Johnny Blue Skies – Passage Du Desir – CD-Review

Review: Michael Segets

Passend zu den Sommerferien bringt Johnny Blue Skies mit „Passage Du Desir“ einen entspannten Longplayer heraus, mit dem sich prima ein Abend in einer Strandbar ausklingen lässt. Die Songs sind dabei mit Cocktails oder Bier kompatibel – oder zur Not auch mit „Mint Tea“. Die Stücke machen den Eindruck, als wären sie solch müßigen Stunden entsprungen, in denen man die Ruhe findet, seinen Gedanken nachzuhängen.

Da werden Träume entsponnen, selbst eine Bar am Meer zu eröffnen und in den Tag hineinzuleben („Scooter Blues“). Aber auch über die Vergangenheit wird sinniert, wenn verlorene Freundschaften und abgebrochene Kontakte in den Sinn kommen („Jupiter’s Faerie“). Vor allem geht es in den Lyrics darum, sich selbst zu definieren und sich in Beziehungen nicht zu verlieren.

Die Texte weisen eine Schwere auf, die sich in den Melodien und den Arrangements nicht wiederfindet. Diese sind in einem positiven Sinne gefällig, mehrmals mit stimmungsvollen Intros oder Outros versehen. Getragen werden die Songs von der angenehmen Gesang von Johnny Blue Skies, der eine gewisse Wärme ausstahlt. Sollte einem die Stimme bekannt vorkommen, so hat das seinen Grund. Hinter Johnny Blue Skies verbirgt sich nämlich Sturgill Simpson.

Simpson nahm sich vor, lediglich fünf Alben unter seinem Namen zu veröffentlichen. Wieso er sich diese Limitation auferlegte, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Rechnung geht sowieso nur auf, wenn die beiden Bluegrass-Scheiben „Cuttin‘ Grass – Vol. 1 & 2“ (2020) nicht mitzählen. Ob mit dem neuen Künstlernamen nun eine grundlegende Änderung seiner musikalischen Ambitionen einhergeht, lässt sich schwer beurteilen. Schon auf seinen bisherigen Veröffentlichungen wechselte Simpson die stilistischen Schwerpunkte.

„Passage Du Desir” folgt einer modernen Spielart des Americana. Bei einzelnen Tracks geht es in Richtung Country („Who I Am“), bei anderen scheinen nautische Einflüsse in Musik und Texten durch („Swamp Of Sadness“). Obwohl in Kentucky geboren, hat Simpson eine Vorliebe für die Seefahrt: So diente er mehrere Jahre in der Navy und sein Album aus dem Jahr 2019 trägt den Titel „A Sailors Guide To Earth“. Man darf gespannt sein, wohin der Wind Sturgill Simpson alias Johnny Blue Skies zukünftig trägt.

Zunächst ist eine ausgiebige Tour in Amerika geplant – die erste für Simpson seit der Pandemie. Angekündigt wird sie als „Sturgill Simpson featuring very special guest Johnny Blue Skies”. Er verspricht, bei den Konzerten auch auf älteres Material zurückzugreifen. Wahrscheinlich kommen dabei Titel seines bahnbrechenden Werks „Metamodern Sounds In Country Music“ (2014) zu Gehör, dessen zehnjähriges Jubiläum kürzlich mit einer Neuauflage des Albums gefeiert wurde.

High Top Mountain Music – Thirty Tigers/Membran (2024)
Stil: Americana/

Tracks:
01. Swamp Of Sadness
02. If The Sun Never Rises Again
03. Scooter Blues
04. Jupiter’s Faerie
05. Who I Am
06. Right Kind Of Dream
07. Mint Tea
08. One For The Road

Sturgill Simpson
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