Jamestown Revival – Young Man – CD-Review

Jamestown Revival mit ihrem vierten Album! Die aus Texas stammende Band um das Anführer-Duo Zach Chance und Jonathan Clay führen den Weg, den sie auf dem Vorgängerwerk „San Isabel“ eingeschlagen haben, konsequent fort, allerdings in noch reduzierterer Form. So wurde die E-Gitarre zum Beispiel diesmal völlig ausgeklammert.

Ihre bisherigen, in Eigenregie produzierten, überwiegend hochgelobten Alben, waren aber wegen des unausgewogenen Sounds zum Teil kritisiert worden (stimmt, wie ich meine). Deshalb hat man mit Robert Ellis und Joshua Block erstmals zwei echte Profis an die Reglerknöpfe gelassen und das merkt man in der Tat sofort.

Die dominierenden Instrumente wie Akustik- und Steel-Gitarre, sowie Fiddle (kommt erstmalig bei den Jungs zum Einsatz), die für einen sehr starken Country-Einschlag sorgen, sind hervorragend auf die von Chance und Clay meist im Doppelgesang performten Songs abgestimmt. Dazu gesellen sich, je nach Stimmung der Tracks, Mandoline, Dobro, ein hauchzartes E-Piano, Bass und überwiegend perkussive Klänge als Rhythmusgeber.

„Ich denke wirklich, dass dies ein Album über das Erwachsenwerden und das Einleben in eine Identität ist.“  Es geht darum, seine Identität zu verlieren und danach sie wieder zu suchen. Es ist das Gefühl, als hättest du sie gefunden und dann erkannt, dass es nicht so ist. Und es geht um unsere Erfahrungen aus den letzten 15 Jahren des Musikmachens – die Erfolge und Misserfolge und all diese Dinge miteinander vermischt,“ so Clay zur Intention des neuen Longplayers.

Der herrlich desertmäßig mit hallender, als auch fiepender Steel und mexikanisch anmutender Akustikgitarre in Szene gesetzte Opener „Coyote“ gibt direkt die oft melancholisch und im countryesken Veranda-Stil gehaltene Grundstimmung des nachfolgenden Songmaterials vor.

Viele Lieder wie u. a. das überragende Titellied „Young Man“ erinnern mich aufgrund der tollen, typisch texanischen Vokalharmonien an den Stil der Band Of Heathens, allerdings hier natürlich ohne deren rockigen Charakter (man muss sich aber im Prinzip nur klassische Drums und deren E-Gitarren ‚dazudenken‘). Mein Lieblingstrack ist das zum Entschleunigen animierende „Slow It Down“, das dank der Pedal Steel-Töne sogar mit einen leichten Marshall Tucker Band-Touch daherkommt.

Am Ende erhält man mit „Young Man“ von Jamestown Revival ein tolles atmosphärisches Gesamtwerk, fein eingespielt und mit klasse Texten, das man sehr schön als perfekte Hintergrundmusik zum sommerlichen Barbecue-Abend laufen lassen kann.

Eigenproduktion (2022)
Stil: Country / Americana

Tracks:
01. Coyote
02. Young Man
03. Moving Man
04. Northbound
05. These Days
06. One Step Forward
07. Slow It Down
08. Way It Was
09. Old Man Looking Back
10. Working On Love

Jamestown Revival
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