SevenMoore – Same – CD-Review

sevenmoore

Obwohl die Bandmitglieder von SevenMoore aus Spartanburg, South Carolina stammen, entschloss man sich das nahe gelegene Städtchen Moore in den Bandnamen zu nehmen. Weshalb, wieso aber dann etwas später. Spartanburg, South Carolina, war da nicht was? Richtig, das ist doch die Heimatstadt der allseits bekannten Marshall Tucker Band, die in den Siebziger-Jahren eines der großen Aushängeschilder des Southern Rocks darstellte. Wir erinnern uns an Capricorn Records, die Caldwell Brothers und Hits wie „Can’t You See“, Take The Highway“, „Heard It In A Love Song“ oder „I’ll Be Loving You“, die sich in der Seele eines jeden Südstaaten-Rock-Fans gebrandmarkt haben. Seit dem Tod von Tommy und Toy Caldwell existiert die Truppe zwar weiter, übrig in der heutigen Besetzung ist allerdings nur noch Sänger Doug Gray. Der musikalische Stellenwert tendiert aber mittlerweile im Southern-Rock-Bereich in Richtung Bedeutungslosigkeit.

Zwei Leute, die bei MTB zwar nicht unbedingt zu den ganz auffälligen Erscheinungen zählten, aber dem Sound der Band auch immer wieder ihren Stempel aufdrückten, waren Drummer Paul T. Riddle, sowie Flötist und Saxophonist Jerry Eubanks. Letztgenannter spielte nach dem Ausstieg beider in zwei Bands namens The Throbbers, in der neben Paul auch Rick Willis (lead vocals, guitars) tätig war, und den Lippnikies, denen Mike Rogers (lead vocals, acoustic guitar) und Tim Clement (bass) angehörten.

So ist dann auch der Bogen zu SevenMoore gespannt. Denn alle Musiker sind mittlerweile als SevenMoore zusammen vereint. Mit von der Partie noch Gitarrist Bobby Gaines (lead guitar) und Keyboarder Steve Keeter. Und damit wären wir wieder beim Namen. Die Band ist ein Septett, das Postfach, unter dem die Jungs in Moore ihre Korrespondenzen abholen, hat die Nummer Sieben, und inspiriert wurde man von einem Straßenschild, als Paul und Jerry die Beerdigung von Ex-Allman/Gov’t Mule Allen Woody besuchten, das die Aufschrift „Moore, 7 Miles“ enthielt, und man sich spontan zur Fortsetzung einer musikalischen Zusammenarbeit entschloss.

Allerdings ohne jeglichen kommerziellen Hintergedanken. So ist es auf ihren Gigs ohne Genehmigung erlaubt zu filmen oder auch aufzunehmen. Man wollte einfach nur Spaß am Musizieren haben und freut sich über jeden, der zur Verbreitung ihres Namens im positiven Sinn beiträgt. Bei der jetzt erschienenen Debüt-CD legte man großen Wert darauf, das Werk in Eigenregie zu erstellen, man wollte von vorn herein kein Druck seitens irgendeiner Plattenfirma oder eines Management aufkommen lassen. Gut so.

Man merkt es denn Songs auch einfach an. Hier wird unbekümmert frei von der Seele weg gezaubert, radiotaugliche 3-Minüter, sucht man vergebens. Trotzdem leben die Lieder von herrlichen Melodien, traumhaftem, ja blindem Spielverständnis der Beteiligten untereinander und ihrem individuellen instrumentellen Können, dass zu Haufe, zum Teil jam-artig, zur Schau gestellt wird.

Der Opener „Childhood“ mit seinem Doobie Brothers-Flair, das dezent soulige „Smells Like Rain“, das zehn-minütige Instrumental „Barnyard“ (als Gastmusiker mit dabei Piano-Legende Chuck Leavell und die Nashville-Asse Randy Kohrs, Dobro und Aubrey Haynie, Fiddle), der Slow-Blues „No Time“ oder das auch über neun Minuten währende „Drop Your Rock & Roll“, das unter dem Motto ‚Van Morrison meets Marshall Tucker Band‘ laufen könnte, sind nur ein paar Beispiele eines mit über 73 Minuten voll bepackten Silberlings (Nimm Dir Zeit für gute Musik!), wie er mir schon lange nicht mehr unter gekommen ist.

Glasklares Piano, tolle Akustikgitarren, zwei tolle Sänger, deren unterschiedliche Stimmen hervorragend den Stücken angepasst wurde, Organ-Fills, Flöten-, Saxophon-Soli, die unter die Haut gehen, und Gitarrenriffs der Marke Toy Caldwell von einst und in eigenständiger Ausführung, Dobro, Fiddle, pulsierende Bass-Linien, und Riddle-typisches kräftiges Schlagzeug, alles in Hülle und Fülle. Bei „Smells Like Rain“ geht das abschließende Sax-Solo durch Mark und Bein, bei „Barnyard“, das ein wenig Erinnerungen an die „Highway Call“ Zeit von Dickey Betts (damals noch Richard) aufkommen lässt, schießt ein Geträller aus Jerries Querflöte, wie wenn ein Rotkehlchen den kompletten Vogelpark eines Waldes zur Balz für sich gewinnen wollte, das anschließende grandiose E-Solo in Caldwellscher Manier treibt einem die Tränen in die Augen.

Bevor ich mich jetzt noch in einen Rausch schreibe, kann ich nur jedem Freund niveauvoller Rock-Musik wirklich empfehlen, sich diese Bärchen-, ähm bärenstarke Scheibe zuzulegen. Ein geniales Debüt, gestandener Musiker, die hoffentlich noch weitere Register ihres Könnens ziehen mögen.
Marshall Tucker Band war gestern, die Zukunft heißt ohne Zweifel SevenMoore!

Eigenproduktion (2005)
Stil: Southern Rock

01. Childhood
02. Smells Like Rain
03. Spring Street
04. Another Chance
05. Sunday Morning
06. Barnyard
07. No Time
08. Eight Days
09. 406 Whisnant St.
10. Touch
11. Drop Your Rock & Roll
12. Childhood (Reprise)

Bärchen Records