Nation Sack – Same – CD-Review

Es war klar, dass das Greg Koch-Malford Milligan-Projekt, Nation Sack, keine einfache Kost für meine melodieverwöhnten Ohren sein würde. Das Gesamtergebnis entpuppt sich aber entgegen aller anfänglichen Befürchtungen mit meinem Geschmacksinn in weitestem Sinn, trotz ab und an auftauchender ‚Ungewohntheiten‘, als durchaus konform.

Gitarrenvirtuose Greg Koch war mir bisher nur namentlich bekannt, Malford Milligan zählt schon seit vielen Jahren dank seiner Beteiligung bei Storyville, zum erlauchten Kreise meiner Lieblingssänger. Diesen schwergewichtigen, albino-negroiden Dampfkessel mal in persona auf der Bühne zu erleben, gestattete mir die vor geraumer Zeit erschienene DVD Live At Antones dieses Hochkaräter-Quintetts, die ich nach wie vor jedem Leser dieses Magazins ans Herz legen möchte.

Der Bandname Nation Sack bezieht übrigens seine Herkunft aus dem Robert Johnson-Klassiker „Come On Into My Kitchen“. Gemeint ist ein Beutel, dem in der Hoodoo-Lehre vornehmlich von Frauen eine spirituelle Bedeutung zugemessen wird. Mit Koch und Milligan scheinen sich von der Chemie zwei hervorragend auf einander abgestimmte Charaktere gefunden zu haben (Koch redet sogar recht selbstbewusst von einem angehenden Page-Plant-Paar).

Auf der einen Seite die wirklich einzigartigen, bluesig-souligen Vocals (von gefühlvoll bis aggressiv) Milligans, auf der anderen die virtuose und brillante E-Gitarrenarbeit von Koch, die fast immer verschrobene Züge aufweist und doch in einem schlüssigen Gesamtbild endet. Die Rhythmusfraktion, bestehend aus Tom Good (Bass) und Del Bennett (Schlagzeug), spielt ihren Part trocken und zweckgerichtet runter (recht ähnlich dem Stil der Storyville-/Ex-Stevie Ray Vaughan-/Ex-Arc Angels-Musiker Chris Layton und Tommy Shannon).

Im Groben und Ganzen erhält man einen überaus intelligent gespielten Blues Rock, der sich vornehmlich zum gängigen Genreangebot, mit all seinen vermeintlichen Wunderkindern, dadurch auszeichnet, dass hier jemand vor dem Mikro steht, der auch singen kann. Dazu sind Kochs unkonventionelle Solo-Ausflüge so punktgenau konstruiert, dass er trotz aller filigraner Klasse nie ein Anflug von Selbstverliebtheit aufkommen lässt. Der Mann weiß einfach, wann und wie er sich im Bandgefüge wieder unterzuordnen hat.

So gibt es einige Stücke, die durchaus auch auf einem Storyville-Album Platz gefunden hätten („Clean Livin“, „Envy The Dead“, „Same Ole“, „Livin The Dream“), explizit zu erwähnen hierbei das grandios umgesetzte, soulige, herrlich melodische John Lennon-Cover „Jealous Guy“ (bekannt geworden wohl eher durch die Roxy Music-Fassung kurz nach Lennons Tod). Es gibt aber auch einige vertrackte Nummern, bei denen Koch stark den Stempel aufdrückt, wie „International Man Of Misery“ (fast schon irrenanstalttauglich, sein leieriges und nervenzehrendes Gitarrenwechselspiel), die Instrumental-Stücke „Syrup“ (der reinste Slide-Gitarrensirup) und das funkig, dezent angejazzt swingende „Wes Get Funky“ oder das mit Chuck Berry-mäßigen Retroriffen durchzogene „Monkey Business“. Wer es klassisch liebt, erhält sogar ein gitarrenmodifiziertes Chopin-Präludium („Prelude“) als Intro zum balladesken „Lie A Little Harder“ (mit schräg wimmernden Gittarrentönen im ausgedehnten E-Solo).

Nation Sack, alias Greg Koch und Malford Milligan, bieten insgesamt auch ohne Hoodoo-Zauber magische anmutende Blues Rock-Momente ab, die aber letztendlich ausschließlich auf irdisch angeeignetem Können und Talent seiner Protagonisten basieren. Wer die früheren Outputs der Beiden kennt, dazu dem meist treffsicheren Urteilsvermögen des Rezensenten vertraut, erhält weder eine rockmusikalische Wundertüte, noch kauft er die berühmte Katze im Sack. Insgesamt qualitativ hochwertiger und erfrischender Blues Rock der etwas anderen Art!

Pepper Cake Records, (2009)
Stil: Blues Rock

01. Clean Livin
02. International Man Of Misery
03. Envy The Dead
04. Same Ole
05. Livin The Dream
06. Come And Gone
07. Jealous Guy
08. Syrup
09. I Can Win
10. Wes Get Funky
11. Monkey Business
12. Winter – Prelude – Lie A Little Harder (Winter)
13. Winter – Prelude – Lie A Little Harder (Prelude)
14. Winter – Prelude – Lie A Little Harder (Lie A Little Harder)

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