Deana Carter – I’m Just A Girl – CD-Review

1996 schlug Deana Carter mit ihrem Riesenhit „Strawberry Wine“ und ihrem Debutalbum „Did I Shave My Legs For This“, wie eine Bombe in die Mainstream Country-Szene ein. 5 Jahre nach ihrem zweiten Album (sieht man mal von der Weihnachts-CD ab), einige heftige private und musikalische Turbulenzen hinter sich (Trennung vom Ehemann, Trennung vom bisherigen Label), steht sie mit „I’m Just A Girl“ wieder im Rampenlicht – und ist besser denn je! Ein großartiges Album, mit dem sie sich musikalisch gewaltig weiterentwickelt hat.

Weit weg von den üblichen Pfaden des Nashville-Mainstream-Country, aber dennoch ungemein radiotauglich, präsentiert sie uns eine Parade-Demonstration für sehr modernen, aber dennoch zeitlosen, handgemachten, höchst niveauvollen und kompetenten Country-Rockpop für’s 21. Jahrhundert, ohne jeglichen elektronischen Firlefanz. Hier dominieren eindeutig die Gitarren. Welch eine Frische steckt in den Songs! Das ist nichts für Country-Puristen, aber ein Fest für Anhänger anspruchsvoller Country-Pop und -Rock-Nummern, die runtergehen, wie Öl!

Ihre Musik klingt dabei deutlich mehr nach unberschwertem California-Westcoast-Sound, als nach Nashville. Da werden Erinnerungen an die besten Tage der großen Linda Ronstadt wach. Beschwingter, sonniger Westcoast-Countryrock-Pop-Sound in seiner besten Tradition. Wie eine wunderbare musikalische Mischung aus der bereits zitierten Linda Ronstadt, Karla Bonoff, Stevie Nicks, Sheryl Crow, Martina McBride, eines weiblichen Jackson Browne, Tom Petty und manchmal auch der Eagles! Die Songs sind sehr abwechslungsreich und stecken voller Substanz. Sie sind flockig, locker, zumeist recht lebhaft und schwungvoll, stecken gleichzeitig voller Energie und Rhythmus, und sind herrlich knackig, satt und zum Teil schön rockig in Szene gesetzt. Und diese Melodien – traumhaft!

Praktisch jeder Song hat nachhaltigen Ohrwurm-Chatrakter – und damit auch das Zeug zum Hit! Doch trotz dieser wunderbaren, eingängigen Melodienbögen ist in den Liedern ein beeindruckendes textliches und musiklaisches Potential. Und es dominieren die kanckig, satten E-Gitarren! So auch gleich bei dem dynamischen, flotten, herrlich frischen Opener, dem Titelstück „I’m Just A Girl“! Welch eine Melodie! Toller Gesang, wunderbare Harmoniern, ein quirliges E-Gitarrensolo in der Mitte und viel Schwung scheinen den Frühling und den Sommer in eure Herzen einziehen zu lassen, und verführen euch zum Träumen von einer luftigen Cabriofahrt entlang der Strände Californiens.

Diese Gefühle kommen allerdings bei etlichen weiteren Titeln ebenfalls auf. Herrlich auch das rockige, mit tollen Gitarrenriffs ausgestattete, äußerst knackige, satte, wieder mit einer fantastischen Melodie ausgestattete „There’s No Limit“, das bereits die Country-Single-Charts hochklettert. Wieder hören wir einen breiten Gitarrenteppich mit einem großartigen E-Gitarrensolo. Es folgt der wunderbare, leichte Laidback-Track „You And Tequila“, danach das grenzenlose Freiheit vermittelnde herrliche „Me And The Radio“. „I’ve got my Mustang pointed west, I’m going where the sun don’t set. I’m on a roll, just me and the radio, playing „Refugee“ and „Born to run“ and all those Allman Brothers songs. The wheels turn slow while I ride this road“, heißt es da im Text. Herrlich!

Toll auch der knackige Midtempo-Countryrocker „Cover Of A Magazine“, der wie eine Kombination aus Linda Ronstadt, Sheryl Crow und Tom Petty wirkt, das überragende „Eddie“, eine prächtige Countryrock-Nummer mit fulminanten E-Gitarren, „Goodbye Train“ mit einem an Tom Petty’s „Free Fallin'“ erinnernden Intro, und das rasante, melodische, aber total abgehende, schnelle, punkige „Girl’s Night“. Ebenfalls ein Höhepunkt. Eine fantastische Duett-Nummer mit Dwight Yoakam! „Waiting“ heißt dieser von einem satten Gitarrenarrangement begleitete Countryrock-Titel. Yoakam’s Stimme und die von Deana ergänzen sich wunderbar!

Deana hat alle Songs, zumeist mit anderen Songwriter-Größen, wie Wendy Waldman, Randy Scruggs, Dwight Yoakam oder Matraca Berg mitkomponiert. Unter den Musikern. Dan Huff, Dan Dugmore, Glenn Worf, Ricky Fataar, Steve Nathan…usw.! Ein Album ohne Schwächen, absolut keine Ausfälle bei den Songs! Hochkarätiger Country-Pop/Country-Rock mit viel sonnigem Westcoast-Flair in seiner ganzen Herrlichkeit. Ganz große Leistung, Mrs Carter!

Arista Records (2003)
Stil:  New Country

01. I’m Just A Girl
02. There’s No Limit
03. You And Tequila
04. Me And The Radio
05. Cover of a Magazine
06. Wildflower
07. Twice As Worth It
08. Eddie
09. Waiting (feat. Dwight Yoakam)
10. Liar
11. Goodbye Train
12. Girls‘ Night

Deana Carter
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