Jill King – Jillbilly – CD-Review

Jill

Das Wortspiel, das Jill King für den Titel ihrer ersten CD gewählt hat, also ihr Vorname in Kombination mit der Country-verwandten Stilrichtung Hillbilly, ist äußerst passend. Denn ihr Name steht ohne Zweifel für traditionelle Countrymusik.

Die aus Arab, Alabama stammende Dame hat den für viele Künstler des Genres üblichen Weg hinter sich. Als Kind schon im Gospelchor der Kirche auf Pfaden des Großvaters, mit zehn schon die ersten Songs geschrieben, später erste Erfahrungen auf Stadtfesten und kleineren Musikfestivals gesammelt. 1992 Gang nach Nashville und Konzentration zunächst aufs Songwriting mit über 200 Stücken. 2002 dann der Durchbruch. Ein Jahresengagement im historischen Club Tootsie’s und der Plattendeal mit Blue Diamond Records.

Herausgekommen ist eine Zusammenstellung sowohl eigener Lieder, als auch Stücke von Songwritern, denen Jill King im Laufe der Zeit immer schon große Bewunderung gezollt hat. Und die Liste kann sich sehen lassen. Craig Wiseman, Gary Nicholson, Leslie Satcher, Tony Martin oder Mark Nessler sind längst arrivierte Namen, die aus der Szene nicht mehr wegzudenken sind und von vielen Darstellern in Anspruch genommen werden. Aber auch mit ihren eigenen Kompositionen braucht sie sich nicht zu verstecken. Die Songs hören sich allesamt an, als wären sie live eingespielt, also kaum Overdubs, was das Werk an sich schon sympathisch macht.

Hier ein paar Highlights:
– „It’s Me Again“ mit schönem Piano-Intro, viel Western-Flair, herrlicher Akustikgitarre im Duell mit Steelgitarre und Fiddle, sehr druckvoll gespielt.
– „One Mississippi“, die erste Singleauskoppelung, das an einen Mix aus Mary Chapin Carpenters „Shut Up And Kiss Me“ und Wynonnas „Old Enough To Know Better“ erinnert.
– Das swingende „After All“ mit herrlichem Pianogeklimper und tollem Leadsolo. Beide letztgenannten Lieder könnte man problemlos auf die, für die in den USA beliebte Rennsportserie NASCAR produzierten Musiksampler packen. Die haben wirklich mächtig Drive.
– „Hand Me Down Heartache“ ist dann doch ein Stück , das relativ modern und peppig aufgemacht ist, würde auch Faith Hill gut zu Gesicht stehen.

Richtig bluesig wird es dann bei „Makes Perfect Sense To Me“. Jill King meets Eric Clapton, so könnte man diesen schönen Titel umschreiben. Die angenehme Ballade „Down The Fields To Hay“ lässt knappe vierzig Minuten guter Unterhaltung ausklingen.

Zwei oder drei Heuler möchte ich dennoch nicht verschweigen, nämlich wenn Jill im Stile von Reba McEntire bestimmte Wörter und Refrains mit dünner Stimme in Länge und Höhe zieht. Augenblicke, in denen meine Frau mir unweigerlich die rote Karte fürs Hören im Wohnzimmer zückt…
Trotzdem unterm Strich ein nettes Album, dass auch Verfechter moderner Töne wie mich überzeugt hat und für Traditionalisten ohnehin ein Muss ist.

Blue Diamaond Records (2003)
Stil: New Country

01. 98,6 Degrees And Fallin‘
02. It’s Me Again
03. One Mississippi
04. Not Knowing Anymore
05. Down’N’Out
06. Three Month, Two Weeks, One Day
07. After All
08. Hand Me Down Heartache
09. The Part I Don’t Understand
10. Makes Perfect Sense To Me
11. Down The Fields To Hay

Jill King
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