Danni Leigh – A Shot Of Whiskey & A Prayer – CD-Review

Dan

Wow! Was für eine heiße Frau, dachte ich, als sie mir das erste Mal mit ihrem Videoclip zu „Honey I Do“ in der Sendung Country Roads begegnete. Nicht nur ein knackiger Song, sondern auch das Äußere nicht minder ansprechend! Mein Interesse war geweckt, aber es sollte noch einiges an Zeit vergehen, bis diese Scheibe in meinem Besitz landen sollte.

Zunächst suchte ich die CD in den zwei, drei einschlägigen hiesigen Läden, die recht gut mit New-Country-Musik ausgestattet sind, jedoch Fehlanzeige. Auch bei Bärchen Records weit und breit nichts von Danni Leigh zu lesen. Die Gründe dafür sind allerdings in den recht unglücklichen Umständen zu suchen, unter denen das Werk entstanden war, denn es wurde mehrfach gecancelt oder verschoben, bis Sony sich letztendlich bereit erklärte, es im Rahmen ihres ‚Fan-Demand-Projekts‘ zu veröffentlichen.

Danni Leigh wurde in Strasburg, Virginia, einer kleinen Stadt in der Nachbarschaft ihres Idols Patsy Cline geboren. Mit drei Jahren singt sie schon zum ersten Mal solo in der heimatlichen Kirche. Ihren ersten Job nimmt sie mit sechzehn Jahren in einem Plattenshop an und endeckt ihre Vorliebe für Reiten und Motorradfahren. Gerade mal 19 geworden, führt sie ihr Weg nach Orlando, Florida und sie singt für gerade anbietende Countryband im Umkreis, mit mehr oder weniger Erfolg.

Erwähnenswert vielleicht Auftritte mit und der Artimus Pyle Band. Sie entschließt sich letztendlich nach Nashville zu gehen und nimmt dort einen Job als Kellnerin im legendären Bluebird Cafe an, in dem die ansässige Musikerszene ein und aus geht. Danni beginnt einige Songs zu schreiben, unter anderem „I Want To Feel That Way Again“, das mit ihr als Co-Writerin für Tracy Byrd zu einem Top-Five-Hit wird, und sich 28 Wochen in den Charts hält. Cafebesucher Michael Knox von Warner vermittelt ihr den ersten Plattendeal bei Decca Records. Die Firma wird kurze Zeit später im Rahmen heute üblicher Fusionen geschluckt und damit platzten auch zunächst Dannis Hoffnungen.

Ihr Kämpferherz wird aber dann doch noch belohnt und sie erhält bei Monumental Records eine weitere Chance unter der Regie von Emory Gordy jr. (Patty Loveless) und Richard Bennett. Nach zwei Singleauskoppelungen und recht mäßigem Erfolg in den Radiostationen wird das Werk erneut verschoben, bis Sony wie bereits erwähnt, den langersehnten Traum zur Realität werden ließ. Mittlerweile tauchte die Kurzkritik auch bei Jürgen Thomä auf, in der Mrs. Leigh als weiblicher Dwight Yoakam bezichtigt wird, was mich widerum eher abschreckte.

Vor einigen Wochen bei einem Einkaufsbummel im Oberhausener Centro hielt ich die CD dann doch noch in den Händen. Der riesige Laden total überfüllt, sämtliche Kopfhörer ebenso. Links und rechts Kids, die sich reichhaltig mit Techno- und Hip-Hop-Müll eingedeckt hatten und denen eine Scheiss-Egal-Haltung, was das Geschehen hinter ihnen anging, auf die Stirn geschrieben zu sein schien. So wählte ich die Position hinter einem Mann, ungefähr in meinem Alter, der schon gerade begonnen hatte, zwei, für die Zivilisation so wertvolle Dinge wie Bravo-Doppel-CDs zu hören, und dies dann aber auch mit stoischer Ruhe tat.

So verbrachte ich erstmal die Zeit mit dem wunderschön anzuschauenden Cover – die Frau ist echt unglaublich attraktiv – aber nach mehr als einer Viertelstunde und ersten mordlüsternen Blicken meinerseits, kam ich dann doch noch in den Genuss, mir einen kurze Kostprobe ihres Werkes zu verschaffen. Und so kamen Danni und Daniel dann doch noch zusammen.

Die Songs selber sind eine recht bunte Mixtur jenseits aller kommerziellen Pfade. Drohende, zur Introvertiertheit neigende Passagen, ala Dwight Yoakam, werden immer wieder durch plötzliche Tempowechsel oder peppige Country-Rock’N’Roller mit viel Drive abgelöst. Dazu nette Gitarrenparts, viel Steel und einiges an Fiddelei, das Übliche halt, was zu einer schönen New-Country-CD gehört.

Ihre Stimme erinnert mich teilweise, bei einigen Liedern, an die von Janis Joplin. Meine persönlichen Favoriten sind die absolute Killerballade „Can’t Build A Better Love, Honey I Do“ und die Barroomballade „Back In Your Arms Again“. Gerade bei den langsamen Stücken hält sie recht gut die Balance und driftet nicht in das mir so verhasste Geheule mancher anderer Country-Ladies.

Fazit: Ein Album, bei dem letztendlich auch die musikalische Qualität das hält, was die Optik von vorne herein eh schon verspricht. Manko die knappe halbe Stunde zum damaligen Preis von 36 DM.

Sony Music (2001)
Stil: New Country

01. Chain Gang
02. Longnecks, Cigarettes
03. Trying To Get Over You
04. Watcha Gonna Do
05. Shiver Of Lonesome
06. Honey I Do
07. Little Things
08. Can’t Build A Better Love
09. I Don’t Feel That Way Anymore
10. Back In Your Arms Again
11. Cruel Heart

Danni Leigh
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