Sister Hazel – BAM! Volume 1 – CD-Review

Sis

Sister Hazel sind eine bisher lang aufgeschobene Herzensangelegenheit von mir. Ich wollte die Band aus Gainesville, Florida bestehend aus Ken Block (voc, g), Drew Copeland (g, bvoc, voc), Ryan Newell (g), Jett Beres (b) und Mark Trojanowski (dr) eigentlich schon öfter mal vorstellen, aber aus den unterschiedlichsten Gründen ist es dazu nie gekommen. Schön, dass jetzt mit „BAM Vol. 1“ die Gelegenheit da ist.

Die Band erfreut sich in den Staaten größter Beliebtheit, bei uns ist sie meist nur Insidern bekannt, doch vielen Menschen, die öfter das Radio anhaben, dürfte ganz sicher mal ihr größter Hit „All For You“ zu Ohren gekommen sein. Filmkenner mit gutem Gedächtnis könnten sich eventuell auch an Lieder aus Streifen wie „Teuflisch“ („Change Your Mind“), „10 Dinge, die ich an dir hasse“ („Your Winter“) oder „The Wedding Planer“ (We’ll Find It“) erinnern.

Auf ihrem siebten Studio-Album (Sister Hazel sind mittlerweile nach vorübergehendem Major-Kontrakt wieder aus eigenem Antrieb bei einem Independant Label) leisten sie sich den Luxus, 15 Stücke zu veröffentlichen, die entweder als B-Seiten geplant waren oder es, aus welchen Gründen auch immer, nicht auf die offiziellen Alben geschafft haben. Das zeugt von einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein, zumal die Bezeichnung Vol.1, weitere geplante Outtakes dieser Art suggeriert. Ich würde spontan behaupten, dass solche Werke bei vielen anderen Interpreten mit äußerster Vorsicht zu genießen wären, im Fall dieser Band schüttelt man angesichts der Qualität der Songs mit offenem Mund vor Staunen sein weises Haupt.

Denn bis auf zwei Ausnahmen vielleicht (selbst die sind auch nicht von schlechten Eltern) wird eigentlich das selbe hohe Niveau gefahren wie auf ihren bisherigen Studio-CDs, ich würde sogar behaupten, deutlich besser als ihr ’schwächstes‘ Werk „Lift“ von 2004. Und so steht der Opener „What Kind Of Living“ eigentlich auch für das, was man von Sister Hazel im Allgemeinen geboten bekommt. Meist schöne, sehr melodiöse Intros/Strophen mit Akustik- und E-Gitarren unterlegt (hier prescht mal ein Slide-Riff voraus), kräftige Refrains mit hohem Wiedererkennungswert, vorgetragen von Ken Blocks eigenwillig ’näselnder‘, aber sehr angenehmer Stimme, die in weitestem Sinne vielleicht mit der von Henry Paul vergleichbar ist, und meist dazu noch von einem schönen E-Solo von Ryan Newell veredelt werden. Anders formuliert. Stilvoller, rootsiger Pop mit einem Schuss Southern-Rock.

Meine persönlichen Favoriten auf diesem Album sind unter vielen (das Album macht wirklich durchgehend Spaß) „Sail Away“ (herrliche spanische Akustik-Gitarre, Block singt wie ein ‚Gringo‘, schönes Mexican-Flair, dazu klasse E-Gitarrenarbeit) und das mit einem trockenen, kratzigen Akustik- und E-Gitarrenrhythmus dahin groovende „Grand Canyon“. Wie meistens erhält dann auch Drew Copeland einmal die Gelegenheit sich an der Front zu präsentieren, hier beim southern-bluesigen „Can’t Get You Off My Mind“ (von ihm gibt es übrigens auch eine schöne Solo-Scheibe „No Regrets“ von 2004).

Alles in allem ein Klasse-Album, womit ich weiteren Ausgaben dieser Art schon jetzt mit Freude entgegensehe. Viele Bands wären sicher heilfroh, überhaupt mal mit wenigen Liedern dieses Niveaus auf ihren A-Werken glänzen zu können. Ganz witzig ist auch noch die Comic-mäßige Gestaltung des Booklets. Sister Hazel sind übrigens auch auf der Bühne eine Bank, wer nach dieser CD Blut geleckt hat, kann als nächsten Tipp mal ihre Live-DVD antesten. So, jetzt hat es also endlich geklappt…!

Croakin‘ Poets Records (2007)
Stil: Southern Pop Rock

01. What Kind Of Living
02. Boy Next Door
03. Work In Progress
04. Sweet Destiny
05. On Your Mind
06. Sick To My Soul
07. Mosquito
08. Little Black Heart
09. Sail Away
10. Wrong The Right Way
11. Grand Canyon
12. Save Myself
13. Can’t Get You Off My Mind
14. She’s Gone
15. Mona Lisas

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