The Jeff Healey Band – Live In Belgium – CD/DVD-Review

Der am 02.03.2008 mit 42 Jahren leider viel zu früh an Krebs verstorbene kanadische Musiker Jeff Healey ist in Sachen Blues Rock immer schon ein toller Vertreter gewesen. Da ich diesen tollen kanadischen Gitarristen ebenfalls sehr schätze, (sein 2000er-Werk „Get Me Some“ zählt mit zu meinen Lieblingsalben) freue ich mich, mal wieder ein wenig abseits der von mir sonst präferierten Pfade schweifen zu können.

Zu verdanken habe ich es unter anderem Healeys etatmäßigem Drummer Tom Stephen, der dieses im Juli 1993 beim Peer Rhythm Blues Festival statt gefundene Konzert aus den Archiven gefischt und in eine heute zeitgemäße audio-visuelle Verarbeitung überführt hat. Stephen hat auch die im beiliegenden acht-seitigen Booklet geschriebenen Liner Notes verfasst.

Das Live-Dokument stammt aus der „Feel This“-Phase, Jeffs dritten Studioalbum. Healey, damals noch mit milchbubihaftem, fast an einen kleinen Bruder von Patrick Swayze (mit dem ist er ja auch durch den Film „Road House“ verbandelt gewesen war) erinnernden Äußeren, dazu noch dem für die Zeit typischen Haarschnitt. Auch die Brillenmode schien aus heutiger Sicht, wie in den Publikumseinblendungen zu sehen ist, noch im Anfangsstadium ihrer Entwicklung gewesen. Immer wieder doch recht amüsant, so die Modesünden (auch seine eigenen) der Zeit vor Augen geführt zu bekommen, andererseits trauriger Weise kaum zu glauben, dass Healey ab da nur noch knapp 15 Jahre zu leben haben sollte.

Das Konzert macht aus mehreren Gründen großen Spaß. Zum einen wird das Thema Blues (Rock) doch recht fluffig umgesetzt und der im Fokus stehende Healey lässt das für viele Gitarreros der Zunft selbstverliebte Saitengewichse ganz weit außen vor, stellt aber dabei die Qualitäten seines außerordentlichen Könnens zu Genüge unter Beweis.

Ein weiterer Pluspunkt ist für mich die Hinzunahme des Keyboarders Washington Savage und der beiden dunkelhäutigen Hintergrundsänger/in Mischke Butler und Toucu (mit vielen tollen Backs und Harmonies), die dem Sound der Band viel mehr Variabilität und auch Volumen verschafften und auch ein deutlicheres Maß an Eingängigkeit verliehen.

Der erste Teil des Konzertes liegt mit sechs Songs (von sieben) schwerpunktmäßig auf dem zu dieser Zeit gerade veröffentlichen „Feel This“-Album, klasse der Einstieg mit den beiden schön rockenden Tracks „Baby’s Lookin‘ Hot“ und „The House That Love Built“. Auffällig direkt der extra für Jeff angefertigte Gitarrenhalter, der ihm ein Spielen im Stehen wie im Sitzen ermöglichte, als auch die mit nur drei Saiten bespannte schwarze Les Paul. Mann, was entzaubert der Bursche mit seiner eigenwilligen (vermutlich seiner Blindheit geschuldeten) Spieltechnik diesem reduzierten Instrument hier für Töne. Hut ab!

Weitere Highlights das von leichtem Southern-Flair umgarnte „It Could All Get Blown Away“ (typisches E-Solo) und der herrliche Slow Blues „Evil And Here To Stay“ (grandios Healeys filigrane Saitenarbeit in Verbindung mit Savages Pianogeklimper und Orgelgurgeln). Auch der von Joe Rockman und Tom Stephen entfachte Groove (in allen Tempi) ist schon von exzellenter Güte.

Der zweite Abschnitt geht von der Stückeauswahl her mehr in die Breite. Vom Black Crowes-behafteten, straight rockenden „Full Circle“ über den angenehmen Akustikteil (mit „That’s What They Say“ und „Angel Eyes“ – beide wunderbar melodisch), dem zum Soundtrack zählenden „Roadhouse Blues“ aus o. a. Swayze-Film (in dem Healey und Band mitspielten) und „See The Light“ inklusive Bandvorstellung, gipfelt die Show letztendlich in einer Killerversion des Beatles -Covers „While My Guitar Gently Weeps“ als vom Publikum lautstark eingeforderte Zugabe. Furios erneut die Gitarrensalven von Jeff, unter die Haut gehend die kreischende Back-Einlage von der auch optisch sehr nett anzusehenden Sängerin Toucu. Die erinnert ein wenig an die berühmte Performance von Clare Torry auf Pink Floyds „The Great Gig In The Sky“.

Das CD-/DVD-Kombipaket „Live in Begium“ (tracks sind identisch) ist ein sehens- wie hörenswertes Ton-und Filmdokument geworden. Es zeigt die Jeff Healey Band in der Blüte ihrer Zeit. Der gute, aufgebesserte Sound, die vielen schönen, eingeflochtenen Nahaufnahmen und natürlich die starke Musik machen die Angelegenheit zum kurzweiligen Vergnügen. Stephens Gang in die Katakomben der Archive hat sich somit in jedem Fall gelohnt. Jeff Healey und der ja auch vor einiger Zeit verstorbene Patrick Swayze dürften diese Retrospektive ebenfalls mit Genuss von oben herab verfolgt haben. Absolute Kaufempfehlung von meiner Seite!

Eagle Rock Entertainment (2012)
Stil: Blues Rock

01. Baby’s Lookin‘ Good
02. The House That Love Built
03. Evil And Here To Stay
04. Confidence Man
05. It Could All Get Blown Away
06. Lost In Your Eyes
07. Heart Of An Angel
08. Full Circle
09. That’s What They Say
10. Angel Eyes
11. Roadhouse Blues
12. See The Light
13. While My Guitar Gently Weeps

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