The Cold Stares – The Southern – CD-Review

Die aufstrebende Band The Cold Stares, seit 2022 mit dem Bassisten Bryce Klueh zum Trio herangewachsen, besinnt sich auf ihre südstaatlichen Wurzeln und bringt nun mit „The Southern“ das insgesamt siebte Album heraus, das dritte unter der Fahne des prominenten Mascot Group-Label.

Vor wenigen Tagen präsentierten sie bereits bei ihrem Konzert im Dortmunder Musiktheater Piano einen ersten Vorgeschmack für das anwesende Publikum. Das neue Werk überrascht mit einer recht unbekümmerten Interpretation unserer geliebten Musik, da es auch viele Elemente des klassischen Rocks der Siebziger Jahre (a là Bad Company, Whitesnake, Ted Nugent, Cream, Led Zeppelin & Co.) und dazu etwas Blues der Marke Robert Johnson mit einfließen lässt.

Diversität hat dabei oberste Priorität. Fronter David Trapp, mit seiner zum Teil an Chris Thompson oder David Coverdale erinnernden Stimme, variiert die Tempi der Songs, manchmal auch innerhalb dieser, spielt mit den erzeugten Stimmungen, bietet viele Schmankerl für Gitarrenfans und auch seine hinterfragenden Texte im mitgelieferten Booklet lohnen sich zu lesen.

Seine beiden Mitstreiter Brian Mullins am Schlagzeug und der bereits erwähnte Bryce Klueh am Tieftöner bereiten ihrem Mastermind (dieser auch noch mit sporadischen Orgelhallzutaten) eine dynamische Basis.

Auch wenn die CD direkt mit dem für mich vermeintlichen Highlight, dem atmosphärichen „Horse To Water“ beginnt, schaffte s da Trio bis zum Ende den Spannungsbogen hoch zu halten. Das mit einer bluesig-swampig untermalten Dobro servierte „Coming Home“ dürfte sowohl Southern- als auch Blues-Fans begeistern.

Anhänger des psychedelischen und auch des jammigen Rockstils  der Marke Hendrix, Nugent oder Led Zeppelin dürften bei Tracks wie „Confession“ oder „Level Floor Blues“ in Erinnerungen schwelgen, während ich persönlich bei eingängigeren Songs wie „Blow Wind Blow“ (eine Art rockigeres „Here I Go Again“) oder „Woman“ meine Aha-Erlebnisse habe.

Tracks wie „Seven Ways To Sundown“ und „No Love In the City Anymore“ erinnern von der Machart her an Sachen von den, auf dem gleichen Label beheimateten The Georgia Thunderbolts.

Und wenn Trapp den Hörer noch mal im schroffen blechernen  Southern-Gewand mit seiner eigenen Sterblichkeit im „Mortality Blues“ konfrontiert, hat er in jedem Fall, und das soll Musik ja auch bewirken, bleibenden Eindruck hinterlassen.

„Bei einigen Songs auf diesem Album hatte ich Robert Johnson im Kopf“, erzählt Tapp. „Ich hatte ein paar Biographien gelesen, die kürzlich erschienen sind, und es schien immer so, als ob Robert sein Bestes tat, um in einer Zeit am Leben zu bleiben, in der das nicht unbedingt einfach war. Der Song ist meine zeitgenössische Version meiner Delta-Blues-Einflüsse und handelt davon, dass man sich umschaut und sieht, wie andere das Risiko der Sterblichkeit eingehen, während man selbst sein Bestes tut, um am Leben zu bleiben.“

The Cold Stares bieten mit „The Southern“ einen höchst abwechslungsreichen Longplayer, der die gute alte Zeit der Rockmusik mit dem Geist der heutigen Zeit, frisch vereint, wieder aufleben lässt. Nicht nur aus Sicht der Band auch eine schöne Hommage an ihren Heimatstaat Kentucky. Vermutlich eines der Überraschungsalben dieses Jahres. Sehr empfehlenswert!

Mascot Label Group (2024)
Stil: Blues Rock, Southern Rock

Tracks:
01. Horse To Water
02. Coming Home
03. Looking for a Fight
04. Blow Wind Blow
05. Confession
06. Level Floor Blues
07. Seven Ways to Sundown
08. No Love in the City Anymore
09. Giving It Up
10. Woman
11. Mortality Blues

The Cold Stares
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