Henri Herbert – Get It While It’s Hot – CD-Review

Das Frontcover mit dem brennenden Klavier des neuen Albums „Get It While It’s Hot“ des Pianisten Henri Herbert, ein gefragter Session- und Tourbandmusiker in den Staaten, spricht Bände und steht exemplarisch dafür, worum es hier auf diesem Werk hauptsächlich geht: Pianogeklimper, bis die Tasten glühen, aber vermutlich am Ende dann doch nicht mit den hier propagierten Folgen (hoffe ich zumindest…).

Herbert, geboren in Frankreich, aufgewachsen in Großbritannien, hatte von frühster Kindheit an einen Faible für die Musik von Jerry Lee Lewis, Fats Domino und Pete Johnson. Ich hätte hier noch zeitgenössisch Brandon Giles, den ich mal mit Steve Schuffert in einem Konzert erlebt habe und aus unseren Landen Axel Zwingenberger als weitere Anhaltspunkte zu bieten.  Und das hört man natürlich auch auf den 12 Tracks deutlich heraus.

Wo beim herkömmlichen Blues Rock die E-Gitarre samt der typisch inkludierten Parts und Soli im Mittelpunkt steht, wird hier ohne Wenn und Aber das Piano als Substitut in den Vordergrund gestellt und das natürlich oft mit atemraubendem Speed. Ein paar Gitarrensoli gibt es aber auch sporadisch. Henris krawalliger Gesang ist stimmig zum überwiegend aufbrausenden Charakter und Tempo der Lieder.

Lediglich zwei Stücke „Bad As Me“ und „If I Could“ lassen mal etwas etwas Luft zum Atmen. Zwei, einer  eine Art ‚Kuzvortoreschlussschwofer‘ zu später Stunde beim Ball der einsamen Herzen (beide auch mal mit einem schönen songdienlichen E-Gitarrensolo). Beim „Texas Boogie“ muss man sich, falls man soviel Vorstellungsvermögen besitzt, Billy Gibbons samt Arbeitsgerät bei ZZ Top wegdenken und sich Henri Herbert an den Tasten hineindenken.

Ich persönlich höre ja HT-Piano im Rahmen von Southern Rock- und New Countrysongs durch aus ganz gerne, wenn es wohl dosiert ist. Hier wird man allerdings angesichts des Intensivgeklimpers mit zunehmender Spielzeit ganz ‚rappelig‘.

Am Ende ist „Get It While It’s Hot“ in der Gesamtbetrachtung eine einzige Pianoklimperorgie in Dur und Moll. Wer gute Nerven und Ausdauer besitzt, sowie mit den o. a. Referenzgrößen was anfangen kann, für den ist Henri Herberts rock’n’rollige Piano-Musik sicherlich ein Eldorado. Für alle anderen eher ein Austesten der musikalischen Belastbarkeit…

HH Records / Awal (2025)
Stil: Rock’n’Roll, Boogie Woogie, Blues Rock

Tracks:
01. Cold City
02. Guilty Pleasures
03. Nothing Free
04. Bad
05. I Got The Fury
06. Texas Boogie
07. Bad As Me
08. Blood From A Stone
09. Fire
10. Poison
11. If I Could
12. Talkin Trash

Henri Herbert
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