Iron Bridge Band – Road Not Taken – CD-Review

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Da neigt sich in unserer schnelllebigen Zeit das Jahr in großen Schritten schon fast wieder dem Ende entgegen und plötzlich schneit in einem für mich review-technisch gesehen, bis dato recht spannungsarmen 2013 (zumindest was Newcomer angeht) doch noch so was wie eine echte Überraschung in Sachen CD-Neuveröffentlichungen herein. Die Rede ist von der in New Jersey beheimateten, seit 2010 existierenden Iron Bridge Band! Eine Vierer-Combo mit klarer Aufgabenverteilung. Die Rhythmusfraktion bildet das Ehepaar Lanie (Bass) und Scott Skully (Drums), wobei sich Lanie, der Legende nach, aus purer Frustration irgendwann eine Bassgitarre kaufte und das Spielen in kürzester Zeit selbst erlernte, weil innerhalb der musikbegeisterten Familie einfach kein Angehöriger zu finden war, der bereit war, sich der Lücke im Tieftönerbereich anzunehmen.

Ehemann Scott war mit dem aus der New Yorker-Area ansässigen Steve Walsh gut befreundet, der auf eine 30-jährige Epoche als Gitarrist zurückblicken kann. Die beiden gründeten dann auch 2010 besagte Iron Bridge Band. Ihren Frontmann fanden sie im Schüler von TNT-Chef Tony Harrell, Chandler Mogler, der in diversen Hard-, Melodic- und Rockbands ebenfalls aus dem New Yorker Raum (Talon, Dangered Ace) von sich reden machte und immer wieder auch parallel von weiteren Musikprojekten/-bands gebucht wird. Eine Art amerikanischer Göran Edman finde ich als Beschreibung (auch in seiner Art zu singen) als äußerst passend. Nach einer EP-Veröffentlichung 2011 präsentiert das Quartett mit „Road Not Taken“ jetzt seinen ersten Longplayer und das wirklich mit Bravour. Der auf dem eigenen Label in völliger Eigenregie erstellte Silberling lässt vom ersten bis zum letzten Akkord keinen Zweifel daran, dass man es mit absolut versierten Musikern zu tun hat, die auch ein echtes Händchen für’s Songwriting und vor allem eine satte und transparente Produktion hatten (alle Instrumente und Gesangsparts wurden jederzeit glasklar herausgearbeitet, so dass man auch ein überaus angenehmes Klangergebnis erhält).

Da lassen sie mit dem Opener „Thunder In A Sacred Place“ doch direkt einen furiosen Donnerhall im Stile der Black Crowes/Dirty Guv’nahs zu Glanzzeiten als Gruß in Richtung der von uns so geliebten südlichen Gefilde des Landes krachen. Ein fulminanter Southern-Rocker mit fetter E-Gitarrendominanz (mit unterschwelligem AC/DC-Führungsriff), starkem Gesang Moglers und einer herrlich keifenden Backgroundröhre namens Jessie Wagner, der vermutlich am Ende in den Top-5 meiner Jahresrangliste landen wird. Grandios! Was für ein Auftakt. Das ebenfalls mit typischen Gitarren (am Ende sogar in der Twin-Variante) versehene „Best Wine“ (erinnert mich vom Flair an unser ehemaliges nationales One-CD-Wonder Street Survivors) hat aufgrund Walshs-Gitarrenspiel ebenfalls SR-Bezüge. Auch das wieder von Jessie Wagner glänzend unterstütze „Smokin‘ Gun“ wird Genre-Fans sicherlich sehr zusagen. Danach hat die Band zwar keineswegs ihr Pulver verschossen, wendet sich aber einem etwas breiter gefächerten Spektrum an rockmusikkompatiblen Stilen zu, das unter dem Oberbegriff des AOR (Adult Orientated Rock) wohl am besten charakterisiert wird.

Die gitarrenbetont relaxt groovenden „Wildflower“ (sogar ein bisschen jazzig angehaucht) und „Bittersweet“ sind ideale Hintergrundmusik zum Schwofen auf einer sommerlichen Pool-Party. Die beiden Gitarreninstrumentalnummern „Miles To Go“ (akustisch) und „Before I Sleep“ zeigen Walsh als versierten Saitenkünstler, der sich Mühe gibt, die Titel der Songs in einer adäquaten Stimmung aufzubereiten. Auch „Petticoat Road“ weiß mit seiner Retro-Note dank Moglers schönen Gesangsperformance und Walshs Stiche setzender Fill-Arbeit zu gefallen. New Jersey ohne auf Bon Jovi Bezug zu nehmen, erscheint irgendwie unmöglich. Der Center-Song des Albums „All Our Yesterdays“, der in einer elektrischen und akustischen Version gebracht wird, würde auch problemlos, zumindest was den Refrain angeht, ein gutes Bild im Songrepertoire des Superstars abgeben. Chandler Mogler hat den schmachtenden Gesangstil der Rockikone, was die balladeskeren Sachen angeht, jedenfalls durchaus mit in seinem variablen vokalen Fundus.

Das CD-Debüt „Road Not Taken“ der Iron Bridge Band hat mir persönlich direkt von Anfang an zugesagt. Somit stellt der Ostküsten-Vierer in jedem Fall für mich eine echte Bereicherung dar. Hier stimmt schon sehr vieles, um auf hohem Niveau zu musizieren. Da ist verdammt viel Potential am Start. Lediglich eine etwas einheitlichere Stil-Struktur (das Hin- und Herpendeln von Moglers Stimme und auch der instrumentellen Darbietungen erzeugen ein wenig Unruhe im Ablauf der CD – aber das ist auch schon Jammern auf hohem Niveau) zugunsten einer deutlicher auf Classic Rock fokussierten Ausrichtung wäre (meiner Ansicht nach) eventuell überlegenswert, um einen etwaigen kommerziellen Durchbruch realisieren zu können. Und vielleicht könnten dann ja auch die Herren Bon Jovi und Sambora mal ein gutes Wort für die Iron Bridge Band bei investitionsbereiten Major-Labels einlegen…

Messej Media (2014)
Stil:  Rock

01. Thunder In A Sacred Place
02. Best Wine
03. Wildflower
04. Petticoat Road
05. All Our Yesterdays
06. Bittersweet
07. Smokin‘ Gun
08. Once Beautiful (Love Like Rain)
09. Miles To Go
10. The Most Benevolent Wind
11. Before I Sleep
12. All Our Yesterdays (Acoustic)

Iron Bridge Band
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