Deadstring Brothers – Starving Winter Report – CD-Review

Bisher hat man Detroit eigentlich immer mit dem Geräusch von röhrenden Motoren oder ziemlich lauter Rock-Musik in Verbindung gebracht. Seit 2001 hat sich dort allerdings eine Band formiert, die in der Americana-/Rootsrock-Szene für immer mehr Furore zu sorgen beginnt. Die Deadstring Brothers, bestehend aus Bandlleader und Songschreiber Kurt Marschke (Lead vocals, guitars, dobro & mandolin), E. Travis Harrett (Drums), Philip Skarich (Bass), Ross Westerbur (Piano, organ) und der hervorragenden Background-Sängerin Masha Marjieh (Harmony vocals, Percussion).

So beurteilte das in amerikanischen Szenekreisen hoch angesehene „Paste“- Magazine ihre Debütwerk von 2003 als eine der besten Roots-Rock-CDs des Jahres. Mittlerweile haben sie mit ihrer Nachfolgescheibe „Starving Winter Report“ sogar nochmal ordentlich nachgelegt. Den Deadstring Brothers ist ein kleines Meisterwerk mit zehn wunderbar ineinander greifenden Songs auf einem erstaunlich hohem Niveau gelungen. Nicht nur wegen der Stimmähnlichkeit des Sängers Kurt Marschke zu Mick Jagger wird die Band häufig mit den Rolling Stones zu ihren „Exile On Main Street“-Zeiten verglichen. Das passt schon, doch es ist weit mehr. Wohl niemand zuvor hat die Ruppigkeit der damaligen Stones-Ära mit der Country-Mentalität eines Gram Parsons besser verbunden als die Deadstring Brothers.

Ein wenig Flair von „The Band“ oder gar Ryan Adams runden die Sache ab. Schon der Opener „Sacred Heart“ hat den berühmten, Stones-trächtigen Sound mit unterschwelligem Honkytonk-Feeling, der am besten in Whiskey getränkter Luft und Nikotin verräuchter Atmosphäre genossen werden kann. Tolle Gitarrenriffs, eine klasse melodie, geht die Nummer prima ab! Hat vielleicht entfernt soagr etwas von Dan Baird und seinen Georgia Satellites!

Ganz große Klasse sind auch die beiden einzigen balladesken Stücke des Albums, „Lights Go Out“ (mit typischem Barroom-Flair) und das überragende, emotional kraftvolle „Blindfolded“ mit ganz ausgezeichneten Vokalleistungen von Marschke und den schönen Harmoniegesängen von Mascha Marjieh. Die starken Pedal Steel-Einlagen von Gastmusiker Dale Dorsey vermitteln dabei eine äußerst angenehme Retro Countryrock-/Alternate Country-Note. Ganz überragend, trotz der allseits dominanten (aber keineswegs aufdringlichen) Präsenz des Bandchefs, ist Keyboarder Ross Westerbur (fast schon so etwas wie der heimliche „Star“ des Albums), der mit unnachahmlichen und immer genau passenden Piano- und Orgeleinsätzen (teilweise sogar im Wechsel) dem eh schon erstklassigen Songmaterial das endgültige „gewisse Etwas“ verpasst.

Herrlich sein oft klimperndes Piano! „Toe The Line“ und „Lonely Days“ umgibt wieder ein Hauch von countryrockigem Retro-Flair, „Get Up Jake“ (ein Cover von Robbie Robertson) und „All Over Now“ huldigen in partytauglicher Weise einmal mehr die Stones, „’Til The Bleeding Stops“ hat gar durchaus Southern-lastige Momente. Der einzige etwas aus dem Rahmen fallende, aber ebenfalls traumhaft gelungene Song, ist das großartige „Moonlight Only Knows“, bei dem vollkommen akustisch, mit einem feinen Bluegrass-Flair musiziert wird. Kratzige Akustikgitarre, tolle Percussion-Arbeit, Mandoline, Dobro und eine, wiederum sehr starke, Gastvorstellung von David Mosher an der Fiddle, inklusive eines schönen Solos – Allternate Country-/Americana-Musik vom Feinsten! Das Album ist zudem noch ein echter „Grower“.

Je öfter man es hört, desto besser kommt es einem bei jedem weiteren Male vor – die Musik wächst! Ein absolutes Indiz für die hohe Qualität dieser Mucke! Diese höchst talentierte Gruppe hat sich dank intensiven Tourings in den Staaten, und auch in Europa (England, Niederlande), bereits einen prächtigen Namen in Insiderkreisen erarbeitet. Fest steht, dass „Starving Winter Report“ in positiver Hinsicht dazu beitragen wird, dass sich ihr Bekanntheitsgrad in Zukunft noch erheblich steigern wird. Mit den Deadstring Brothers wächst etwas Großes im Americana-/Rootsrock-/Alternate Countryrock-Bereich heran. Ganz hervorragende Leistung!

Bloodshot Records (2006)
Stil: Roots Rock

01. Sacred Heart
02. Toe the Line
03. Ain’t Grace Amazing
04. Get Up Jake
05. Talkin‘ Born Blues
06. Blindfolded
07. Moonlight Only Knows
08. ‚Til the Bleeding Stops
09. All Over Now
10. Lonely Days

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