Greyhound Soul – Down – CD-Review

Um es vorwegzunehmen. Wer an ihrem letzten Werk „Alma De Galgo“ Gefallen gefunden hat, das ich schon vor einiger Zeit beleuchtet habe, kann auch bei Greyhound Souls neuster Scheibe bedenkenlos zugreifen.

Die wegen ihrer Liveauftritte von Kritikerscharen über den grünen Klee gelobte Band präsentiert ihren sogenannten Desert-Rock wieder in eindrucksvoller Art und Weise. Man kommt sich vor wie in einem abgeschiedenen Wüstenkaff, in dem das Aufregendste des Tages das Auf- und Untergehen der Sonne zu sein scheint.

Man sitzt in der einzigen Kneipe des Ortes, lauscht dem aus den Boxen dröhnenden, sich intensiv musikalisch auslebenden Joe Peña, mit seiner unnachahmlichen kratzigen Stimme und den dazu harmonierenden Gitarrenarrangements von Jason DeCorse. Es tut sich gedanklich die spannende Frage auf, beim wievielten Glas Bourbon es einem wohl die Unterarme wegzieht und man zum wohlersehnten Schläfchen auf die Tischplatte herabgleitet.

Aufhorchen lassen einen die lebhafteren Nummern wie „Rain“ oder „Little While, Little Girl“ oder „Hollywood“, das nach recht harmlosem Beginn, herrlich schräg begleitet vom Gekreische Penas und klirrenden Gitarren DeCorses, in einem wahren Psychotrip endet. Dazwischen dann wieder schöne, zeitlose, mit viel Herzblut gesungene Balladen wie „You Could Be The One“, „Drive To The Moon“, „Shoulder“ oder „Marina“, die gemütlich und entspannt dahinplätschern.

Überflüssig eigentlich nur, ähnlich wie auf der letzten CD die Hidden-Tracks, das abschließende Instrumentalstück. Insgesamt eine überaus gelungene Leistung!

Joe Peña krächzt und haucht seine Songs so staubig trocken herunter, dass es einem die Kehle zuschnürt, die Schweißperlen auf die Stirn treibt und man unweigerlich den Drang verspürt, ein eiskaltes Maß Bier in Rekordzeit runterzuspülen. Angesichts dieser Tatsache, sollte es den ausschenkenden Wirten der hoffentlich gut besuchten Austragungsorte bei der anstehenden Tour durch Deutschland im Mai/Juni 2003 sicherlich warm ums Herz werden…
Lassen wir uns überraschen, auf zu Greyhound Soul!

Line Music (2002)
Stil:  Desert Rock

01. Rain
02. Turn Around
03. Hollywood
04. You Could Be The One
05. Drive To The Moon
06. Drag Queen
07. Shoulder
08. Stay The Night
09. Marina
10. Little While, Little Girl
11. Rose
12. Comin‘ Home
13. Stay The Night (instrumental)

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Greyhound Soul – Tonight And Every Night – CD-Review

Beim neuen Werk von Greyhound Soul fällt einem natürlich zunächst einmal das eigenwillige Cover ins Auge, auf dem eine leicht bekleidete Dame (vermutlich des horizontalen Gewerbes) mit geöffneten Händen und Beinen posiert und unweigerlich zu unkeuschen Männergedanken animiert. Ob dazu noch auf der Rückseite des Digi-Packs der bei ihr vorstellige Freier mit einem Blumenstrauß in der Hand abgebildet ist, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.

Die Intension der Bilder und deren Farbgestaltung wirkt gewollt unterkühlt und unpersönlich und könnte zumindest in Anlehnung an Joe Penas Texte gewählt worden sein, die praktisch zum überwiegenden Teil von kaputten Beziehungen und der oftmals daraus resultierenden Einsamkeit und Anonymität, sowie von sich nicht erfüllenden Sehnsüchten in dezent depressiver Art berichten.

Aber kommen wir von spekulativen Interpretationen des Rezensenten zur Musik, um die es ja bei einer CD schwerpunktmäßig gehen sollte. Nach dem ich ihre beiden Vorgänger „Alma De Galgo“ und „Down“ ja bereits beleuchten durfte, stelle ich bei Greyhound Soul im Gesamtergebnis eine deutliche Tendenz zu ruhigerer Musik fest.

Praktisch bis auf die Neueinspielung von „Alligator Face“ vom erstgenannten Album, wird die CD praktisch ausnahmslos von langsamen Stücken dominiert, die teilweise von monoton, relaxt, melancholisch bis hin zu leicht depressiv in ihrer Art vorgetragen werden. Natürlich eine ideale Spielwiese für Joe Penas rauchige Stimme, die sich in bester Tom Waits-Manier einen zusammenhaucht und -krächzt. Wenn man ihn hört, hat man immer das Gefühl, den geballten, trockenen Rauch einer Zigarre direkt ins Gesicht geblasen bekommen.

Die restlichen Musiker agieren sehr sparsam und zurückhaltend, selbst der glänzende Gitarrist Jason DeCorse verrichtet fast nur Füllarbeit und lässt sich ganz selten zu kurzen Soli oder E-Passagen verleiten. Trotzdem, die Stücke entwickeln in Verbindung mit den o. a. Texten eine ganz besondere und eigenwillige Atmosphäre.

Zu Meckern gibt es eigentlich nur an zwei Stellen. Der unglaublich monoton gehaltene Opener „Time To Come Home“ und die ebenfalls eintönig über drei Minuten lang währende Streicherpassage am Ende des sonst sehr schönen „I’ll Wait Around“ nerven ab einem gewissen Zeitpunkt. Alle anderen Stücke sind aber wunderbar gelungen, wobei die entspannten „Do What You Do“ (schönes E-Piano), „Layin‘ Down Lost“ (klasse Dobro), „Angelina“ (Neil Young-mäßige Harmonika), „Believe“ (herrlich melodisch, Pink Floyd-artige E-Passagen) und das countrymäßig neu aufgemachte „Alligator Face (Reprise)“ mit starker Gitarrenarbeit von DeCorse zu den Favoriten des Autors zählen.

Wer sich mit Tom Waits, J.J. Cale oder einem Mark Knopfler zurechtfindet und mit ruhigeren Stücken und einer extrem rauchigen Stimme kein Probleme hat, ist diesmal bei Greyhound Souls „Tonight And Every Night“ bestens aufgehoben. Aus meiner Sicht trotz der kleinen Kritikpunkte ihr bisher stärkstes und fesselndstes Werk.

Blue Rose Records (2007)
Stil:  Desert Rock

01. Time To Come Around
02. Do What You Do
03. Layin‘ Down Lost
04. Angelina
05. Midnight Radio
06. Believe
07. Wait On Me
08. Alligator Face (Reprise)
09. Never To Look Back
10. I’ll Wait Around

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