
Review: Jörg Schneider
John Primer, inzwischen 76 Lenze zählend, ist sicherlich einer der letzten echten Chicagoblueser. Aber erst 1995 gründete er seine erste eigene Band, die Real Deal Blues Band. Bis dahin spielte er in verschiedenen Gruppen und war sogar Bandleader bei Jr. Wells, Muddy Waters und Magic Slim.
Mit seinem, 13 traditionelle Chicago-Blues-Songs, umfassenden neuen Album „Hard Times“ bezieht er sich nun auf die aktuell nicht nur coronabedingten schwierigen Zeiten. Seine Songs, so sagt er, sollen dabei helfen, besser durch diese Zeiten zu kommen und Primer verbindet damit auch die Hoffnung auf Unterstützung zur Rettung des legendären Chicagoer Bluesclubs „B.L.U.E.S.“, der seit Ausbruch der Corona-Pandemie geschlossen ist.
An dieser Stelle sei auch ein großes Lob an den Fotografen Eric Kriesant gerichtet, der wunderbar nostalgisch anmutende Fotos für das Album in eben diesem Club geschaffen hat.
Aufgenommen hat John Primer sein Album zusammen mit seinen Jungs von The Real Deal Blues Band (Steve Bell – Mundharmonika, Lenny Media – Schlagzeug, Dave Forte – Bass) in den Chicagoer RaxTrax Studios unter Beteiligung einiger Gastmusiker (Rick Kreher – Rhythmusgitarre, Johnny Iguana – Piano).
Außerdem ist Primers 17-jährige Tochter Aliya mit von der Partie, sie singt den Slowblues „Tough Times“. Dafür, dass es ihre erste Studioaufnahme ist, schlägt sie sich sogar ganz ordentlich, auch wenn da stimmlich sicherlich noch Luft nach oben ist. Aber sie steht ja noch am Anfang ihrer Karriere.
„Don‘t Wait Too Long“ ist ein gemütlich groovender Shuffle und in dem traditionellen nach Deltablues riechenden Stück „Hard Times“ (ebenso teilweise in „Blues-Blues-Blues“) beweist Primer, dass er auch die Slidegitarre perfekt beherrscht. Alle übrigen Songs (bis auf die beiden ruhigen Blues-Nummern „Trying To Make You Mine“ und „Hot Meal“) kommen alle Tracks gut gelaunt, energiegeladen und fröhlich daher. Auf Tanzflächen werden Mann und Frau sich dazu gern bewegen.
John Primer hat sämtliche Titel selbst geschrieben, Coversongs gibt es also nicht. Sein sauberes Gitarrenspiel, in dem er wohltuender Weise auf Akkorde verzichtet, steht immer im Vordergrund. Aber auch Johnny Iguana erweist sich immer wieder als Meister am Piano. Seine ungezähmte Spielfreude reißt buchstäblich mit. Und auch Steve Bell weiß mit der Mundharmonika zu gefallen.
Unter dem Strich überzeugt „Hard Times“ durch überwiegend echte Old-School Chicago-Blues-Tracks aus der Blütezeit dieses Genres. Es macht einfach nur Spaß sich diese Scheibe reinzuziehen und sich dabei in vergangene Zeiten mit z. B. Paul Butterfield oder Muddy Waters entführen zu lassen.
Label: Blues House Productions
Stil: Blues
Tracks:
01. You Got What I Want
02. Don‘t Wait Too Long
03. Hard Times
04. Blues – Blues – Blues
05. I Won‘t Sweat
06. Chicago
07. Tough Times
08. All Alone
09. My Sugar Mama
10. You Mean So Much To Me
11. Trying To Make You Mine
12. Hot Meal
13. Whiskey
