She Brought Me Gasoline – Songs From The Cliff – CD-Review

Review: Michael Segets

Die Pandemie machte so manchen Musikern einen Strich durch die Rechnung, so auch der kroatischen Band She Brought Me Gasoline, die pünktlich zu deren Beginn ihr erstes Album veröffentlichten. Der auf dem italienischen Go Country Label erschienene Longplayer „On Values And Trash“ (2020) erhielt zwar in der regionalen Fachpresse durchaus positive Resonanz, der Lockdown verhinderte aber eine weitere Promotion und so hält sich der internationale Bekanntheitsgrad der Band in Grenzen. Davon nicht entmutigt brachte She Brought Me Gasoline den Nachfolger „There Were Times“ (2022) und jetzt auch ihr drittes Album „Songs From The Cliff“ in Eigenregie heraus.

Neben der Bluesrockerin Vanja Sky findet sich nun auch eine Band mit kroatischen Wurzeln in der Interpretenskala von SoS. Das Quartett bestehend aus Songwriter und Sänger Kristijan Kevešević, Željko Platužić (Gitarre), Zlatko Ivanović (Schlagzeug) und Ivan Martinčić (Bass, Keyboard) kennzeichnet ihren Stil als eine Mischung von Blues, Americana, Country gepaart mit einem Underground-Flair. Falsch liegen die Jungs damit nicht. Der Sound der Scheibe ist auf jeden Fall erdig.

Mit dem Opener „Swirling Leaves” steigt das Album sehr stark ein. Gitarren, die die einen vom Mittelmeerraum direkt in den mittleren Westen der USA versetzt, bereiten den druckvollen Einsatz der Rhythmusgruppe vor. Die Rhythmus-Section leistet auch beim bluesrockigen „Sister“ ganze Arbeit. Keveševićs Gesang ist hier relativ gleichmäßig ohne große Varianz in Höhen und Tiefen, was aber der Anlage des Songs entspricht. Auch wenn man Kevešević vielleicht keinen außergewöhnlichen Stimmumfang zuschreiben kann, gefällt mir der Gesang des Leadsängers, der den Stücken einen besonderen Charakter verleiht. So bewahrt er beispielsweise „In The End“ davor, zu süßlich zu wirken.

Mit der Video-Auskopplung „The Last Rocket“ zeigt sich die Band von ihrer bluesigen Seite, wobei sich Kevešević an der Harp betätigt. Auf „Sugar“ greift er zum Banjo, was den Track in Richtung Bluegrass schiebt. Bei der sanften Ballade „Long Rivers“ und „Field Of Roses“ – eine runde Nummer im Midtempo – setzt She Brought Me Gasoline auf Country klassischer Machart. In der Gesamtschau deckt das Quartett also tatsächlich eine stilistische Bandbreite zwischen Blues, Country und Americana ab. Neben dem Auftakt und dem mittig platzierten, schön rumpligen „Poverty“ gibt es zum Abschluss ein weiteres Highlight des Werks. „Do We Still Feel Proud?“ ist eine semi-akustische Ballade, bei der Kevešević nochmal Gefühl in seiner Stimme legt.

Die Texte verbreiten eine gewisse Endzeitstimmung, die ja auch im Titel und dem Cover-Artwork durchscheint. „The Last Rocket“, eine moderne Arche Noah, empfiehlt beispielsweise, keine Menschen mit auf die Reise zu nehmen. „Sugar“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Mit Zucker kann man sich das Leben versüßen und über Katastrophen in der Welt hinwegsehen – solange es ihn gibt. Musik kann ebenfalls über schwere Zeiten hinwegtrösten und mit Blick auf die weltweiten Krisen durchaus eine Verbindung über Landesgrenzen hinweg schaffen. So gibt es auch in Sachen Roots Music nicht ausschließlich Amerika, was She Brought Me Gasoline mit „Songs From The Cliff“ belegen.

Eigenproduktion (2025)
Stil: Americana/Blues/Country

Tracks:
01. Swirling Leaves
02. The Last Rocket
03.Sugar
04. Sister
05. Poverty
06. A Field Of Roses
07. In The End
08. Long Rivers
09. Row, Row, Row
10. De We Still Feel Proud?

She Brought Me Gasoline
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