Blake Shelton – Body Language – CD-Review

cover Blake Shelton - Body Language_300

Die erste Frage, die ich mir angesichts des Coverbildes von Blake Sheltons neuem, elften Album „Body Language“ stellte, war, wie seine angelehnte Pose mit leicht gesenktem Kopf und den beiden Händen in den Hosentaschen wohl zu deuten ist.

Auf die meisten Menschen, so liest man, soll eine Person, die eine oder gar beide Hände in den Hosentaschen vergräbt, verlegen, unsicher und unbeholfen, wenn nicht sogar flegelhaft, unhöflich oder sogar grob respektlos wirken.

Ich interpretiere die Haltung des erfolgsverwöhnten Nashville-Superstars eher als nachdenklich und ein wenig reflektierend, nach dem Motto, hab ich die (zu mir) passenden Songs ausgewählt und wieder alles richtig gemacht? Wird es am Ende wieder ein Nr.1-Album?

Blake Shelton befindet sich seit seinem Debüt kurz nach der Jahrtausendwende in einem einzigen Höhenrausch (auch von uns reviewtechnisch oft begleitet). Das versetzt ihn, ähnlich wie z. B. den Kollegen Tim McGraw, zwar in die bequeme Situation, nicht an eigene Kreativität beim Songwriting gebunden zu sein und sich quasi am Fundus der Nashville Songsschmiede relativ frei nach seinem Geschmack bedienen zu können, bringt allerdings auch einen immensen Erfolgsdruck mit sich, hier das richtige Gespür in die Waagschale zu werfen.

Aber der 2017 zum ‚Sexiest Man Alive‘ gewählte Musiker, Juror (bei ‚Nashville Star‘) und Coach (bei ‚The Voice‘ – siebenfacher Gewinner) wäre nicht über einen so langen Zeitraum, da, wo er heute ist, wenn er nicht längst einen Instinkt, ja schon fast ein Erfolgsgen in dieser Hinsicht entwickelt hätte.

Und so verhält es sich auch auf „Body Language“: Sämtliche zwölf Tracks wirken wie für Blakes angenehme Stimme geschaffen, eine Scheibe, bei der man sich, angesichts dieser nervtötenden Zeit, entspannt mit einem Glässchen Wein in den Sessel fallen lassen kann und dem Flow der Lieder relaxt lauschen kann.

Das Werk beginnt allerdings mit dem schönen, knackigen Southern Country Rocker „Minimum Wage“ (trotzdem sehr melodisch, textlich witzig sowie mit schönem Dobro-Slide und klasse Telecaster-Solo). Beim Titelstück gibt es mit der Einbindung von den Swon Brothers ein wenig Karrierehilfe für die Brüder aus Oklohama, diese hatte Shelton als Coach bei The Voice 2013 auf den dritten Platz gebracht.

„Happy Anywhere“ wirkt als eine Art beidseitige Liebeserklärung im Rahmen seiner Liason mit Gwen Stefani, die stimmmäßig ebenfalls harmonisch mitmischt.

Ansonsten gibt es das gewohnt niveauvolle Shelton-Liedgut: Lässig-melodisch groovende New Countrysongs, mal etwas traditioneller („Corn“ mit klasse Text,  „The Flow“ mit klirrendem Banjo, „The Girl Can’t Help It“ – tanzbarer Stomper), mal etwas moderner („Monday Mornin’ Missin’ You“ – Ohrwurm, „Whatcha Doin’ Tomorrow“ – humorvoller Schunkler), dezente Tex-Mex-Ingredenzien („Makin’ It Up As You Go“ – Trinklied mit spanischer Akustikgitarre, „Neon Time“ – Eagles/Midland-angehauchter Schwofer mit Crowd-Gesang im Endrefrain).

Und mit der Beschwörung der Kraft des ‚heilgen Buches‘, in Form des allerdings sehr schönen Stückes „Bible Verses“, gießt Blake das obligatorische (Weih-)Wasser auf die Mühlen seiner religiös-konservativen Klientel.

Insgesamt wieder eine tolle Scheibe. „Body Language“ wird den Status Quo von Blake Shelton in Nashvilles Superstarriege weiter festigen. Ob es zu einem erneuten Nr.1-Werk reicht, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. In jedem Fall Grund genug, die Hände aus den Taschen zu nehmen und mit breiter Brust seinen Weg voranzuschreiten!

Warner Bros. (2021)
Stil: New Country

01. Minimum Wage
02. Body Language (feat. The Swon Brothers)
03. Happy Anywhere (feat. Gwen Stefani)
04. Now I Don’t
05. Monday Mornin’ Missin’ You
06. Corn
07. Makin’ It Up As You Go
08. Whatcha Doin’ Tomorrow
09. The Girl Can’t Help It
10. The Flow
11. Neon Time
12. Bible Verses

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