John Blues Boyd – What My Eyes Have Seen – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Das Leben von John Blues Boyd, 1945 in Greenwood, Mississippi, geboren, ist nicht immer einfach gewesen. Bereits als 7-jähriger Junge lernte er als Baumwollpflücker das harte Leben der Afroamerikaner auf den Baumwollplantagen der Südstaaten kennen. Er ist mit dem Blues aufgewachsen und durch ihn nachhaltig geprägt worden.

Auf „What My Eyes Have Seen“ lässt John Blues Boyd sein Leben Revue passieren. Jeder einzelne Song steht für ein bestimmtes Ereignis oder Erinnerung in seiner bewegten Lebensgeschichte. Immer wieder eingestreute, kurze musikalische Splitter, mit „My Memory“ betitelt, fassen die einzelnen Episoden zu einem runden Gesamtwerk zusammen. Allein diese ruhigen, sparsam instrumentierten und mit ruhiger, klarer Stimme vorgetragenen abgrundtiefen Slowblueseinlagen mit einem immer gleichen wiederkehrenden musikalischen Grundmotiv, sind schon absolut hörenswert.

In „In My Blood“, einem schönen tanzbaren Midtempo Chicago-Blues, beschreibt John Boyd Blues, wie er bereits in seiner Kindheit vom Blues geprägt wurde und der tiefschwarze Slowblues „What My Eyes Have Seen“ klagt all die Ungerechtigkeiten, denen die Afroamerikaner zu seiner Zeit als Jugendlicher ausgesetzt waren, an. Auch das traditionell arrangierte „I Heard The Blues Somewhere“, mit Bläsersätzen und Harpeinlagen unterstützt, greift diese Themen auf.

Als Jugendlicher engagierte sich JBB in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung und unterstützte offen Martin Luther King, was ihm dann allerdings Ärger mit dem Klan einbrachte. Den Friedensmarsch von 1963 und seine Flucht vor dem Klan verarbeitet er in dem recht rhythmischen und mit einem Tenorsaxophon untermalten „On The Run“.

Den späteren Mord an Martin Luther King hingegen klagt er in in dem Slowblues „Why Did You Take That Shot“ an. Von den besseren Zeiten in seinem Leben handeln „Her Name Was Donna Mae“, ein glücklich klingender Chicagoblues mit Bläsern und Piano, gewidmet seiner Ehefrau Donna Mae und „Oh California!“ sowie „The Singing Roofer“. Zwei lebensfrohe Stücke, von denen „The Singing Roofer“ sich von allen Stücken des Albums abhebt, ist es doch eine wahrlich flotte Boogie-Woogie Nummer.

Nach 49 Jahren verstirbt JBBs Frau Donna Mae. Seine unendliche Traurigkeit über den schweren Verlust bringt er in dem gleichnamigen Stück „ 49 Years“ zum Ausdruck und jetzt mit 75 Jahren wünscht sich John Boyd Blues zurückblickend nur noch doch ein paar Spuren zu hinterlassen und singt „I Got To Leave My Mark“.

„What My Eyes Have Seen“ ist definitiv ein sehr persönliches und emotionales Album. Mit ruhiger Stimme, voller Emotionen, singt John Blues Boyd über Traurigkeit und Wut, aber auch die freudigen Augenblicke in seinem Leben.

Kid Anderson, der als Lead-Gitarrist von Charlie Musslewhite bekannt wurde, ist auch auf dieser Scheibe zu hören. Sein klares Gitarrenspiel fügt sich aufs Beste in die sorgsam arrangierte CD ein. Anzumerken ist noch, dass das Werk in den Studios von Mike Zitos und Guy Hales Gulf Coast Records aufgenommen wurde.

Das Jahr ist zwar noch jung, aber bereits jetzt ist es für mich ein heißer Anwärter auf das Bluesalbum des Jahres. Es ist musikalisch perfekt, authentisch und steckt voller Empathie weckender Emotionen. Ein „Must Have“ für jeden Blues-Begeisterten!

Gulf Coast Records (2020)
Stil: Blues

Tracks:
01. In My Blood
02. My Memory Part 1
03. What My Eyes Have Seen
04. I Heard The Blues Somewhere
05. On The Run Flott
06. My Memory Part 2
07. Her Name was Dona Mae
08. My Memory Part 3
09. Why Did You Take That Shot
10. My Memory Part 4
11. Oh California!
12. That Singing Roofer
13. 49 Years
14. I Got To Leave My Mark
15. My Memory Takes Me There

John Blues Boyd
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