Deana Carter – The Story Of My Life – CD-Review

Der berühmte Chicago Tribune charakterisiert Deana Carter wie folgt: „She is noted for her singular voice, which manages to be strong, soft and sultry at the same time“. Welch wahre Worte! Denn auch nach ihrer Babypause, diversen privaten und beruflichen Turbulenzen (Scheidung und zwei Labelwechsel), hat die 39-jährige Tochter von Fred Carter jr., einem namhaften Session-Gitarristen, der mit berühmten Persönlichkeiten wie Elvis Presley, Simon & Garfunkel oder Roy Orbinson zusammenarbeitete, nichts von ihrer musikalischen Faszination verloren.

Nein, im Gegenteil! Der Wechsel zu ihrem neuen Label hat ihr scheinbar ungeheure Motivation verliehen. Denn diesmal gibt es auf ihrem neuen Album „The Story Of My Life“ fast eine „One-(Wo)Man-Deana-Carter-Show“ vom Allerfeinsten. Sie hat sämtliche Songs geschrieben, singt, spielt diverse Instrumente und hat das Werk auch noch eigenständig produziert. Dazu hat sie ein paar wenige, auserwählte, mit ihr wunderbar harmonierende, Instrumentalisten (überragend Lead-Gitarrist Jeff Carter) mit ins Boot genommen.

Was hat sich nun gegenüber ihrer Vorgänger-CD „I’m Just A Girl“ von 2003 geändert, die trotz sehr ansprechender Leistung (sh. auch unter „Stöbern“) mit nur 82.500 abgesetzten Exemplaren, nicht mehr an die Traum-Zahlen ihrer zwei ersten Alben anknüpfen konnte, obwohl ihr Debüt natürlich mit über drei Millionen verkaufter CDs einen nicht erwarteten, grandiosen (wahrscheinlich auch nicht zu wiederholenden) Erfolg gebracht hatte? Zum einen zeigt schon das Cover, dass Deana das äußerliche Image eines modelartigen
„Sunny-Girls“ abgelegt hat. Vielmehr wirkt sie viel fraulicher und introvertierter, ja fast verträumt, wobei sicherlich auch die Geburt ihrer Tochter dabei eine wesentliche Rolle spielen dürfte.

Auch ihre Musik kommt dementsprechend gereifter daher. Die Gute-Laune-Nummern und auch der Countrygehalt reduzieren sich auf die Single „One Day At A Time“, ein locker, flockig ins Ohr gehender Midtempo-Song und „Getting Over You“, ein rhythmischer Akustikpiano-getränkter Popsong mit leichtem Southern-Flair, auch dank Deanas vorzüglich eingebrachtem Stratocaster-Spiel. So spielt sich das Ganze also weitgehend im nur noch dezent Country- und leicht Americana-infizierten, modernen Singer/Songwriter-Pop-Rock-Bereich ab (zuweilen liegt auch ein Vergleich zu Sheryl Crow nahe), das allerdings auf einem Top-Niveau mit tollen Songs, prima Melodien und viel musikalischer Kompetenz. So richtig die Post geht beim Opener „The Girl You Left Me For“ ab, ein leocht psychedelisch angehauchtes Pop-Rock-Knaller, wo leichte Reminiszenzen in Richtung Avril Lavigne unweigerlich aufflackern.

Der Rest sind relativ ruhig gehaltene, dennoch oft durchaus knackige, sich meist mit Beziehungsstress auseinandersetzende, nachdenkliche Nummern, die aber wunderschön instrumental in Szene gesetzt wurden und durch Deanas zarte, fast verletzlich klingende Stimme voll zur Entfaltung kommen. Excellent dabei „Ordinary“ (herrliche Hammondbegleitung, tolle Breaks, klasse Gitarre) und das bluesartige „Sunny Day“ (schöne E-Fills, Solo und Abschlusspart durch Gitarrist Jeff Carter, im Stile von Peter Green). Insgesamt ein schönes, in sich schlüssiges Gesamtwerk, mit geschmackvoller Covergestaltung, die natürlich alle Texte beinhaltet.

Deana Carter zeigt mit ihrem neuen Album einmal mehr, dass mit ihrem Namen weiterhin große Qualität verbunden ist, weshalb wohl auch eine, für ein Independent-Label ungewöhnliche, fast Major-mäßig, groß angelegte Promotionkampagne in den USA gestartet wurde. Ob sie verkaufstechnisch damit wieder an alte Erfolgstage anknüpft, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Aus unserer Sicht spricht absolut nichts dagegen! Qualitätsmäßig jedenfalls präsentiert sie sich in blendender Verfassung! Und das ist das Wichtigste!

Vanguard Records (2005)
Stil:  New Country

01. The Girl You Left Me For
02. One Day At A Time
03. Ordinary
04. In A Heartbeat
05. Katie
06. Atlanta & Birmingham
07. She’s Good for You
08. Not Another Love Song
09. Sunny Day
10. Getting Over You
11. The Story of My Life

Deana Carter
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