Sara Evans – Slow Me Down – CD-Review

Wenn man die bildhübsche, immerhin schon 43-jährige Sängerin auf dem Coverbild ihres neuen Werkes „Slow Me Down“ in High Heels und knappen Hot Pants vor einer großen Uhr posieren sieht, dürfte so manches der beliebig auswechselbaren Jungmodels von heute wohl vor Neid erblassen. Aber auch unter ihren Gesangskolleginnen der Szene dürfte ihre blendende Gesangsleistung, mit der sich Sara Evans, eine von Nashvilles erfolgreichsten Künstlerinnen, 3 Jahre nach „Stronger“ zurückmeldet, bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ihr gelingt eine ausgewogene Balance zwischen poppigen, modernen Stücken und ein paar sehr traditionell fundamentierten, klassischen Country-/New Country-Titeln. Ein Major-Album par exellence! Produziert hat Mark Bright, der schon bei Evans Platinalbum „Real Fine Place“ aus dem Jahre 2005 an den Reglern saß. Der Opener und Titelsong zugleich, „Slow Me Down“, eine mit E-Gitarren- und Synthie-Spielereien (Streicherimitationen) verzierte Powerballade, ist gerade mit steigender Tendenz dabei, die Top-20 der Billbord Country Single-Charts zu erobern.

Die Scheibe enthält drei sehr interessante Kollaborationen. Zum einen, mit dem in letzter Zeit erheblich an Popularität zulegenden Singer Gavin DeGraw bei seinem auch selbst performten und aus der eigenen Feder stammenden, Piano-dominierten „Not Over You“ (in Richtung Lady Antebellum, Thompson Square), zum anderen dem Blockbuster-tauglichen Duett mit The Frays-Frontmann Isaac Slade bei „Can’t Stop Loving You“ und letztendlich dem herrlich in traditionellem Flair gehaltenen „Better Off“ (mit sägender Fiddle, gespielt durch Aubrey Haynie) in Kombination mit Vince Gills unnachahmlichen Harmoniegesängen.

Bei drei der insgesamt elf Tracks ist Sara auch kompositorisch involviert gewesen. „You Knever Know“ in Zusammenarbeit mit Shane McAnnally und Josh Osborne besticht durch eine tolle Atmosphäre, klasse hier besonders das E-Gitarren Slide-Solo. Sowohl das mit kräftigem Refrain ausgestattete „If I Run“, als auch das gute Laune versprühende „Sweet Spot“ (beide geschrieben mit Karyn Rochelle und Shane Stevens), dürften es in die engere Auswahl als Kandidaten für die nächste Hit-verdächtige Single schaffen. Gerade Letztgenanntes müsste mit seinem am Synthesizer simulierten, fröhlichem Pfeifen (man ertappt sich sofort dabei, Mitpfeifen zu wollen und tut es irgendwann dann auch) und dem die Fußwippe anregenden Rhythmus (aufgrund der damit verbundenen positiven Aura) besonders viele Menschen ansprechen.

Einfach nur genial ist die markante Dobroführungslinie in „Good Love Is Hard To Find“, die genau wie Saras ausdrucksstarker Gesang hier die Hauptakzente setzt. Verantwortlich ist hier der vielbeschäftigte Saitenartist Ilya Toshinsky, der auch bei der finalen, furios-poppigen Version (Mann hat der Song Power und Wucht!) von Radney Fosters einst typisch knarzigem Titelsong seines letzten „richtigen“ Albums „Revival“, mit seiner filigranen Banjospielerei die Ausrufezeichen setzt. Wie Toshinsky im zweiten Teil des Liedes die Finger über sein Arbeitsgerät fliegen lässt, ist schon mehr als erwähnenswert. Ein großartiger Abschluss eines durchgehend mit Hit-Potential ausgestatteten Werkes.

Sara Evans meldet sich mit „Slow Me Down“ in blendenster Verfassung zurück! Sie füllt im Moment zur Zeit mit ihrem leicht Twang-verziertem Gesang so ein wenig die Lücke in Nashville aus, die Sugarland hinterlassen hat, seit Jennifer Nettles sich auf ihren Solopfaden, in die Singer/Songwriter-Ecke begeben hat. Tolle Musik von einer der arrivierten (immerhin schon seit 17 Jahren mit oben dabei), großen Sängerinnen der New Country-Sparte – Faltbooklet mit allen Texten und Infos sowie weiteren sehr nett anzusehenden Bildern der Protagonistin inbegriffen. Großes Kompliment in allen Belangen, Sara Evans!

Mercury Nashville (2014)
Stil:  New Country

01. Slow Me Down
02. Not Over You (featuring Gavin DeGraw)
03. Put My Heart Down
04. Can’t Stop Loving You (Duet with Isaac Slade)
05. You Never Know
06. If I Run
07. Sweet Spot
08. Good Love Is Hard To Find
09. Better Off (featuring Vince Gill)
10. Gotta Have You
11. Revival

Sara Evans
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Bärchen Records