Shaw Davis & The Black Ties – Tales From The West – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Nach der Debütplatte ist „Tales From The West“ das zweite Werk des 2016 gegründeten Trios um den Fronter Shaw Davis. Hierzulande ist das Powertrio ein noch unbeschriebenes Blatt, 2017 gewannen es die South Florida Blues Challange und das Blues Magazine sprach bei Davis sogar von einem neuen jungen Gitarrenhelden, an dem man noch viel Spaß haben werde. Erste Lorbeeren konnte sich die Band schon im Vorprogramm bekannter Größen, wie Mike ZitoAlbert Castiglia oder Matt Schofield einheimsen.

Nun aber zum aktuellen Album. Wie schon die Vorbilder Jimmy Hendrix und Stevie Ray Vaughan – nur um zwei zu nennen – es erahnen lassen, spielt die Band einen eher rauen, härteren Stil des Blues.

Der Opener offeriert sofort schon, dass Davis & Co. nicht im Mainstream einzuordnen sind. In „Take My Hand“ gelingt es der Band wavige, zum Teil psychedelische Züge einfließen zu lassen, wobei sich rasante Parts mit eher ruhigeren Gesangspassagen abwechseln.

Mutig ist das Zappa-Cover „Willie The Pimp“, welches in einem harten, schleppenden Blues-Stil präsentiert wird. Davis‘ prägnante, aber auch sehr klare Stimme und mehrere E-Gitarrensoli, entweder klar im Vordergrund oder aber im Hintergrund, geben dem Song eine ordentliche Strahlkraft. Bobby van Stone an den Drums und Patrick Stevenson am Bass legen wie in allen Songs eine starke Rhythmusgrundlage für das schnörkellose, oft ins psychedelische abdriftende Gitarrenspiel des Protagonisten.

Im Titelsong „Tales From The West“ fühlt man sich zunächst an die legendären Doors erinnert, wobei das Gewand auch durch Southern Rock-ähnelnde Intermezzi einen modernen erfrischenden Touch erhält.

Das rockig fetzige „Mamma Told Me“ lässt den oft rohen, harten Bluesstil eines Stevie Ray Vaughans wieder aufleben, ohne dass das Gefühl aufkommt, es würde sich um einen Abklatsch handeln. Interessant dabei der Beginn des Gitarrensolos zum Ende des Songs, welches sich aus dem Rhythmus von „Hey Joe“, des damaligen Gitarrengottes Jimmy Hendrix, entwickelt.

Das folgenden „Fire Inside“ ist stilistisch eine logische Folge des Vorgängers, mit Reminiszenzen an sein  „Crosstown Traffic“ , allerdings hier moderner und härter gespielt.

„Know Where You Been“ mit klassischer Bluesuntermalung und starken Soli, lässt erahnen, warum von einem neuen jungen Gitarrenhelden gesprochen wird.

Im, wie der Name es schon verlauten lässt, groovenden „Atomic Groove“, geht es insbesondere im Mittelpart wieder leicht psychedelisch zu, wobei der Blues aber, wie in allen Tracks das Grundgerüst bildet.

Das Junior Kimbrough-Cover „I Gotta Try You Girl“ behält trotz vieler Tempowechsel innerhalb eines Songs seine Homogenität.

Das abschließende „My Friend“, ein zunächst sehr ruhiges Lied, holt den Zuhörer wieder auf den Boden zurück, um diesen dann aber mit fulminanten Soli jäh aus allen Träumen zu reißen.

Liebhaber von Blues-Musik mit rauer E-Gitarrenkunst werden an diesem Album mit Sicherheit Gefallen finden. Positiv zu vermerken ist auch das Stimmvolumen des Fronters, da es oft genug starke Gitarristen gibt, bei denen die Vocals nicht mit ihrer Instrumentenfertigkeit Schritt halten können.

Wenn Shaw Davis & The Black Ties mal den Sprung über den Teich wagen sollten, ist davon auszugehen, dass die Besucher sich auf furiose Blues Rock-Unterhaltung mit viel Spielraum für Improvisationen einstellen können.

Shaw Davis – Gitarre, Vocals
Bobby van Stone – Drums/Percussion
Patrick Stevenson – Bass, Vocals

Grooveyard Records (2018)
Stil: Hard Rock

Tracks:
01. Take My Hand
02. Willie The Pimp
03. Tales From The West
04. Mamma Told Me
05. Fire Inside
06. Know Where You Been
07. Atomic Groove
08. I Gotta Try You Girl
09. My Friend

Shaw Davies & The Black Ties
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