
Bis dato haben meines Wissens nach nur Kopfgeldjäger aus dem Staate Kentucky ihre Spuren auf der musikalischen Landkarte der USA hinterlassen. Nun bekommen sie Gesellschaft aus dem Lonestar State in Form der Texas Headhunters.
Hinter diesen verbirgt sich ein Trio, bestehend aus den Herren Ian Moore, Johnny Moeller und dem, in diesem Magazin schon öfter besprochenen Jesse Dayton (u. a. auch in Zusammenarbeit mit Samantha Fish).
Alle drei gestandene Musiker verbindet, dass sie einst unter den Fittichen von Clifford Antone (wird vom Trio als ‚the spiritual godfather of the project‘ gehuldigt) gewesen sind, den berühmten Gründer des Antone’s Club in Austin sowie des Plattenlabels Antone’s Records und mit als die letzten großen Entdeckungen vor seinem frühzeitigen Tod galten.
Auch wenn sich die drei Protagunisten geografisch mittlerweile in unterschiedlichen Regionen der USA aufhalten, ging es an fünf Tagen gemeinsam in Willie Nelsons Pedernales Studio in der Nähe von Austin und dann wurde, wie es der Longplayer auch am Ende in Gänze eindrucksvoll beweist, rau und frisch von der Seele weg, ohne großen technischen Firlefanz, authentisch losgerockt.
„I got something in my pocket that still makes you rock and roll“ heißt es im sofort kräftig stampfenden Opener, ein Statement, das übrigens auch im überwiegenden weiteren Verlauf der Stücke hält, was es verspricht.
Dayton, der für mich die charismatischste Stimme besitzt, lässt beim, an „La Grange“ erinnernden „Maggie Went Back To Mineola“ sofort die Herzen der ZZ Top-Klientel in Wallung geraten, gleiches gilt für das später folgende „Gun Barrel“.
Der einzig wirklich etwas ruhigere Track ist die ‚Broken Heart‘-Ballade „Kathleen“ , die sehr emotional düster und atmosphärisch inklusiv toller E-Gitarrenarbeit rüber kommt.
Der Rest ist eigentlich ‚Fun pur‘ mit oft ‚augenzwinkernden Texten‘ („Fool Don’t Play With Fire“, „Seeing Around Corners“, „Who Will Your Next Lover Be“), die die gute Chemie, die laut der Protagonisten im Studio herrschte, mit untermauern.
„Headhunters Theme“, das die erste Hälfte der Songs abschließt, ist eigentlich ein groovendes Blues Rock Instrumental, in dem nur zwischenzeitlich mal „Headhunters gonna get you“ im Harmoniegesang von den Dreien stimmlich eingeworfen wird.
„Independence Day“ ist ein starker Southern Rocker, bei „Give Me Some Love“ wird es dann noch etwas psychedelisch und als Rausschmeißer wird final ein texanisch gefärbtes, raues Instrumental rausgehauen.
Am Ende ist das Debüt der Texas Headhunters ein wirklich abwechslungsreiches, launiges Werk, das Dayton zurecht so zusammenfasst: “We tracked it live in the room. The way our heroes did. It felt right. We’ve all done records with other people, but this one… this one feels like the start of something.”
Wer texanischen Blues Rock der Marke ZZ Top, der Vaughans, Arc Angels & Co. liebt, bekommt hier von den Texas Headhunters, allerdings auf zeitgemäße Art, die volle Breitseite, sehr kurzweilig um die Ohren gehauen.
Normalerweise bin ich nicht so der Fan von mehreren unterschiedlichen Leadgesängen innerhalb eines Band-Albums, aber hier passt es durch die gute Positionierung des richtigen Sängers zum richtigen Song hervorragend.
Ich bin mir sicher, dass Clifford Antone zusammen mit Stevie Ray & Co. angesichts dieser Leistung aus dem texanischen Blues Rock Heaven stolz auf ’seine‘ Jungs herunterblicken wird. Ein Projekt mit Zukunft!
Hard Charger Records (2025)
Stil: (Texas) Blues Rock
Tracks:
01. Pocket
02. Maggie Went Back To Mineola
03. Everybody Loves You
04. Kathleen
05. Fool Don’t Play With Fire
06. Headhunters Theme
07. Gun Barrel
08. Independence Day
09. Seeing Around Corners
10. Who Will Your Next Lover Be
11. Give Me Some Love
12. Burnin‘ Daylight
