Review: Jörg Schneider
Die Memphis Royal Brothers sind ein Zusammenschluss der talentiertesten Musiker aus Memphis, einige von ihnen sind Grammy-Gewinner und Grammy-Nominierte. Und sogar ein Oscar-Preisträger gehört der illustren Gesellschaft an. Die Truppe besteht nicht nur aus Gitarristen, Keyboarden, einem Drummer und Sängerinnen und Sängern, sondern wird auch durch eine Vielzahl von Bläsern (Saxophon, Trompete, Posaune), Stringsplayern (Geige, Cello und Bratsche) verstärkt. Ende Juli haben sie nun ihr erstes, selbstbetiteltes Album veröffentlicht.
Der Gitarrist Gary Bolen und sein Bruder Richard Bolen, der an dem Werk als Co-Produzent beteiligt ist, ließen sich zu diesem Longplayer durch den 2014’er Dokumentarfilm „Take Me To The River“ von Martin Shore inspirieren. Ein Film über amerikanische Soulmusik und das legendäre Label „Stax Records“. Und so ist es nicht erstaunlich, dass die Songs der „Memphis Royal Brothers“ stark vom Memphis-Soul, Blues und Americana beeinflusst sind und natürlich in den historischen Royal Studios in Memphis eingespielt wurden. Alle Stücke auf der CD sind Neukompositionen, an denen der Gitarrist Gary Bolan vielfach beteiligt war.
Herausragend ist für mich „Goin‘ South“. Hier glänzt Charlie Musslewhite an der Bluesharp und mit total relaxtem Gesang; ein Track, der die schwüle Hitze des Südens zu vermitteln vermag. Und dann sind da noch die Tracks mit Wendy Moten als Sängerin bzw. auch Solistin. In „Brand New Heart“, einem Song mit Country- / Americana Einschlag, liefert sie zusammen mit Jim Lauderdale die gesangliche Grundlage und in dem Slowblues „Ready To Use“ brilliert sie als einfühlsame Solistin.
Aber auch die übrigen Songs machen einfach nur Spaß. Die Bläsersektion spielt mit ihrem Groove kraftvoll und auf den Punkt genau, während sie u. a. von den Stax-Legenden Steve Potts am Schlagzeug, Michael Toles (Rhythmusgitarre), Charles Hodges und Lester Snell (Keyboards) unterstützt wird. Allen voran ist hier der flotte Schwofer „Good God I Got The Blues“ zu nennen. Darüber hinaus enthält „Gimmie Back The Keys To My Cadillac“ eine nette musikalische Überraschung in Form eines Zwiegespräches zwischen Sänger und Sängerin. Schließlich endet die Scheibe mit dem Slowblues „I Fall To Pieces“, eingeleitet von einem zarten Pianointro.
Die Memphis Royal Brothers haben mit ihrem Album dem Grunde nach ein musikalisch traditionelles Werk abgeliefert, das aber die Atmosphäre des Memphis-Souls verfeinert mit Blues- und Americana-Klängen auf melodische Art und Weise in die Gegenwart zu transportieren weiß. Für jeden der acht Tracks gibt‘s aus meiner Sicht klare 5 Sterne!
Royal Records / Mother West (2024)
Stil: Blues
Tracks:
01. Good God I Got The Blues
02. Goin‘ South
03. Brand New Heart
04. Ready To Rise
05. Gimmie Back The Keys To My Cadillac
06. Hot Night In June
07. What Mothers Do
08. I Fall To Pieces