Sarah Shook & The Disarmers – Nightroamer CD-Review

Review: Michael Segets

Sarah Shook & The Disarmers haben nun ihren dritten Longplayer „Nightroamer” am Start. Während Shook auf dem ersten Album „Sidelong“ (2015) durch den Indie-Touch, den sie ihren Outlaw-Country-Stücken mitgab, frischen Wind in das Genre brachte, wirkten die Country-Titel auf „Years“ (2018) etwas zahmer.

Allerdings flossen dort bereits weitere Stile ein. Diesen Weg geht „Nightroamer“ weiter, auf dem die musikalische Spannbreite sich ausdehnt. Nur noch bei der Hälfte der Songs verfolgt Shook ihr ursprüngliches Genre und geht es stattdessen nun öfter rockig an. Das Album mit zehn Eigenkompositionen wurde von Pete Anderson (Dwight Yoakam, k. d. lang) produziert.

Startet die CD noch mit dem harmonischen Midtempo-Rocker „Somebody Else“, zeigt Shook bei „Been Lovin‘ You“ ihren Hang zum Alternative dadurch, dass sie leichte Dissonanzen einstreut. Mit den Hörgewohnheiten spielt sie auch bei „If It’s Poison“.

Vom Rhythmus her an die Schmachtfetzen der frühen Rock’n Roll-Zeit angelehnt gibt sie dem Song einen rauen Charme mit, der so nicht zuletzt durch das Gitarrenspiel von Eric Peterson Drive entwickelt. Mit dem originellen Arrangement zeigen Sarah Shook & The Disarmers, dass sie besonders gut sind, wenn sie sich einen Tick neben der gängigen Spur befinden.

Neben der Ballade „Nightroamer“ finden sich zwei weitere Tracks, die eindeutig in der Outlaw-Country-Ecke zu verorten sind. „No Mistakes“ und „It Doesn’t Change Anything” wurden bereits vorab ausgekoppelt und bedienen Shooks Fanbasis ausgezeichnet. Beide Nummern sind rund mit dominanter Pedal Steel – gespielt von Adam Kurtz – und gehörig Twang versehen.

Pedal Steel und Twang finden sich ebenfalls bei „Please Be A Stranger“, das aber rockigere Züge trägt. Das Stück bleibt dabei locker und eingängig. In dieser Richtung setzt Shook noch einen drauf. „I Got This“ trägt für die Band schon fast poppige Züge. Dafür sorgen der deutliche Bass (Aaron Oliva), die ausgeprägte Percussion durch Schlagzeuger Jack Foster sowie der Backgroundgesang im Refrain. Der stilistisch überraschende Titel zählt für mich zu den Highlights des Albums.

Nach dem sanften „Believer“ lässt es die Band zum Abschluss des Longplayers nochmal richtig krachen. Das leicht punkig angehauchte „Talkin’ To Myself” wurde als erste Single ausgewählt und markiert sicherlich einen Eckpunkt der tendenziell veränderten Ausrichtung von „Nightroamer“ gegenüber ihrem Debüt „Sidelong“, die sich bereits bei „Years“ andeutete.

Sarah Shook & The Disarmers setzen ihre musikalische Reise in Richtung Rock fort, ohne dabei ihre Wurzeln, die im Outlaw Country liegen, zu vergessen. Die unterschiedlichen Songs wirken durchweg ehrlich, wobei das Album insgesamt einen gelungenen Spagat zwischen Eingängigkeit und außergewöhnlichen Arrangements vollführt.

Abeyance Records – Thirty Tigers/Membran (2022)
Stil: Rock/Country

Tracks:
01. Somebody Else
02. Been Lovin’ You
03. If It’s Poison
04. No Mistakes
05. Nightroamer
06. It Doesn’t Change Anything
07. Please Be A Stranger
08. I Got This
09. Believer
10. Talkin’ To Myself

Sarah Shook & The Disarmers
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