Bering Strait – Same – CD-Review

Die Beringstraße wurde ursprünglich benannt nach dem dänischen Seefahrer Vitus Jonassen Bering (1680 – 1741), der im Auftrag des russischen Zaren Peter dem Großen durch eine Expedition den Beweis erbrachte, dass die Kontinente Asien und Nordamerika nicht miteinander verbunden sind. Ob die russischen Musiker der Gruppe Bering Strait die gleichnamige Meeresstraße benutzt haben, um nach Nashville zu gelangen und die dortige Countryszene zu erforschen, kann ich leider nur spekulieren.

Russen und New-Country frage ich mich spontan. Geht das überhaupt? Dschingis Khan mit Honky-Tonk-Piano und Steelgitarren, oder was? Mit Überraschung nehme ich bei meinen Recherchen zur Kenntnis, dass in Russland in zunehmendem Maße eine Fangemeinde für das von mir geliebte Genre heranwächst.

Um es vorwegzunehmen, die Mädels und Jungs der Band sind bereits alle im mittleren Schüleralter ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten übergesiedelt und sind bestens musikalisch ausgebildet. Herausgekommen ist ein recht interessantes und hörenswertes Album. Spätestens nach dem vierten Song wird die Handschrift der beiden Führungspersönlichkeiten Natasha Borzilowa und Ilya Toshinsky deutlich. Erstgenannte liebt Tori Amos und Patsy Cline und der junge Gitarrist besitzt eine Schwäche für Mark Knopfler.

Betrachtet man das komplette Paket, würde ich sagen, dass es so ähnlich klingen könnte, wenn The Corrs und Dire Straits sich zu einer Country-Folk-Jam-Session treffen würden. Zu meinen persönlichen Favoriten des Werkes zählen die herrlich flockigen Nummern „Tell Me Tonight“ und „When Going Home“, mit diesen unnachahmlichen Gitarrenparts, die „Sultans Of Swing“ damals auszeichneten. Dass auch der Rest der Musiker ihr Handwerk beherrschen, beweist der Song „Bearing Straight“ mit seinen Breaks und Tempowechseln, wo es eine Soloeinlage nach der anderen mit den genrespezifischen Instrumenten gibt. Toll gemacht.

Die einzigen kleineren Schwächen vielleicht „Porushka-Paranya“, bei dem man ein russisches Volkslied polkamäßig zum Besten gibt. Passt irgendwie nicht zu den restlichen englisch gesungenen Liedern. Relativ blass und harmlos, trotz netter Melodie, das abschließende Livestück „Like A Child“. Ansonsten aber ein durchaus gelungenes Debüt.

Die Songs enthalten eigentlich alles, was das Countryherz begehrt:  Piano, Electric- und Slidegitarren, Dobros, Mandolinen und Steelgitarren in Hülle und Fülle. Zudem wird es auch demnächst einen Dokumentarfilm mit dem Titel „The Ballad Of Bearing Strait“ geben, der in den Kinos der Staaten bereits im Januar angelaufen ist. Also New-Countryfans aufgepasst! Die Russen kommen…

Universal South Records (2003)
Stil:  New Country

01. What Is It About You
02. Tell Me Tonight
03. I Could Be Persuaded
04. When Going Home
05. I’m Not Missing You
06. I Could Use A Hero
07. The Trouble With Love
08. Jagged Of A Broken Heart
09. Only This Love
10. Bearing Strait
11. Porushka-Paranya
12. Like A Child (Live)

Bärchen Records