Casino Steel – There’s A Tear In My Beer – CD-Review

Bei Casino Steel handelt es sich um einen mir bis zum heutigen Tage unbekannt gebliebenen Kultmusiker der Punkrockszene. Namen von Truppen mit seiner Beteiligung wie The Boys und Hollywood Brats sind daher meinem, von Southern-Rock und New-Country dominierten Geschmack naturgemäß nie begegnet. Erstgenannte Gruppe soll zumindest vom Sänger einer, in unseren Breitengraden recht bekannten Düsseldorfer Band (auch berühmt für ihren schlechten Fußballgeschmack), die in ähnlichen Gefilden einsortiert wird, glühend verehrt werden. Ach ja, irgendwann war dieser Herr Steel auch mal recht kurzweilig Teilzeitarbeiter von The Ramones, die mir natürlich in weiter Ferne auch musikalisch geläufig sind.

Warum landet ein Album dieses Musikers also bei Herrn Daus? Ganz einfach, der gute Casino Steel hat ein Countryalbum aufgenommen und die Experten auf diesem Gebiet sind oft noch rar gesät. Punk und Country passt das zusammen? Befürchtet hatte ich zunächst irgendein trockenes kurzes Uptempo-Alternate-Country-Geschrammel, dass dann nach einer knappen halben Stunde Qual eventuell beendet ist. Dem ist aber nicht so! Casino Steel widmet sich vornehmlich altem, traditionellen Countryliedgut (bin ich eigentlich auch kein großer Freund von) wie der Titel „There’s a Tear In My Beer“ (ein alter Hank Williams-Klassiker) bereits andeutet, der auch als Opener, direkt mit noch zwei weiteren Stücken des alten Countryhaudegens gecovert wird.

Das erledigt Steel mit viel Hingabe, Ruhe und durch eine recht kräftige, moderne Einspielung sehr zufriedenstellend. Dazu lockert die Beteiligung von Duettpartnerinnen wie u. a. Claudia Scott und Liz Tove Vespestad, die sich im Stile von Emmylou Harris oder Dolly Parton vokal einbringen, die Songs ein wenig auf. Das traditionelle country-typische Flair bleibt aber durch recht markante Steel-Parts jederzeit erhalten.

Am besten gefallen mir jedoch die Sachen, die Steel selbst oder mitkomponiert hat. Das bluesig-balladeske, sehr melodische, rau gesungene „I Was Barely Getting By“ mit herrlichen E-Passagen, irgendwo zwischen Tom Waits und Mitch Ryder angesiedelt, dürfte dabei ganz sicher auf meinem Best-Of-Jahres-Sampler landen. Ein starker Song! Genauso klasse das ebenfalls bluesige „Real Rain“ (mit schönen weiblichen Harmonies, starkem, sirenenartigen E-Solo), das flotte, mit dezentem Rockabilly-Flair umgarnte „I’m Unable To Toe The Line“, oder das authentisch traurig überbrachte „Ballad Of The Sad Café“ (Piano-Barroom-Ballade mit Tom Waits-Spirit), und das abschließende „Heroine“ (70ies-Retro-Schwofer mit schönen Stimmungswechseln).

Lediglich die gar nicht mal so unübel gemachte Countryinterpretation von „What A Wonderful World“ erscheint angesichts des wohl unerreichbaren Louis Armstrong-Vermächtnisses im unweigerlich aufkommenden Vergleich chancenlos. Trotzdem, Casino Steels „There’s A Tear In My Beer“ hat in seiner Gesamtheit durchaus die Berechtigung, mal von Freunden solcher Traditions-Musiker der Marke Williams, Cash & Co., sowie von Bluesern, die sich offen für Country der alten Schule zeigen, mal unter die Lupe genommen zu werden. Selbst aus meiner eher New-Country-orientierten Sicht ein recht akzeptables Werk!

Wild Kingdom (2007)
Stil. Country Rock

01. There’s A Tear In My Beer
02. I Was Barely Getting By
03. I’m So Lonesome I Could Cry
04. That’s All I Need To Hear
05. She Thinks I Still Care
06. Real Rain
07. Cold, Cold Heart
08. Oh Ramona
09. What A Wonderful World
10. I’m Unable To Toe The Line
11. Ballad Of The Sad Café
12. Baby, That’s Cold
13. I Wish I Could Come Home
14. Heroine

Casino Steel