Sean Webster Band – 18.11.2022, Gdanska, Oberhausen – Konzertbericht

Zweites von drei Konzerten innerhalb von vier Tagen! Nach Peter Frampton am Mittwoch im größeren Rahmen ging es wieder zurück an die ‚Basis‘. Zur Wahl stand die Sean Webster Band in Leverkusen oder die Sean Webster Band in Oberhausen an. Da wir bis dato im Gdanska in Oberhausen noch nie vorstellig waren und die Location für mich persönlich geografisch deutlich günstiger liegt, ging es dann diesmal ins Ruhrgebiet.

Auf der Hinfahrt kamen dann Erinnerungen auf, als ich an der Sporthalle vorbei kam, in der ich vor langer Zeit die letzten fünf Jahre meiner bewegten Tischtenniskarriere verbracht hatte. Nur wenige Minuten später war ich in der Nähe des Gdanskas angelangt.

Die Lokalität am Oberhausener Altmarkt hat ein wenig was von unserem einstigen Bluesflaggschiff in meiner Heimatstadt Rheinberg, dem Schwarzen Adler. Vorne eine typische Kneipe, dann ein freundlich gestalteter Restaurantbereich, und daran angeschlossen ein schlauchförmiger langgezogener Raum, der bestens für kulturelle Aktivitäten kompatibel ist.

Auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, dass der eher wie ein Alt-68er wirkende Gdanska-Ansager Jürgen Reinke in der Bundeswehr gedient hat, stand er bei seiner Einleitung ganz in militärischer Tradition mit Schere und Maßband auf der Bühne und schnitt es zum Konzert 831 wieder ein wenig kürzer, 1000 ist die Zielmarke , die er in jedem Fall noch erreichen möchte.

Um 20:20 Uhr legte die Sean Webster Band, die wir ja mal vor vier Jahren mal auf einem Schiff beleuchtet hatten, mit dem treibendem Blues Rocker „You Got To Know“ direkt energiegeladen los. Mit dabei, diesmal auf festem Untergrund, wieder Websters etatmäßige Rhythmusfraktion, bestehend aus Drummer Ruud Gielen und dem schlaksigen Bassisten Floris Poesse, als neue Personalie war Keyboarder Axel Zwinselman zugegen, der sich als sehr belebendes Element der Band herausstellte.

Mit dem folgenden „Forever Gone“ ging es schön groovig weiter. Hier schön glänzte der Protagonist mit seiner herrlich rauen Reibeisenstimme und seinen ersten E-Gitarrensoli. Kaum zu glauben, dass so ein talentierter Musiker phasenweise seine eigentliche Passion an den Nagel gehängt hatte, um in Australien seinen Lebensunterhalt als Waldarbeiter zu bestreiten.

Mit dem herrliche Slowblues „I Was Wrong“ gab Sean schon einen Ausblick auf sein neues im nächsten Jahr herauskommendes Studio-Album, dem noch weitere brandneue Tracks wie u. a. „Not Me & You“ und „You Should Probably Leave“ (beides melodisch-fluffige und eingängige Nummern mit einem dezenten 90er-Rock-Flair) während des Hauptsets folgten.

Gespickt war die Setlist natürlich auch mit grandios gestalteten Coverstücken, von denen „I Put A Spell on You“ (Screaming Jay Hawkins) und das Keith Urban-Lied „‚Til The Summer Comes Around“ (allein das intensive Instrumentalintro war zum Niederknien) herausragten. Klasse hier immer wieder das Zusammenspiel von Webster mit Zwniselman und den dann immer wieder aufbrausenden Rhythmusleuten Gielen (mit satten Polterattacken) und Poesse (der sowohl mit Bass-Streicheleinheiten als auch ganz wildem Gezupfe).

Mit dem brutal starken „Hear Me Now“ aus Websters eigenem Fundus war die Zeit verflogen und das in Blueskreisen immer wieder gerne aufgegriffene „I’d Rather Go Blind“ in einer abwechslungsreichen bärenstarken Version (mit Tempo- und Atmosphärenwechseln) bildete das Finale des Hauptteils.

Die Anwesenden im für derzeitige Verhältnisse gut besuchten Gdanska waren aus dem Häuschen und ließen das Quartett natürlich nicht ohne das fulminant shufflige „Highway Man“ und eine Adaption von „The Thrill Has Gone“ als Zugaben in den verdienten Feierabend.

Auf dem Rückweg fragte ich mich spontan, was ein Joe Bonamassa eigentlich soviel besser macht als ein Sean Webster (außer natürlich die bis ins kleinste Detail durchorganisierte PR in eigener Sache), zumal der Brite auch noch der ‚ohren‘-scheinlich deutlich bessere Sänger ist? Naja, zumindest protegiert der amerikanische Bluesstar mittlerweile auch zunehmend aufkommende Acts mit seinem Label und den Cruises durch die Meere der Welt. Vielleicht fällt dabei ja auch in Zukunft mal ein Blick auf die großartige Sean Webster Band.

Für mich persönlich verbleibt angesichts der tollen neuen Stücke erst einmal die Vorfreude auf einen sicherlich starken neuen Longplayer, den wir dann zu gegebener Zeit auch gerne wieder reviewen werden!

Line-up
Sean Webster – Lead vocals, electric guitar
Ruud Gielen – Drums
Axel Zwinselman – Keys
Floris Poesse – Bass

Bilder: Klemens Kübber
Text: Daniel Daus

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