
Review: Stephan Skolarski
In Memoriam of Tampa Red (1904 – 1981) steht auf dem Back-Cover der neuen Scheibe von Chris Kramer (Vocals & Harp) und Paddy Boy Zimmermann (Guitar, Bass, Percussion & Vocals). Ihr erstes gemeinsames Werk “Tales Of Tampa” ist dem US-Bluesmusiker Hudson Whittaker a.k.a. Tampa Red gewidmet, der bei uns leider kaum bekannt geworden ist.
Die 13 Songs sind eine kleine aber feine Auswahl aus dem sehr umfangreichen Repertoire des Songwriters, Gitarristen und Sängers. Whittaker kam Mitte der 1920er Jahre von Tampa, Fl. nach Chicago, verdiente seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker und wurde bald Studiogitarrist für bekannte Bluesgrößen der Zeit. Seine Spieltechnik war dermaßen ausgefeilt, dass Tampa Red als erster Schwarzer Bluesman eine National Steel Resonator Guitar erhielt und den Ruf eines Slide Saiten- Zauberers festigte.
Weit über 100 Singles und mehrere Longplayer hat er in seiner 40-jährigen Karriere veröffentlicht. Sein Haus in Chicago galt in den 30er und 40er Jahren als Zentrum der dortigen Blues-Community aus dem Mississippi Delta. Der einzigartige Slide Guitar Style Whittakers beeinflusste Muddy Waters, Big Bill Broonzy, Elmore James und viele andere Musiker. Selbst einige R&B-Erfolge (u.a. “When Things Go Wrong With You”), sowie viele Coverversionen seiner Songs von berühmten Kollegen, wie B.B.King, Chicken Shack und Bob Dylan u.a., konnten seine finanzielle Altersnotlage nicht verhindern. 1981, im Jahr seines Todes, wurde Tampa Red in die Blues Hall of Fame aufgenommen.
Mit “Tales Of Tampa” erinnern Chris Kramer und Paddy Boy Zimmermann an die Blues-Roots Legende. Überwiegend klassische Erfolge, wie die wunderbar interpretierten Stücke “So Crazy About You Baby” (rec. 1953) oder “Crying Won’t Help You” aus 1928 bilden den Grundstock der traditionellen Nummern. Auch “Black Angel Blues” (1930), der in 2. Version 1934 wegen des Unwortes “Black” als “Sweet Little Angel” neu aufgenommen wurde oder “Love With A Feeling” (Original-Titel aus 1938), der von Bob Dylan auf seiner 1978er Tournee regelmäßig gespielt wurde, sind bekanntere Tampa Red Kompositionen.
Chris Kramer und Paddy Boy Zimmermann konnten eine Reihe kleiner Songperlen “ausgraben”. So haben der “Seminole Blues” (1928), die Single B-Seite “Please Mister Blues” (1931) oder das im Original mit Kazoo, Gitarre und Piano aufgenommene Stück “I’ll Kill Your Soul” aus 1934 im neuen Produktgewand ihre alte Natürlichkeit nicht eingebüßt.
Als ausgesprochen schönes Beispiel für die damals weit verbreitete Stilrichtung des sog. Hokum Blues der 20/30er Jahre, die Tampa Red erfolgreich nutzte, schnelle Songs, tanzbar mit anzüglichen Texten, ist “No Matter How She Done It” inklusive gelungenen Harmoniegesang. Dies gilt in gleicher Weise für die neue Version der 1954er R&B-Nr. “If She Don’t Come Back”, die im Original bereits durch große Bandbegleitung auffällt. Die kleinen alten Masterpieces, ursprünglich meistens zur Gitarre vorgetragen, gewinnen mit den zusätzlichen Harmonica-Parts deutlich an Charakter und klingen insgesamt zeitlos modern, sprudelnd vor Lebensfreude!
Die mitreißende Gute-Laune-Scheibe “Tales Of Tampa” von Chris Kramer und Paddy Boy Zimmermann erinnert in wunderbar liebevollen Auszügen an die traditionelle Blues-Welt des Chicagoer Guitar-Wizard Tampa Red. Eine leidenschaftlich klingende akustische Produktion, die das musikalische Erbe in den Vordergrund stellt und die Songs in ihrer Ursprünglichkeit vor dem Vergessen bewahrt.
Blow ‚Till Midnight (2025)
Stil: Blues / Akustik Folk Blues
Tracks:
01. So Crazy About You Baby
02. Seminole Blues
03. You Rascal You No. 1
04. Black Angel Blues
05. Please Mister Blues
06. I’ll Kill Your Soul
07. Love Her With A Feeling
08. No Matter How She Done It
09. Crying Won’t Help You
10. Kingfish Blues
11. Dead Cat On The Line
12. If She Don’t Come Back
13. The Duck Yas Yas Yas
Chris Kramer & Paddy Boy Zimmermann
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