Morgan Wallen – 28.05.2025 – The Roundhouse, London – Konzertbericht

If Daniel Daus is going to London, Morgan Wallen might be the reason! Und so war es dann tatsächlich auch. Universal Music hatte mich recht kurzfristig um ein Konzertreview im Londoner Roundhouse gebeten und die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür geschaffen.

Und so begann für mich eine aufregende Kurzreise in die britische Metropole, um den amerikanischen New Country-Superstar und Bad Boy bei der Live-Präsentation vieler Songs seines neuen Albums „I’m The Problem“ zu begutachten.

Vormittags ging es von Düsseldorf los, Ankunft war knapp eine Stunde später in Heathrow. Es war mein erster Besuch in London seit 44 Jahren. Somit hieß es erstmal, sich zurechtzufinden mit den Verkehrsbegebenheiten, aber mit ein bisschen Fragen (sehr hilfsbereit die Leute), verlief dann die Fahrt  zum schönen Hotel im Stadtteil Old Street absolut unproblematisch.

Als ich aus der U-Bahn stieg, musste ich erstmal durchatmen, hypermoderne Wolkenkratzer und ein buntes Treiben um mich herum, da staunt der zwar in einer Großstadt arbeitende, aber privat in einer Kleinstadt lebende Normalbürger. Einchecken im Hotel, danach war das Zeitfenster bis zum Konzert samt Anfahrt schon kurz getaktet.

Ich entschied mich, Westminster zu besuchen, auf der Rückstrecke ging es noch schnell zur Tower Bridge. Zurück zum Hotel, duschen und dann war ich schon wieder in die ehemalige Punker-Hochburg Camden unterwegs, wo das Roundhouse beherbergt ist.

Allein auf dem Fußweg von der U-Bahnstation die ganzen Geschäfte und das bunte Bild der Leute zu beobachten, war schon überaus unterhaltsam, vor der Location hatte sich gegen 18:45 Uhr bereits eine lange Schlange gebildet, die sich dann aber mit dem Einlass schnell in Bewegung setzte.

Das Roundhouse hielt von innen das, was die Bilder, die ich mir im Netz angeschaut hatte, versprachen. Man merkte schon sofort, dass eine besondere Spannung und Atmosphäre in der ‚Luft‘ lag.

Als der Protagonist auf Rundbühne mit dem Titelstück der neuen Doppel-CD um 20:30 Uhr loslegte, brandete sofort das Gekreische und die heute übliche Handylawine auf, das Publikum begann direkt lautstark mitzusingen. Morgan saß im Vordergrund auf einem Hocker, sein ihn begleitendes Personal war an den seitlichen Rundungen ebenfalls sitzend positioniert und am Ende eher mehr schmückendes Beiwerk zur One Man-Show. Hier war alles Chefsache!

Wallen sang mit seiner typischen Stimme, spielte ab und zu mal die Akustikgitarre und bediente zwischenzeitlich bei „Sand In My Boots“ das Piano, das dafür nach vorne an seine Front-Position geschoben wurde.

Am Ende wurden es 12 Stücke vom neuen Longplayer („‚I’m The Problem“. „Kick Myself“, „20 Cigarettes“, „Kiss Her In Front Of You“, „Don’t We“, „Eyes Are Closed“, „I Got Better“, „I’m A Little Bit Crazy“, „Superman“, „Love Somebody“, „What I Want“ und „Just In Case“) zwischendurch immer mal flankiert von Hits der Voralben wie u. a. „Cover Me Up“, „Whiskey Glasses“ und das finale „Last Night“ als Abschluss. Keine Zugabe, trotz riesiger Stimmung, die das Publikum entfacht hatte.

Bei Morgan Wallen sind seine kontroverse Persönlichkeit und vor allem der Wiederkennungswert der Lieder der Schlüssel zum Erfolg. Musikalisch war es eher monoton, ich kann mich an kaum ein Solo der Mitmusiker erinnern, auch wenn immer wieder fleißig die Gitarren getauscht wurden. Trotzdem hätte man sich vielleicht doch noch ein bis zwei Zugaben gewünscht. Der Schluss war dann jedenfalls ziemlich abrupt.

Und schon befand ich mich wieder, geflasht von den ganzen Eindrücken des Tages, auf dem Rückweg durch das abendliche Treiben in Camden zur Underground. Zurück im Hotel, ein paar wenige Stunden geschlafen, kurz nach Sechs wieder auf dem Weg nach Heathrow, Rückflug nach Düsseldorf. Heimfahrt mit dem Auto, ein paar Stunden Schlaf, eine Runde mit dem Hund, Essen und der Review und damit die Gelegenheit, dieses schon fast von Reizüberflutung gekennzeichnete, fast surreal wirkende Ereignis zu verarbeiten.

Mein großer Dank geht an Simone Geldmacher von Universal Music, die das alles ermöglicht hat.

Photo credit: Lewis Smith

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Morgen Wallen – I’m The Problem – Do-CD-Review

Morgan Wallen beherrscht, seit der Veröffentlichung seines zweiten Albums „Dangerous“ (mit satten 30 Tracks) , mittlerweile seit gut fünf Jahren die Country-Szene und auch die arrivierte Konkurrenz nach Belieben. Selbst einige üble private Eskapaden, konnten seine Popularität nicht ankratzen, das 2023 nachgeschobene „One Thing At A Time“ (diesmal mit 36 Stücken),  entwickelte sich seitdem ebenfalls zum Dauerbrenner.

Wallen bleibt egal, was er macht, zumindest bei seiner stetig wachsenden Fanbase ‚Everybody’s Darling‘. Er ist dabei, zu einem der aller größten Country-Künstler dieser Zeit zu werden! Diese Ambitionen werden nun durch das Werk „I’m The Problem“ nochmals tatkräftig untermauert.

Und zumindest was die Anzahl der Stücke betrifft, weist es eine erneute Steigerung auf. Jetzt sind es sogar 37 an der Zahl, physikalisch wieder als Doppel-CD und Dreifach-LP zu erwerben.

Das Problem, bei einer zeitnahen Rezension einer Veröffentlichung dieser Dimension, ist die Kürze der Zeit einer Bewertung, da, wie oft schon erlebt, sich Songs erst nach mehrmaligem Hören oder einer gewissen Zeit ‚entwickeln‘. Deshalb wäre es derzeit vermessen, Vergleiche zu den beiden Vorgängern zu ziehen.

Es ist klar, dass bei der ungeheuren Anzahl der Titel sich immer die Frage stellen wird, ob hier mehr auf Quantität oder Qualität gesetzt wird, aus meiner Sicht, überwiegt letztendlich die Qualität, anders ist der kontinuierliche Erfolg wohl kaum durchzuhalten.

Hier daher ein paar spontane Eindrücke: Wie der Album-Titel es schon suggeriert, weiß Morgan schon, sich und seine ‚dunklen‘ Seiten selbst zu reflektieren, auch wenn der Titelsong sich thematisch eher mit einer Beziehung auseinander setzt. In die Richtung interpretierbare Anspielungen findet man u. a. in Liedern wie „Superman„, „Kick Myself“, „Genesis, oder beim finalen Stück als gute Zusammenfassung seines bisherigen Lebens „I’m A Little Bit Crazy„.

Musikalisch würde ich den Opener, „I’m The Problem„, „Superman“, die Kooperation mit Pop-Sternchen Tate McRae auf „What I Want“ und das Duett mit Eric Church auf „Number 3 and Number 7“ als die schillernden Nummern auf dem ansonsten ein wenig im Midtempo dahinplätschernden ersten Silberling (allerdings ohne tatsächlich schwachen Song – ich kenne eh keinen von ihm), charakterisieren.

Der zweite Part weist aus meiner Sicht zumindest nach kurzer Betrachtung deutlich mehr Dynamik auf. Klasse hier die country-rockigeren Sachen wie „Come Back As A Redneck“ (feat. HARDY, mit dezentem Marshall Tucker Band– Flair) und der swampige „Working Man’s Song“ (mit schönen E-Soli), mit leichter Skynyrd– Note.

Das fluffig dahinrauschende „Love Somebody“ (mit herrlichem Flamenco-artigen Akustikgitarren-Solo) entpuppt sich, zumindest aus meiner Sicht, als der eingängigste Ohrwurm der Gesamt-.Scheibe. Sehr atmosphärisch kommt die Piano-getränkte Ballade „Drinking Til It Does“. Den tollen Abschluss bildet das reduziert gehaltene, mit einer Akustikgitarre untermalte Countrystück „I’m A Little Crazy“, das voller Selbstkritik strotzt, aber auch die eigene Schuld wieder ein wenig relativiert („I’m a little crazy but the world’s insane“).

Am Ende meine ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen, wenn ich behaupte, dass „I’m The Problem“ auch wieder durch die Decke gehen wird und Morgan Wallen (zumindest) in den Country-Billboard-Alben-Charts vom Langzeit-Double-Spitzenreiter zum Dauer-Triple-Anwärter avancieren wird.

Ich freue mich schon auf den 28. Mai, wo es mir vergönnt sein wird, diesen schillernden Musiker erstmals im Londoner Roundhouse live erleben zu können.

Big Loud / Republic / Universal (2025)
Stil: New Country

Tracks:
CD1
01. ’m The Problem
02. I Got Better
03. Superman
04. What I Want feat. Tate McRae
05.Just In Case
06. Interlude
07. Falling Apart
08. Skoal, Chevy, and Browning
09. Eyes Are Closed
10. Kick Myself
11. 20 Cigarettes
12. TN
13. Missing
14. Where’d That Girl Go
15. Genesis
16. Revelation
17. Number 3 and Number 7 feat. Eric Church
18. Kiss Her In Front Of You
19. If You Were Mine

CD2
01. Don’t We
02. Come Back As A Redneck feat. HARDY
03. Love Somebody
04. Dark Til Daylight
05. The Dealer feat. ERNEST
06. Leavin’s The Least I Could Do
07. Jack and Jill
08. I Ain’t Comin’ Back feat. Post Malone
09. Nothin’ Left
10. Drinking Til It Does
11. Smile
12- Working Man’s Song
13. Whiskey In Reverse
14. Crazy Eyes
15. LA Night
16. Miami
17. Lies Lies Lies
18. I’m A Little Crazy

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