feder von Red-Dirt-Recke Bob Childers noch ein wenig hochklassiges „Nostalgie-Feeling“. Am Ende ertönt als Zusatz-Bonbon noch ein trockener, acoustic-based „Hidden-Track“, der eindeutig Kozelskys Ambitionen im Singer/Songwriter-Bereich untermauert. Fazit. „Let your mind fly“ ist einfach ein klasse Album geworden, das durchweg großartigen, abwechslungsreichen, knackigen und erfrischenden „Red Dirt“-New Country bietet, dem man sich kaum entziehen kann.

Und so ließ letztlich kein Geringerer als Wade Bowen angesichts dieses Debüts seiner Begeisterung freien Lauf, indem er feststellte. „Darren has one of the best debut albums of any artist I have heard from in this scene. His powerful voice and remarkable character will take him extremely far. I see and hear a person determined to achieve success and I have no doubt he will”. Von unserer Seite her ebenfalls klar unterschrieben! Ein toller Bursche, dieser Kozelsky!

Major 7th Entertainment (2006)
Stil: Red Dirt

01. Cool Grass
02. Messed Up In Love
03. Mind Over Matter
04. Name On Her Wing
05. Loving You
06. Other Side Of The Morning
07. Running Kind
08. Only Just Your Friend
09. Down Into Black
10. Restless Spirits
11. Love Lays Before You
12. Why Do I Dream
13. Standing In A Moment

Darren Kozelsky
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Bärchen Records

Lantana – Unbridled – CD-Review

Lantana sind ein überaus vielversprechendes, sehr talentiertes, texanisches Damen-Trio, das sich mit seinem von einem schönen, staubigen Border-Flair tangierten, traditionell verwurzelten, aber dennoch absolut zeitgemäßen, astreinen Texas-Country anschickt, auch über die Grenzen des Lonestar-States hinaus, in der Welt des Country Fuß zu fassen. Ob sie dabei mit der selben Robustheit und Anpassungsfähigkeit ausgestattet sind, wie man es der Blume (dem Wandelröschen) nachsagt, nach der sich die drei bezaubernden Ladies benannt haben, um in diesem hart umkämpften Business auf Dauer erfolgreich arbeiten zu können, wird wohl erst die Zukunft zeigen.

Doch die Chancen stehen sehr gut, denn mit ihrem klasse Debütalbum „Unbridled“ ist in jedem Fall ein Anfang in die richtige Richtung gelungen. Biz Haddock und Karol Ann DeLong, beide aus Texas stammend, sowie die aus Kanada zugezogene Dalene Richelle können sich dabei auf eine fundierte musikalische Ausbildung seit frühester Kindheit stützen. Unter die Fittiche genommen wurden sie vom erfahrenen Musiker, Songwriter und Produzenten Bill Green, mittlerweile auch Inhaber des BGM-Labels ist, das Lantanas Erstling nun veröffentlichte.

Ein Album, das sich wirklich sehen lassen kann! Man bewegt sich überwiegend im traditionellen, allerdings eindeutig texanisch verwurzelten Country-Bereich, wirkt dabei dennoch modern. Die Musik klingt trocken und frisch zugleich, entwickelt in Ansätzen gar hin und wieder mal Berührungspunkte zum Bluegrass, und balanciert gleichzeitig zwischen staubigem Americana-Flair und melodischer Nashville Kompatibilität. Auch bluesige, funkige, poppige und swingende Ansätze sind zuweilen spürbar. Es passt alles prima zusammen. Zumeist recht knackig arrangiert, hören wir eine gelungene Mischung aus flotten und balladeskeren Stücken. Klasse (Harmonie)Gesang der Mädels!

Unweigerlich ist man geneigt einen Vergleich mit SheDAISY oder den Dixie Chicks zu ziehen, doch, auch wenn dies nicht ganz von der Hand zu weisen ist, Lantana klingen wesentlich Roots-fundierter, bei weitem nicht so mainstreamig und durchaus etwas „kantiger“. Unbekümmerter Texas Country eben! Die großartigen Begleitmusiker stammen allesamt aus dem schier unerschöpflichen Fundus texanischer Szene-Cracks, wie unter anderem auch Bobby Flores (Gitarre, Fiddle, Mandoline) und Tommy Detamore (Dobro, Lap Steel). Den Auftakt des Werkes macht die erste Single der Band, „Country As A City Girl Can Be“. Ein dezent poppig angehauchter, dennoch traditioneller, melodischer, schwungvoller Song, der alles beinhaltet, was das Countryherz begehrt. Sirenenartige Fiddle, feine Mandolinen-Tupfer, schönes Honkytonk-Piano und die passenden Steelguitar-Fills!

„I Ain’t No Jailer“ ist ein wunderbar groovender Country-Blues mit tollem Wechselspiel zwischen Akustikgitarre und Dobro, sowie einer kurzen Banjopassage. Bei Stücken wie „You Know How It Is“ oder „Give“ erinnern die Harmoniegesänge der Drei sehr an die der bereits erwähnten SheDaisy. Stark auch das von einem grassigen Feeling und viel Schwung geprägte „The Juice Ain’t Worth The Squeeze“ (einzige Eigenkomposition der Drei, was auf eine Menge durchaus vorhandenes Songwriting-Potential schließen läßt), dem man gar ein typisches Waylon-like Outlaw-Flair nicht absprechen kann, der herrlich melodische, prächtig tanzbare (klasse „Futter“ für die Linedancer) Honky Tonk-/ Roadhouse- Country-Feger „Savin‘ It Up For Saturday Night“ mit seinem klasse Fiddle-/Steel-/Gitarren-Zusammenspiel und die traditionelle, knackige Redneck Countrynummer „What Turns Me On“, bei der Parallelen zu Gretchen Wilson festzustellen sind!

Als kleines Schmankerl gibt es zudem eine absolut gelungene Countryversion (mit Banjo, Fiddle und würziger Electric Slide/Lap Steel)) des alten REO Speedwagon-Rock-Klassikers „Roll With The Changes“. Die partytaugliche Countryrock-Nummer „Feel Like Rockin’“ am Ende der CD, mit klasse Harmonikaspiel von „Label-Boss“ und Produzent Bill Green und typischem Honkytonk-Klavier, dürfte vor allem bei ihren Live-Gigs prima ankommen. Ein frischer Abschluss eines durch und durch gelungenen, interessanten und abwechslungsreichen Albums.

Alle Texte der Tracks und ein paar nett anzuschauenden Aufnahmen der Protagonistinnen im 8-seitigen Klapp-Booklet runden das Ganze ab! Glückwunsch Mädels, ein prima Debut! Der Name passt schon… – wie eure pflanzlichen Namensgeber seid ihr ein willkommener, absolut bereichernder, bunter Farbtupfer in der großen Countrylandschaft rund um Texas.

BGM Music Media (2006)
Stil: New Country

01. Country As A City Girl Can Be
02. Ride’em Cowboy
03. I Ain’t Your Jailer
04. The Juice Aint‘ Worth The Squeeze
05. No Trespassin‘
06. Everything
07. You Know How It Is
08. Let Somebody Love You
09. Give
10. Roll With The Changes
11. Savin‘ It Up For Saturday Night
12. What Turns Me On
13. Feel Like Rockin‘

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Bärchen Records

Lonestar – Coming Home – CD-Review

Sechstes Studio-Album von Lonestar! Und vielleicht sogar ihr Stärkstes! Glaubte man auf ihren ebenfalls durchaus guten letzten beiden CDs „I’m Already There“ und „Let’s Be Us Again“ aufgrund des immensen Erfolgsdruckes dennoch leichte Abnutzungs- bzw. Stagnationserscheinungen zu erkennen, belehren die Herren Richie McDonald, Keech Rainwater, Michael Britt und Dean Sams Fans und Kritiker mit „Coming Home“ eines Besseren. Sicher auch ein Verdienst ihres neuen Produzenten Justin Niebank, dem es mit minimalistischer Methode gelungen ist, Lonestar wieder mehr zurück in Richtung ihrer Anfangsalben zu fokussieren, ohne dabei auch nur den Hauch ihres schon immer existierenden, modernen New Country-Flairs einzubüßen.

Im Gegenteil, die Texaner wirken frischer denn je! Insgesamt waren sie nie knackiger, was bedeutet, dass die Uptempo-Nummern in der Überzahl sind. Wir erleben so viele „echte“ Country-Bezüge, wie schon lange nicht mehr, tolles Songwriting mit namhaften Co-Autoren, wie z. B. Brett James (5x Richie, 1x Michael, 1x Dean), intelligent ausgewählte Fremdkompositionen (u. a. von Dean Maher, Tom Douglas), klasse instrumentelle Darbietung in Verbindung mit vielen Gastmusikern (u. a. Shannon Forrest, Michael Rhodes, Bryan Sutton, John Willis, Russ Pahl, Gordon Mote, Jonathan Yudkin, etc.) und mal wieder eine gesangstechnische Klasseleistung von Frontmann Richie McDonald, der einmal mehr alles aus seiner phantastisch wohlklingenden Stimme herausholt!

Los geht’s mit der Singleauskoppelung „You’re Like Coming Home“, bereits hoch in die Billboard-Singles-Charts eingestiegen ist. Eine knackig rhythmische Countrypopnummer mit toller Melodie, gewürzt mit Dobro, Mandoline und tollen Gitarren. Geht richtig gut ab und bringt Sonne in die Herzen! Prognose. Wird noch an der Spitzenposition der Charts kratzen! Direkt einen drauf setzt dann noch „Doghouse“, das noch eine Spur rockiger rüber kommt. Fiddle, E-Gitarren, Dobro, kleine Soli und Gordon Motes Wah-Wah-Clavinet-Effekte sorgen für jede Menge Pep!

Doch keine Lonestar-Platte kommt vollkommen ohne ihre berühmten Balladen aus! Während „I Am A Man“ noch an der Grenze zum Midtempo liegt (sehr ausdrucksstarker Gesang Richies), folgt „I’ll Die Tryin'“ (Fremdkomposition aus der Feder von Steve Bogard und Jeremy Stover) ganz dem Stil ihres einstigen Superhits „Amazed“. Kein anderer kann im Country-Circuit romantische Herz-Schmerz-Liebeslieder wohl authentischer rüberbringen als Lonestars Leadsänger. Ebenfalls ruhiger sind „I Never Needed You“, wo Sara Evans die Harmonies beisteuert (erinnert an Tim McGraw/Faith Hill-Duette), und „I Just Want To Love You“, ebenfalls ein echter „Schmachtfetzen“, wie der Titel es schon vermuten lässt. Im Midtempobereich liegen Songs wie „Little Town“, eine sympathische
Hommage auf ein intaktes Kleinstadtleben, sowie das Steel-, Mandolinen- und Akkordeon- getränkte, sehr relaxt dahinfließende „Two Bottles Of Beer“.

Die Highlights stellen aber diesmal eindeutig die temporeicheren Stücke dar. „Wild“, wie der Name es schon ausdrückt, ist ’ne richtig wilde Nummer, deren treibender Boogie-Rhythmus gar ein wenig an ZZ Top zur „Eliminator“-Phase zu erinnern scheint. „Noise“ ist wieder ein flotter Countryrock/-pop-Song, der durch feine Tempowechsel und seine kraftvolle Performance besticht. Bleiben noch zwei eher traditionell ausgerichtete Lieder („What’s Wrong With That“ und „When I Go Home Again“), die aber richtig Laune machen. Heulende Fiddles, klasse E- Gitarren und Honkytonk-Piano sorgen für prächtige Country-Stimmung!

Alles in allem eine prima zusammengestellte, kurzweilige Mischung! Lonestar hat der frische Wind, den Justin Niebank der Truppe eingehaucht hat, spürbar gut getan. „Coming Home“ ist ein Album, dass die Band in absoluter Bestform präsentiert!

BNA Records (2005)
Stil: New Country

01. You’re Like Comin’ Home
02. Doghouse
03. I’m A Man
04. I’ll Die Tryin’
05. Wild
06. Noise
07. Little Town
08. I Never Needed You
09. What’s Wrong With That
10. Two Bottles Of Beer
11. I Just Want To Love You
12. When I Go Home Again

Lonestar
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Dustin Lynch – Same – CD-Review

Er sieht aus wie ein George Strait in jungen Jahren, schwärmt für Garth Brooks und ist mit einer markanten Stimme (pendelnd irgendwo zwischen Jason Aldean und Trace Adkins) gesegnet. Also beste Voraussetzungen dafür, um die Neo-Traditionalisten-Szene Nashvilles zu bereichern. Die Rede ist von dem aus Tullahoma, Tennessee stammenden, hochtalentierten Dustin Lynch, der jetzt sein Debüt vorlegt, das sowohl Traditionalisten wie auch Vertreter moderner Töne begeistern wird.

Wenn dann noch ein erfahrener Produzent in diesem Bereich wie Brett Beavers (ihm assistierte Luke Wooten) hinzukommt, der ja einen Künstler wie Dierks Bentley, der ähnlich strukturiert ist, sehr erfolgreich betreut hat, sind geradezu perfekte Voraussetzungen für einen glänzenden Start vorgegeben. Entdeckt wurde Dustin, der 2003 nach Nashville zog und dort direkt ein Appartement unweit des berühmten Bluebird Cafes (ein angesagter Treffpunkt für Songwriter) bezog, vom Manager Justin Moores und landete schließlich beim für seine Qualität bekannten Broken Bow Records Label.

Und hier wurden dann auch wieder „Nägel mit Köpfen“ gemacht. Lynch wurde beim Songwriting (neben ein paar klug gewählten Fremdkompositionen) von namhaften Schreibern (u.a. Tim Nichols, Justin Weaver, Kelly Archer, Josh Leo und Brett Beavers samt Bruder Jim) unterstützt. Die musikalische Umsetzung erfolgte durch einen ganz exklusiven Kreis an Studiogrößen wie Tommy Hardin, Jimmy Carter, Rob McNelley, JT Corenflos, Jerry McPherson, Ilya Toshinsky, Steve Sheehan, Michael Rojas, Mike Johnson und Larry Franklin sowie einigen Backgroundsängern/-innen. Gerade die Gitarristen sorgen mit ihren sehr southern-trächtigen Fills und Soli für ungemein viel Spaß und Feuer.

Die Produktion ist wunderschön klar und kräftig gelungen, sodass ein echter Hörspaß garantiert ist. Bis auf den Bonustrack „Your Plan“, der sehr speziell ist und sich vom Rest deutlich unterscheidet (Dustin singt nur zur Akustikgitarrenbegleitung in einem Zwiegespräch mit Gott) hat man (die Radiostationen) hier die Qual der Wahl bei der Bestimmung des Songs mit dem größten Hitpotential. Ein Track nach dem anderen geht runter wie Öl, tolle Melodien, klasse Instrumentierungen, alle Tempi, dazu ein Protagonist, mit einer unglaublich variablen und guten Stimme für sein junges Alter.

Als Single wurde es dann schließlich die atmosphärische Westernballade „Cowboys And Angels“ (pathosbelegte Stimme Dustins Richtung Trace Adkins/ Eddie Montgomery, Bariton-/Steelgitarre, klasse E-Gitarren-Solo), die mittlerweile ganz stark die Top Ten der Billboard Charts angreift. Toller Song, ein Kandidat für die „Marlboro-Werbung“. Da sieht man vorm geistigen Auge direkt die Cowboys in kristallklarer Nacht am Lagerfeuer, mit Kaffeetasse und Glimmstengel „bewaffnet“, verträumt gen sternenbedecktem Firmament dreinblicken…

Vom gut abgehenden Opener in Jason Aldean-Manier „She Cranks My Tractor“ (Banjo-, Fiddle, Steel-, E-Gitarre mit schöner Solo-Kombi) über die leicht poppig angehauchten „Wild In Your Smile““(da leiert die Steel sogar ein wenig in Shania Twain-Tradition), „Yeah Yeah Yeah“ (herrliche Pianofills von Rojas) oder „Unwind It“ (saustarke Southern Guitars) bis zu ruhigeren Sachen wie „Rock You Sweet“ (entspanntes E-Gitarren-Solo) und „Hurricane“ (wieder mit viel Pathos vorgetragen, Steeluntermalung, feine Hamonies) ist für jeden Countryliebhaber etwas dabei. Die Refrains samt ihrer Titel haben hohen Wiedererkennungswert und speichern sich unwillkürlich im Gedächtnis ab.

Gegen Ende, vor dem o.a. Bonusstück, lässt es Dustin mit seinen Musikern nochmal richtig krachen. „Name On It“ ist ein satter, schwer stampfender Southern Country Swamper mit grandiosen, kraftvollen E-Gitarren, der auch einem Trace Adkins auf dem Leib geschnitten wäre. Fetter Stoff! Dustin Lynch ist mit seinem flotten Debüt ein Husarenstreich gelungen. Die Scheibe ging sofort auf die Nr. 1 der Billboard Country-Charts. Tolle Sache für ein Debut. Er nimmt sowohl Traditionalisten wie auch Anhänger moderner Töne in ein Boot und es passt alles hervorragend zusammen. Ein perfekter Start in eine vielversprechende Karriere. Dicke Konkurrenz für die bisherigen Platzhirsche Adkins, Bentley, Shelton & Co. Toller Bursche dieser Dustin Lynch!

Broken Bow Records (2012)
Stil: New Country

01. She Cranks My Tractor
02. Waiting
03. Cowboys And Angels
04.Wild In Your Smile
05. Last Lap
06. Sittin‘ Pretty
07. Yeah Yeah Yeah
08. Rock You Sweet
09. Unwind It
10. Hurricane
11. Dancing In The Headlights
12. Name On It
13. Untitled
14. Your Plan (Bonus Track)

Dustin Lynch
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Bärchen Records

HER – Gold – CD-Review

Einen Tag vor Beginn meiner Abreise in den verdienten Urlaub kam noch die neue Scheibe von der mir liebgewonnen Monique Staffile und ihren Kumpanen ins heimatliche Haus getrudelt. „Gold“ heißt das neue Werk und es hat sich ein bisschen was geändert. Aus dem Kollektivnamen Her & Kings County ist nur noch HER übrig, was eine noch stärkere Fokussierung auf die attraktive Frontfrau impliziert. Auch der Musikstil wurde zugunsten einer etwas jüngeren Zielgruppe deutlich mehr in die Breite modifiziert.

So wie ich es den Begleitinformationen entnehme, sind aber ihre gewohnten Mitstreiter auch weiterhin mit an Bord, vor allem Caleb Sherman, der heimliche Chef der Band, hat beim Songwriting (alle zehn Stücke von ihm und Monique kreiert), der Einspielung (sein prägnantes Banjo- und Akustikgitarrenspiel ist ebenfalls gut vernehmbar) und der transparenten Produktion (er alleine) erneut eine tragende Rolle. Monique singt wieder in ihrer frechen, angriffslustigen, fast rotzigen Art und Weise.

Einige Lieder wie das swampige Titelstück „Gold“, den lasziven Barroomschwofer „Seperately“ und das country-poppige, etwas an die JaneDear Girls erinnernde „Addicted“ hatte sie ja bereits Anfang des Jahres vorab bei ihrem unterhaltsamen Konzert in Köln zum Besten gegeben.

Mit dem New Country-/Southern-Rock affinen Raise A Little Hell-Vorgängeralbum sind wohl noch am ehesten Tracks wie das launige „Tramp Stamp“ (es geht um ein etwas vorschnell getätigtes ‚Arschgeweih’…), das einem ‚Bad Boy‘ gewidmete „Jimmy Jones“ (schöner Country Rock mit Banjo und E-Gitarre), das Big & Rich-verwandte „Betty Ford“ sowie die in Faith Hill-Manier gebrachte Powerballade „Alive“ kompatibel.

Das retro-poppige Auftaktstück „Mine All Mine“, das dezent punkig angehauchte „(Come On) America“ und das mit schon fast kindlichen Gesangsbridges durchzogene „Ring“ fallen ziemlich aus der Rolle, auch wenn hier ab und zu durchaus country-typische Zutaten wie Banjo oder Steel auftauchen. Fast durchgehend eingeflochtene Soundeffekte wie Drum-Loops, Synthies (z. T. simulierte Bläser- und Streichereinlagen), Voicebox, Girlie-Gesang, Hip Hop-Einlagen sowie überdrehte Harmonie-Gesänge und Lead vocals erzeugen eine ständige Unruhe, ja schon fast ‚Hibbeligkeit‘, die für Musikhörer meiner Generation im Ganzen dann doch ziemlich anstrengend ist. Und die zieht sich konsequent wie ein roter Faden durch die gesamte CD.

Das kann man in Dosierung bei ihrem netten Anblick live sicherlich mal verschmerzen, im heimischen Wohnzimmer ist mir das am Stück – auch wenn der Silberling nur eine knappe halbe Stunde dauert – ‚too much‘. Damit kommen vielleicht Baseballcaps-verkehrtrum-tragende Jungspunde der heutigen Zeit ganz gut zurecht, der Cowboyhut-gewohnte Southern-Countryrock-Liebhaber möchte es dann doch musikalisch etwas gediegener und Gitarren-orientierter.

Alles in Allem liefert HER, alias Monique Staffile mit „Gold“ trotzdem eine sympathische und durchaus authentische Platte ab, die eben eher auf jüngere Käuferschichten zielt. Das ist ja auch völlig legitim. Mir persönlich gefällt es aus o. a. Gründen leider nicht so gut. Wenn es nach mir ginge, beim nächsten Mal bitte ein bisschen weniger auf hartes Edelmetall in der Tasche abzielen, aber gerne dafür wieder etwas mehr „Raise A Little Hell“ in die musikalische Waagschale werfen.

India Records (2015)
Stil: Countrypop & More

01. Mine All Mine
02. Tramp Stamp
03. Gold
04. Seperately
05. (Come On) America
06. Ring
07. Jimmy Jones
08. Addicted
09. Betty Ford
10. Alive

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India Media Group

JESS! PR

Kathy Mattea – Right Out Of Nowhere – CD-Review

Mit fast dreißig Jahren Bühnenerfahrung und über zwanzig-jähriger Präsenz in Nashville zählt die 1959 in Cross Lane, West Virginia geborene Kathy Mattea ohne Zweifel zu den etablierten Größen von Music City. Weit mehr als ein Dutzend Longplayer, eine gute Hand voll Top-Ten-Hits, zahlreiche Auszeichnungen, wie CMA-Awards oder Grammys in den unterschiedlichsten Kategorien gelten als Indiz dafür, dass ihr Name für Abwechslung, Ausdauer und Qualität bürgt. Mattea hat trotz ihrer Country-Singer/Songwriter-Attitüde immer wieder experimentiert und versucht, unterschiedlichste Arten und Stile in ihre Musik einzuflechten, manchmal mehr, manchmal weniger kommerziell ausgerichtet.

Mit „Right Out Of Nowhere“ hat sie diesmal ein wunderbares, recht selbstbezogenes Werk abgeliefert, obwohl sie nur bei einem einzigen Song als Co-Writerin in Erscheinung tritt. Als Hintergrund kann man den Tod beider Elternteile sowie das Scheitern ihrer langjährigen Ehe vermuten. In vielen Texten drängen sich autobiographische Bezüge zur Interpretation förmlich auf. Trotz der nachdenklichen und sehr persönlich anmutenden Atmosphäre, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht, ist ihr ein starkes Werk gelungen, das voller Abwechslung steckt Von Depression oder Resignation keine Spur.

Im Gegenteil, Stücke wie „Loving You, Letting You Go“, „I Hope You’re Happy Now“ oder „Give It Away“ gelten als Indiz für einen weit vorangeschrittenen, positiv zu bewertenden Verarbeitungsprozess. Kathy Matteas neue Scheibe lebt aber nicht nur von der textlichen Qualität, sondern, neben ihrer wie immer sehr variablen Gesangsperformance, auch von dem außergewöhnlichen, geradezu hervorstechenden, instrumentellen Können ihrer langjährigen großartigen Tour-Begleitband, die sich diesmal auch im Studio „austoben“ durfte.

Was Leute wie Bill Cooley (guitars, dobro), Carson Whitsett (keyboards), Eamonn O’Rourke (fiddle , mandolin), Jim Brock (drums, percussion), Rick Blackwell (bass), Randy Leago (keyboards, accordion, harmonica), Paul Martin (background vocals), Terry Wilson (background vocals), John Vezner (background vocals), aber auch Gäste wie Suzy Bogguss, Darrell Scott, die Settles Connection (alle background vocals) oder Jim Hoke (harmonica) an musikalischen Highlights abliefern, ist fast nicht zu toppen. Hier greift ein Instrument stimmungsvoll ins andere, immer wieder mit kleinen auf den Punkt gebrachten Solo-„Schlagabtäuschen“ als Sahnehäubchen vollendet.

Man merkt sofort, das hier eine richtig eingespielte Truppe zur Tat schreitet. Ein wahres Audio-Erlebnis, besonders mit dem Kopfhörer! Das Werk startet direkt mit zwei absoluten „Earcatchern“. „Right Outta Nowhere“, eine richtig entspannte Nummer, mit wunderschöner Orgeluntermalung, klasse Akkordeon-Fills und starker Gitarrenarbeit von Bill Cooley, anschließend außergewöhnlich gut gelungene Stones -Cover „Gimme Shelter“, das von einem kratzigen Akustik-Gitarrenrhythmus und fulminanter Percussion-Leistung getragen wird, inbegriffen Mandolinen-, Flöten- und Akustik-Solo-Einlagen. Prachtvoller Bluegrass-rooted Singer/Songwriter-Rock voller herrlicher Rhythmik! Toll!

Ihrem schottischen Folk-Studium Anfang der Neunziger zollt sie mit „Love’s Not Through With Me Yet“ Tribut, wo keltische Elemente (Whistle-Töne) und Country-spezifische Songstrukturen ineinander fließen. Bei Stücken wie „Hurt Some“ (mit klasse Dobrospiel), dem bluesigen CCR-Cover „Down on The Corner“ oder „Wade In The Water“ wird dank der Background Vocals der Settles-Familie (Connection) eine sehr dezente Gospel-Note mit eingeflochten, ohne aber allzu dominant zu wirken. Alles ist sinnvoll zusammengefügt!

Ein starkes, country-orientiertes, melodisches Singer/Songwriter-Album mit jederzeit präsenten Bezügen zu Nashville, jedoch weit entfernt vom Mainstream-Country! Kathy Matteas „Right Out Of Nowhere“ passt hervorragend in die nun beginnende herbstliche/winterliche Zeit, an der die Abende länger werden, wo man sich gerne mal bei dezenter Kerzenbeleuchtung auf der Couch in eine Decke kuschelt, um sich dann bei einem guten Gläschen Wein, Whisky oder Cognac zu herzerwärmend guter Musik die verdiente Entspannung zu gönnen.

Narada Records (2005)
Stil: Singer/Songwriter

01. Right Outta Nowhere
02. Gimme Shelter
03. Hurt Some
04. Love´s Not Through With Me Yet
05. Loving You, Letting You Go
06. Live It
07. I Hope You’re Happy Now
08. Down On The Corner
09. Only Heaven Knows
10. Give It Away
11. Wade In The Water

Kathy Mattea
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Bärchen Records

Jeremy McComb – My Side Of Town – CD-Review

Herrlich erfrischende, von einem lockeren, flockigen, wunderbar ländlichen „Carolina-Feeling“ durchzogene, großartige Countrymusic des jungen Jeremy McComb, der für seine gerade mal 26 Jahre schon einiges hinter sich. Aufgewachsen in der Nähe von Washington, wurde er schon frühzeitig von seinem Vater, ebenfalls Berufsmusiker, im Alter von zwölf Jahren auf die Bühne gehievt und zum Singen animiert. Er entdeckte somit frühzeitig seine Liebe zur Countrymusic, tourte schon als Teenager durch die Lande und arbeitete später dann erst einmal als DJ für eine Radiostation.

Der bekannte Singer/Songwriter/Produzent/Manager JP Williams offerierte ihm am Rande seiner Radio-Show zunächst einen Job als Tour-Manager für den bekannten Country-Comedian Larry „The Cable Guy“, änderte seine Pläne nach einer Gesangsanhörung McCombs aber sehr schnell ab und verpflichtete ihn direkt als Interpreten für sein Label „Parallel Entertainment“, das jetzt auch dieses hervorragende Debüt veröffentlichte. Produziert hat das Werk kein Geringerer als der exzellente Drummer Paul T. Riddle, einst Gründungsmitglied der legendären, auch in Country-/Countryrock-Kreisen hoch geschätzten Southern Rock-Truppe The Marshall Tucker Band, der neben seiner Tätigkeit an den Reglerknöpfen natürlich auch das Schlagzeug in seiner gewohnt markanten und versierter Form bedient.

Eine sehr gute Wahl, wie die zwölf auf dem Album vertretenen Stücke schnell verdeutlichen. Jeremy McComb ist mit einem außergewöhnlichen musikalischen Talent gesegnet. Seine exzellente, sehr gefällige, angenehme Stimme (gelegentlich kommt einem Bruce Robison in den Sinn) passt toll zu der lockeren Atmosphäre, die sich durch sämtliche Stücke zieht. Drei der Songs stammen aus seiner eigenen Feder („I Can Live With That“, „You’re Killin’ Me“ und das abschließende „Perfect“, mit wunderbarem Marshall Tucker-Flair), die allesamt in puncto Qualität den übrigen Fremdkompositionen (u.a. mit einiger Prominenz, wie z.B. Bob Dylan, Bobby Pinson, Liz Rose, Craig Wiseman, u.s.w.) in Nichts nachstehen. Der Opener und gleichzeitig die erste Single des Albums, „Wagon Wheel“, kann sogar mit einer ganz eigenwilligen Geschichte aufwarten.

Die Nummer wurde in den Siebzigern von Bob Dylan begonnen zu schreiben, dann fast 30 Jahre in der „Schublade“ belassen um schließlich von Ketch Secor (The Old Crow Medicine Show) textlich und musikalisch vollendet zu werden. Eine tolle, traumhaft melodische, locker Countrynummer, instrumentiert mit feinen, transparenten Gitarren und großartigen Fiddle-Passagen (Aubrey Haynie), sehr traditionell fundamentiert, dennoch ungemein zeitgemäß und alles andere als „hausbacken“. Wie die gesamte Musik dieses Albums! McComb versteht es prächtig die reinen, puren Countrytraditionen in ein stets auf der Höhe der Zeit befindliches, musikalisches Gewand zu stecken, das die Barriere zwischen „Pure“ und „Modern“ Country geradezu spielerisch überwindet.

Alles kommt, auch dank der lebendigen Produktion (großes Lob für Paul T. Riddle!), der tollen Gitarren-Arbeit von Rusty Millner und Ronald Radford (auch klasse Steelguitar) und nicht zuletzt aufgrund McCombs starkem Gesang überaus frisch zur Geltung. Hier hat alles Hand und Fuß! Die Trackliste ist zudem überaus abwechslungsreich. „Slow Me Down“ zum Beispiel ist ein flotter New Country-Feger mit einer schönen Banjo-Untermalung und sogar dezentem Southern-Touch, bei „Next Time I Leave“ sind Steel- und E-Gitarre tonangebend in Verbindung mit einer gewissen Dramaturgie im Refrain (die Nummer wäre auch für Dierks Bentley maßgeschneidert), „This Town Needs A Bar“ ist eine pure, lupenreine Traditional-Country-Ballade (klasse Mandoline, Piano, Steel, Fiddle).

Das musikalisch zum Songtitel passende Gute-Laune-Stück „Miss Mexico“ geht richtig rhythmisch durch Mark und Bein (tolle spanische Akustikgitarre/Mandoline) und hat als I-Tupfer noch ein glänzendes Bradford E-Gitarren-Solo zu bieten. Eine tolle Country „Schön-Wetter-Nummer“ voller Chartpotential.gibt’s dann mit „Day One“ (hat gar etwas von Garth Brooks, klasse Dobroeinlagen von Randy Kohrs). Hier zeigt Jeremy, dass er für größere Taten bereits vorzüglich gewappnet zu sein scheint. Balladesk wird es dann nochmals bei „Cold“, etwas flotter wieder bei „Not Tonight“ (Fiddle- und E-Gitarren-betont), bis schließlich am Ende das bereits erwähnte, herrlich entspannte, im Dunstkreis der Marshall Tucker Band befindliche „Perfect“ (Jeremy ist beim Songwriting hier scheinbar vom kürzlich verstorbenen Geogre McCorkle inspiriert worden – McCorkle wird auch in den Credits erwähnt) ein durchgehend starkes Album einen Abschluss findet, dass sowohl Traditionalisten als auch Vertreter modernerer Countrytöne begeistern wird.

Ein erstaunlich reife Leistung für einen so jungen Burschen. Mit Jeremy McComb reiht sich ein neuer, erfrischender, junger, sehr viel versprechender Künstler nahtlos in die Riege von Leuten wie Jon Randall, Gary Allan, Dierks Bentley, Brian McComas oder einem lockeren Jason Aldean ein, der in Nashville sicher noch einiges von seinem enormen Potenzial ausspielen wird. Ein glänzendes Debüt!

Parallel Records (2008)
Stil: New Country

01. Wagon Wheel
02. Slow Me Down
03. We Were Something
04. Next Time I Leave
05. This Town Needs a Bar
06. Miss Mexico
07. I Can Live With That
08. Day One
09. Your Killin’ Me
10. Cold
11. Not Tonight
12. Perfect

Jeremy McComb bei Facebook
Bärchen Records

Mark McGuinn – One Man’s Crazy – CD-Review

Zweiter Streich des Mannes mit dem Country-untypischen Outfit, der statt Stetson eine Vorliebe für Barette und Pepita-Hüte zu besitzen scheint. Sein Debütalbum schlug vor 5 Jahren mit über 135.000 erkauften Einheiten und der Hit-Single „Mrs. Steven Rudy“ ein wie eine Bombe. Zurecht. Denn der einst ambitionierte Soccer-Spieler brachte mit seinen interessant erzählten Stories und der musikalisch recht eigenwilligen Mischung aus kauziger Stimme, modernem Drumsound in Kombination mit Country-tradionalistischen Steel- und Banjotönen, eine recht ungewöhnliche, aber trotzdem äußerst radiofreundliche Mixtur in das Geschehen rund um Music City ein.

Mittlerweile hat McGuinn mit Jim Foster sein eigenes Label „Blue Flamingo Records“ gegründet und legt jetzt mit „One Man’s Crazy“ sein nächstes Studiowerk vor. Als ‚Popkorn mit Sauce Hollandaise’ charakterisiert er seinen Stil und irgendwie behält er damit recht. Auch sein neues Werk kann man nicht so leicht in irgendeine musikalische Schublade packen. Das eröffnende Titelstück „One Man’s Crazy“ knüpft zunächst wieder nahtlos an das Debüt an. Kräftiges Drumming, ein trockene Banjountermalung, nette E-Gitarren-Fills und ein schönes Gitarrensolo – letztlich aber vereint in einer angenehmen, etwas poppig anmutenden Melodie mit einem zur Toleranz appellierenden, guten Text.

„115Lbs“ hat dank einer brillant gespielten E-Piano-Untermalung ein bisher ungewohnt bluesiges Flair. Im weiteren Verlauf dominieren eine ganze Reihe von radiofreundlichen Stücken („Bring ‚Em Back“, „Turtle“, „Trampoline“, „Big Girl“), die manchmal, aufgrund stimmlicher Ähnlichkeiten, im weitesten Sinne einen entfernten Bezug zu den Rascal Flatts aufweisen, aber irgendwie auch etwas von James Taylor zu haben scheinen. Richtig Country-traditionell wird es dann plötzlich im Mittelteil bei „Better A Painful Ending“, wo Mark ein Duett mit der Tammy Wynette/George Jones-Tochter Georgette Jones zum Besten gibt. Völlig „durchgeknallt“, aber sehr stark, geht es dann wieder bei „Y“ zur Sache (enthält ein brillantes, wieselflinkes, ungemein virtuoses Gitarrensolo), wo er sich beim philosophisch anmutenden Sprechgesangs-Text quasi förmlich überschlägt.

Zwischendurch werden dann immer wieder recht entspannte Balladen eingestreut („Everest“, „Wide Open“, „More Beautiful Today“), die sich durch eine recht klare Instrumentierung mittels Akustikgitarre und Piano auszeichnen. Letztgenanntes Lied verarbeitet noch mal die Ereignisse rund um den 11. September! Beim abschließenden „Hidden Track“, einem akustischen, angejazzten Barroom-Blues mit integriertem Trompeten-Solo, tritt dann noch mal Marks jazziger Background in den Vordergrund. Fazit. 15 prima Stücke mit einer Spielzeit von fast einer Stunde im glasklarem Sound produziert, geschrieben wieder ausnahmslos von Mark mit einigen arrivierten Co-Komponisten wie Don Pfrimmer, erneut textlich unterhaltsam erzählt und kauzig besungen, instrumental (auch dank der starken Musiker) noch variabler als der Vorgänger.

Ein künstlerisch Cartoon-mäßiges Titelbild (Mark mit Dobro und Regenschirm in US-Farben auf dem Drahtseil, von dem Musiknoten herabregnen), sowie ein Klappbooklet mit allen Texten und Infos runden ein nicht ganz alltägliches New-Country-Werk ab. Schon wirklich ein bisschen verrückt dieser Mark McGuinn, aber eine echte Bereicherung der Szene in Nashville!

Blue Flamingo (2006)
Stil: New Country

01. One Man’s Crazy
02. 115LBS
03. Deep
04. Bring ‘Em Back
05. Turtle
06. One Man’s Crazy
07. Trampoline
08. Centerville
09. Mona Lisa
10. Everest
11. Y
12. Wide Open
13. Big Girl
14. One Man’s Crazy

Mark McGuinn
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Bärchen Records

Lori McKenna – Unglamorous – CD-Review

Fünftes Album von Lori McKenna, zum ersten mal unter einer „Major-Flagge“ und produziert von Tim McGraw und Byron Gallimore! Wundervoller, höchst anspruchsvoller, von Loris grandioser Songwriter-Kunst, Melodik und vorzüglicher Stimme getragener, genauso rootsig veranlagter, wie modern und radiotauglicher Americana-/New Country-Rock-Pop, der sie endgültig in der „ersten Liga“ etablieren dürfte. Die sehr gefragte, geschätzte und äußerst beliebte Singer/Songwriterin hatte ja in den letzten Jahren schon des Öfteren mit dem Faith Hill-/Tim McGraw-Clan zusammengearbeitet.

So schrieb sie beispielsweise einige sehr erfolgreiche Songs für deren letzte Alben und partizipierte auch an der diesjährigen U.S.-Tour der beiden. Unter diesen Vorzeichen dürfte eine Polarisierung nicht nur der McGraw-/Hill-Klientel, sondern der gesamten New Country-Szene vorprogrammiert sein. Recht so, denn Lori hat eine Menge zu bieten, auch abseits des Nashville-Mainstreams! Diverse Kritiker werden sicher nun „aufschreien“, dass die 36-jährige fünffache Mutter möglicherweise ihre bisher bewahrte Zwanglosigkeit der „heilen Independent-Welt“ zugunsten eines Nashville Major-Deals aufgeben könnte, doch die Sorgen sind völlig unbegründet. Zudem hat sie es absolut verdient, irgendwann einmal die Früchte einer kontinuierlich guten Arbeit zu ernten.

McGraw und Gallimore halten sich angenehm zurück und lassen der Künstlerin wirklich genug Freiheit und Spielraum , ihre eigenen Ideen und Intensionen umzusetzen. Die Songs klingen vielleicht nicht mehr ganz so „rough“ und unbehandelt wie früher, sind zum Teil etwas moderner und „mainstreamiger“ gehalten, doch das kommt richtig gut, denn Lori bewahrt zu jeder Sekunde des Albums ihre rootsigen Wurzeln und findet somit die nahezu perfekte Synthese zwischen rootsiger Americana-/Alternate Country-Musik und sehr melodischem, Nashville-kompatiblen Top 40 New Country-Rock-/Pop! Als prallten die Philosophien von Lucinda Williams, Linda Ronstadt, Faith Hill und Sheryl Crow aufeinander!

Klasse! Natürlich hilft auch die große Schar erfahrener 1A-Musiker wie Shannon Forrest, Bryan Sutton, Glenn Worf, Dan Dugmore, Tom Bukovac, Tony Harrell, Stuart Duncan etc. in beeindruckender Selbstverständlichkeit diesen Balanceakt zu bewältigen, sich nicht zu sehr von McKennas Ursprünglichkeit wegzubewegen. Dazu kommt noch jede Menge Background-Gesangs-Prominenz wie von Hill, McGraw und Gallimore persönlich, aber auch von Greg Barnhill, Bekka Bramlett, Kelly Willis und Buddy Miller, die alle ebenfalls mit vornehmer Zurückhaltung, jedoch wunderbar harmonisch ihren Beitrag leisten. Loris Stimme klingt frisch und variabel. Es scheint ihr sichtlich Freude zu bereiten ihre bewährten kleinen Alltagsgeschichten zu präsentieren.

Der großartige Eröffnungstrack „I Know You“ beispielsweise, beginnend mit einem schönen kurzen Baritone E-Gitarren-Intro, entwickelt sich mit vielen integrierten Tempowechseln zu einem interessant und peppig gestalteten Roots-Pop-Rock-Song, bei dem eine klasse Akustik-, E-Gitarren- und Mandolinenarbeit hervorstechen. Phantastisch auch das anschließende Titelstück „Unglamorous“, eine flotte, dynamische, von einem tollen Bass-Groove angetriebene, herrlich melodische, Americana-angehauchte New Country-Pop-Nummer! Einige Gänge runtergeschaltet wird dann bei „Your Next Lover“, wobei das melancholische Country-Flair des Songs durch dezente, in keinster Weise störende Streicherpassagen hervorgehoben wird. „I’m Not Crazy“ bewältigt McKenna danach in lockerer Sheryl Crow-Manier. Bei „Falter“ einem wundervollen, introvertiertem Kleinod, ist sie dagegen wieder ganz sie selbst.

Etwas poppiger wird es dann wieder bei dem schönen „Witness For Your Life“, besonders im Refrain. Das Lied erinnert ein wenig an die Sachen von Stevie Nicks. Schön hier die Mandolinen-Fills und das herrliche E-Gitarren-Solo von Tom Bukovac. Eine tolle „Cryin’ In My Beer“-Countryballade der etwas anderen Art gibt’s dann mit dem starken „Drinkin’ Problem“ (klasse Mandolinen-/Gitarren-Begleitung). Hier wird nicht voller Selbstmitleid vor sich hingesäuselt, sondern sich in bester McKenna’scher Art unverblümter den Tatsachen gestellt. Stark die von Tim McGraw auf den Punkt eingestreuten Harmony-Parts. Ebenfalls mit feiner Countrynote (Fiddle, Steel) werden bei „How To Survive“ in humorvoller Weise die Probleme einer Alltags-Beziehung reflektiert.

Das für Loris Verhältnisse recht aggressiv vorgetragene „Written Permission“ überrascht dann mit einem leicht psychedelisch angehauchten, Roots-poppigen Ambiente. Der forsch dahinpreschende Rhythmus hat viel pep! Bei den beiden großartigen Schlussnummern „Confetti“ (in der Art einer Nanci Griffith oder Mindy Smith) und dem autobiographischen „Leaving This Life“ (hier wird der Tod ihrer Mutter behandelt, als Lori gerade mal sechs Jahre alt war) findet McKenna dann wieder zu ihrer ursprünglichen, nachdenkliche Singer-/Songwriter-Mentalität zurück.

Fazit: Trotz der durchaus etwas moderneren musikalischen Gangart hat Lori McKenna mit „Unglamorous“ in keinster Weise „ihre Seele verkauft“. Im Gegenteil, ihre Songs klingen glaubwürdig wie eh und je. Toller, manchmal zurückhaltender, nachdenklicher, dann aber auch wieder sehr peppiger, würziger und flotter Roots-, Country-,-Rock-, Pop-, Singer-/Songwriter-Stoff einer Interpretin, die auch unter der „Major-Regie“ eine Menge zu sagen hat. „Unglamarous“ und überaus beeindruckend! Daumen senkrecht nach oben für Lori McKenna!

Warner Records (2007)
Stil: New Country / Singer/Songwriter

01. I Know You
02. Unglamorous
03. Your Next Lover
04. I’m Not Crazy
05. Falter
06. Witness to Your Life
07. Drinkin’ Problem
08. How To Survive
09. Written Permission
10. Confetti
11. Leaving This Life

Lori McKenna
Bärchen Records

Jo Dee Messina – Delicious Surprise – CD-Review

Jod

Curb Records ist in der New Country-Szene eines der Label, die den meisten Aufwand für ihre unter Vertrag stehenden Performer betreibt. Um in den Genuss dieser Vergünstigungen zu kommen, muss in der Regel allerdings seitens des Künstlers im Vorfeld beständige und erfolgreiche Arbeit geleistet worden sein. Diese Attribute kann Jo Dee Messina mit gutem Gewissen für sich beanspruchen. Nach ihrem 2003 erschienen „Greatest-Hits“-Album, das sich monatelang, auch aufgrund vier toller neuer Bonustracks, in den Charts hielt, hat die Wartezeit nun ein Ende. Mit „Delicious Surprise“ präsentiert der 34-jährige Rotschopf sein fünftes Werk. Und das ist wieder mal hervorragend gelungen! Sämtliche Songs sind der temperamentvollen, Energie geladenen Sängerin regelrecht auf den Leib geschrieben, wobei sie zu einem Drittel der Kompositionen selbst beigetragen hat.

Wie anfangs erwähnt hat Curb Records frei nach dem Motto „Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt“ ein sicher außergewöhnliches Budget für diese Produktion angesetzt. Die Reglerknöpfe übernahmen neben Jo Dee, wie sich bereits früher andeutete, klingende Namen wie Byron Gallimore, Tim McGraw und Mark Bright. Bei den Songwritern kann man sich an den allseits bekannten Hitgaranten wie u. a. Chris Farren, George Teren, Tom Shapiro, Joe Diffie, Anthony Smith, Mark Selby, Katrina Elam, Hillary Lindsey, Troy Verges oder Brett James erfreuen, in Sachen Musiker ist die lange Liste der erstklassigen Leute noch erheblich länger. Jede Position ist an den genretypischen Instrumenten mindestens zweifach besetzt.

Zudem wurde noch ein aufwendiges, sehr professionelles Fotoshooting integriert, wobei das Faltplan-artige, neunseitige Cover, dass zudem alle wichtigen Infos enthält, auf der Rückseite zu einem Poster (Jo Dee in einer Flicken-Lederhose mit E-Gitarre, ein wirklich tolles Bild) aufgeklappt werden kann. Die männliche Klientel darf sich sogar freuen, Jo Dee auch mal bauchfrei betrachten (Backcover) zu können. Achja, und das wichtigste, die Musik passt natürlich auch. Knackig, satter, moderner New Country-Pop, der voll im Saft steht! Jo Dee, wie man sie kennt und liebt!

Schon der Opener „Not Going Down“, eine äußerst frische, Energie geladene Nummer mit knackigen Drums, schönen Backgrounds und dezenten Orgeltönen, präsentiert die Messina wie eh und je. Man spürt förmlich, wie „heiß“ sie auf dieses Album war – übrigens ihr „Ehrlichstes“ laut eigener Aussage in den Credits. „Delicious Surprise (I Believe It)“ hat, wie auch die erste Single „My Give A Damn’s Busted“ versprüht sogar leichtes Southern-Flair. Beide Nummern rocken richtig klasse, mit kratzigen Fiddels, klasse Dobro-Passagen und dezentem, aber gutem E-Gitarrenspiel. Die genannte erste Single erinnert in Auszügen, bei zum Teil eingefügten Sprechpassagen, etwas an eine Shania Twain. Das Stück hat in den Billboard-Charts bereits Platz 5 erklommen, mit Pfeil nach oben, und das Album wird, da muss man kein Prophet sein, in Kürze nachziehen.

Sehr schön auch die aus Jo Dees alleiniger Feder stammende, kraftvolle Ballade „It Gets Better“, fernab jeden Kitsches, dank toller Instrumentierung mit Mandoline, Dobro und Steel-Gitarre. Überhaupt sind diese ganzen erlesenen Instrumentaldarbietungen der Könner wie Brent Mason, Tom Bukovac, Bryan Sutton, Dan Dugmore, Faul Franklin oder Russ Pahl, u.s.w. neben dem temperamentvollen Gesang der Hauptakteurin das Salz in der Suppe. Die Produktion, sowie der Sound sind als überaus knackig und klar zu bewerten. Jo Dee Messina hat sich mit „Delicious Surprise“ eindrucksvoll in Nashville zurückgemeldet.

Curb Records (2005)
Stil: New Country

01. Not Going Down
02. Someone Else’s Life
03. Delicious Surprise (I Believe It)
04. It Gets Better
05. Who’s Crying Now
06. My Give A Damn’s Busted
07. It’s Too Late To Worry
08. Life Is Good
09. Love Is Not Enough
10. Where Were You
11. I Wear My Life
12. You Were Just Here

Jo Dee Messina
Jo Dee Messina bei Facebook
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