Various Artists – Back To Paradise. A Tulsa Tribute To Okie Music – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die Großstadt Tulsa in Oklahoma hatte von den 1950ern bis in die 1970er eine sehr lebendige Musikszene, die einen eigenen Sound entwickelte. Der Tulsa Sound hat tiefe Spuren in der Rock-Musik hinterlassen und die Entstehung des Alternative Country oder des Red Dirt beeinflusst. Berühmtester Vertreter dürfte JJ Cale sein. Eric Clapton, der dessen Stücke coverte, machte sich auch diese spezielle Spielart zu eigen, obwohl er bekanntlich nicht aus Tulsa stammt.

Die örtliche Musiklandschaft wurde maßgeblich durch Leon Russell geprägt, der äußerst aktiv im Bereich des Pop und Rock mit etlichen Größen zusammenarbeitete. Ihm gehörte das Paradise Studio, das allerdings seit 1978 nicht mehr als solches genutzt wurde. Rick Huskey sorgte dafür, dass das Studio nicht verfiel und ermöglichte nun zwanzig Musikern aus dem Raum Tulsa, den Sampler „Back To Paradise. A Tulsa Tribute To Okie Music“ einzuspielen. Im Februar diesen Jahren – also noch vor den Corona-Einschränkungen – wurde die Session realisiert, wobei die Songs meist live ohne große Nachbearbeitung aufgenommen wurden. Die Compilation umfasst 17 Stücke mit über 70 Minuten Spielzeit.

Das Album würdigt die maßgeblichen Vertreter des Tulsa Sounds. So finden sich neben zwei Songs von JJ Cale und einem von Leon Russell auch welche von Steve Ripley, David Teegarden oder auch Jesse Ed Davies. Die Interpreten der Stücke waren mir durchweg nicht bekannt, machen ihre Sache aber sehr gut.

Paul Benjaman covert fünf Tracks. Neben den erwähnten Titeln von JJ Cale („I’ll Make Love To You Anytime”, „Ride Me High”) rockt er entspannt ganz im Sinne von Clapton „Helluva Deal” und „Misery Kickin‘ In“. Den Geist der siebziger Jahre atmet das krönende Abschlussstück „Mona Sweet Mona“. John Fullbright ist mit drei Songs vertreten und zeigt dabei die Spannbreite des Tulsa Sounds vom bluesigen „Crossing Over“, über das lockere Midtempo bei „If The Shoe Fits“ bis zum Boogie „Jealous Man“.

Jesse Aycock performt ebenfalls drei Songs. Die beiden sanften, countryfizierten Balladen „Rock N Roll Gypsies“ und „Tulsa County“ sowie als Kontrastprogramm das stampfende „Black Cherry“ gehen auf ihr Konto. Einen deutlichen Country-Einschlag hat ebenfalls „Blind Man“ von Dustin Pittsley, der mit „Can’t Jive Enough“ ein zweites Mal zum Zuge kommt. Aus derselben Ecke, aber in einer rockigeren Ausrichtung, kommt auch der Beitrag von Jacob Tovar („I’m Gonna Get To Tulsa“).

Auffällig sind „Tramp“, das von Branjae hauptsächlich in einem Sprechgesang vorgetragen wird, sowie das Duett „I Yike It“ von Charlie Redd und Briana Wright, das funky Töne anschlägt. Schließlich findet sich noch das von Dwight Twilley geschriebene „I’m On Fire“ auf der Scheibe. Twilley stammt zwar ebenfalls aus Tulsa wird aber nur am Rand dessen Sound zugerechnet. Sein Stück singt Sarah Frick, womit Musikerinnen circa ein Drittel der Stücke interpretieren.

Insgesamt überwiegen die gemäßigt rockenden Töne auf der Scheibe, die man von Clapton rund um „After Midnight“ kennt. Darüber hinaus gibt „Back To Paradise. A Tulsa Tribute To Okie Music” auch anderen, weniger bekannten Spielarten des Tulsa Sounds Raum. Für musikgeschichtlich Interessierte bietet der Sampler die Möglichkeit, eine Bildungslücke in Sachen Tulsa Sound zu schließen. Aber auch ohne diese Ambitionen bekommt man mit der Compilation eine Stunde gute Musik mit Retro-Charme geboten.

Horton Records (2020)
Stil: Tulsa Rock

Tracks:
01. I’ll Make Love To You Anytime – Paul Benjaman
02. Crossing Over – John Fullbright
03. Tramp – Branjae
04. Rock n Roll Gypsies – Jesse Aycock
05. I Yike It – Charleie Redd & Briana Wright
06. Helluva Deal – Paul Benjaman
07. Black Cherry – Jesse Aycock
08. Blind Man – Dustin Pittsley
09. If The Shoe Fits – John Fullbright
10. I’m On Fire – Sarah Frick
11. Tulsa County – Jesse Aycock
12. Ride Me High – Paul Benjaman
13. I’m Gonna Get To Tulsa – Jacob Tovar
14. Misery Kickin’ In – Paul Benjaman
15. Jealous Man – John Fullbright
16. Can’t Jive Enough – Dustin Pittsley
17. Mona Sweet Mona – Paul Benjaman

Horton Records