Kaz Hawkins – My Life And I – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Die hierzulande wahrscheinlich noch recht unbekannte, aus Nordirland stammende und in Frankreich lebende Blueserin Kaz Hawkins, die auch eine Show bei BBC Radio Ulster moderiert, hat nun nach vier Vorgängeralben mit ihrem neuesten Werk „My Life And I“ ihr persönliches Best-Of-Album herausgebracht. Die Scheibe mit insgesamt 17 Titeln ist am 8. April in die Läden gekommen.

Der entsprechende Vinyl-Longplayer wird aber erst im Mai verfügbar sein. Kaz Hawkins wurde bereits in ihrer Kindheit in den Bars von Belfast, in die sie ihr Vater häufig mitnahm, von Musik geprägt. Auf diese Art musikalisch sozialisiert, entdeckte sie später ihre Leidenschaft für den Saint-Louis-Blues von Etta James. Kaz Hawkins erinnert sich: „Ich konnte die Traurigkeit hören und mich damit identifizieren. Ich wollte wie sie singen, aber ohne sie zu imitieren“.

Und so wundert es auch nicht, dass sie zwei Songs von Etta James auf ihrem Album gecovert hat („At Last“ und „Something Got A Hold On Me“), aber auch einem Stück ihres Landsmannes Van Morrison („Full Force Gale“) haucht sie neues Leben ein. Die restlichen Songs hat sie bis auf „Feelin’ Good“ (von Anthony Newly / Leslie Bricusse) selbst komponiert und getextet.

Insgesamt überwiegen auf der Scheibe die ruhigen und bedächtigen Töne in Form von eher balladesken Songs („Lipstick and Cocaine“, „The River That Sings“ und das etwas schnellere „Believe With Me“) bzw. die Slowbluesnummern, „Feelin’ Good“, „Surviving“, sowie die drei sich recht ähnlich anhörenden Tracks „Don’t You Know“, „Don’t Slip Away“ und „Better Days“.

Viele von Kaz Hawkins’ Liedern werden hauptsächlich von ihrer emotionalen und kräftigen Stimme mit Pianobegleitung getragen, so z. B. das zärtliche „Because You Love Me“ und das leicht gospelige und kraftvoll vorgetragene „Hallelujah Happy People“. Es gibt aber auch vergleichsweise flotte Nummern auf dem Album zu hören. Der leicht energetische Shuffle „Drink With The Devil“ gehört dazu, aber auch der starke Gospel-Opener „Pray“ und das Midtempo-Stück „Don’t Make Mama Cry“.


Ihre Interpretation von Etta James’ Song „At Last“ hingegen kommt etwas schmalzig daher und weckt Erinnerungen an Filmmusik, wie sie aus den 40’er Jahren stammen könnte. Herausragend finde ich allerdings das soulige und von Bläsern begleitete „Full Force Gale“ und die zunächst slow startende, bereits erwähnte Etta James-Nummer „Something‘s Got A Hold On Me“, in die Kaz Hawkins solo singend einsteigt, den Song dann aber in eine sehr flotte Soulnummer verwandelt. Beiden Stücken steht der Rausschmeißer „Shake“ in nichts nach, zu Beginn ebenfalls stimmgewaltig und langsam startend, um dann in einem wilden Boogie zu enden.

„My Life And I“ ist keine typische Bluesscheibe. Dazu wirken die meisten der Songs nach meiner Ansicht zu balladesk, sind aber gerade deshalb für die besinnlichen Stunden des Lebens bestens geeignet. Diesen kann Kaz Hawkins, die, Etta James zu Ehren, deren Nachnamen angenommen hat, mit ihrer kraftvollen Stimme starke, emotionale Akzente verleihen.

Label: Dixiefrog Records
Stil: Blues

Tracks:
01. Pray
02. Because You Love Me
03. Feelin‘ Good
04. Hallelujah Happy People
05. Lipstick And Cocaine
06. Believe With Me
07. Drink With The Devil
08. Full Force Gale
09. Don‘t Make Mama Cry
10. The River That Sings
11. Surviving
12. At Last
13. Something‘s Got A Hold On Me
14. Don‘t You Know
15. Don‘t Slip Away
16. Better Days
17. Shake

Kaz Hawkins
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