Sauce Boss – The Sauce – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Manche Musiker kommen schon auf eigenartige Ideen. So auch der aus Florida stammende Bluesgitarrist Bill Wharton. Der fing nämlich in den 80er Jahren an, verschiedene Rezepte mit Paprika auszuprobieren. Die Gerichte fanden in seiner Nachbarschaft großen Anklang und Bill Wharton begann während seiner Konzerte seine Zuhörer mit „Gumbo“, einem Südstaaten-Eintopf mit unterschiedlichsten Zutaten, zu bekochen. Dem Publikum gefiel das und es wurde zu seinem Markenzeichen. Seitdem hat er seinen Spitznamen „Sauce Boss“ weg und besitzt ein Monopol für Blues ‚n‘ Gumbo.

Genauso, wie ein anständiges Gumbo-Gericht feurig-scharf ist und aus verschiedensten Zutaten besteht, genauso ist dieses Album, welches der Chef-Saucier größtenteils im Alleingang und mit viel, viel Slidegitarre bestreitet. Nur auf einer handvoll Songs sind zusammen mit ihm seine Mitstreiter Damon Fowler und Neal Goree an den Gitarren und Brett Crook am Schlagzeug zu hören.

Die Scheibe bietet mit ihren 12 Songs ein abwechslungsreiches Menü flotter und rhythmischer Stücke z. B. „Little Rhythm And Blues“, dem Beatles-Cover „The Word“ oder auch „I Will Play For Gumbo“, wo seine Stimme durchaus leichte Erinnerungen an Taj Mahal hervorruft. Und bei vielen Songs vermag man gar nicht zu glauben, dass Bill Wharton alle Instrumente gleichzeitig als „Ein-Mann-Band“ spielt.

Aber auch ein paar schöne, zum Träumen anregende Balladen, hat der Boss beigesteuert („Don‘t Know How To Tell You“, „Lonely Crowd“ im Dylan Stil und „Left Hand Smile“ mit Americana-Attitude). Sehr hörenswert auch „Down By The Sea“. Der Song ist eine Solonummer mit Hawaii typischen Klängen, gespielt auf einer National Steel-Guitar aus dem Jahr 1933 und verbreitet ein sorgloses Urlaubsfeeling. Genauso leichtfüßig und beschwingt kommt „Stop Breaking Down“ daher.

Nicht auf Hawaii, sondern im tiefen Süden der USA lässt sich der atmosphärisch dichte „Delta 9 Blues“ mit vielen, vielen fließenden Slideklängen verorten. Das kurze Instrumental „Space Ocean“ hingegen setzt einen Kontrapunkt zu den übrigen Stücken. Es bietet einen leicht psychedelisch-sphärischen Sound untermalt von Meeresrauschen. Und mit der stark „geslideten“ Interpretation von „Gloria“, im Original von Van Morrison, steht ein weiterer gelungener Coversong auf der Trackliste.

Es ist schwierig die Scheibe in eine reine Blues-Schublade zu stecken, da Sauce Boss die Grenzen zwischen den Genres verwischt: er steckt alle Zutaten in einen Topf, rührt gut um und heraus kommt seine spezielle Gumbo-Sauce. Das ist nicht negativ gemeint, sondern durchaus positiv zu verstehen, liefert es doch neue musikalische Dimensionen und Hörerlebnisse. Die Scheibe macht einfach nur Spaß und liefert Musik für alle Lebenslagen. Ach ja, das Album ist bereits seit dem 7.Juni im Handel.

Swampside Records (2024)
Stil: Blues

Tracks:
01. Little Rhythm And Blues
02. The Word
03. Delta 9 Blues
04. Space Ocean
05. Down By The Sea
06. Stop Breakin‘ Down
07. Don‘t Know How To Tell You
08. I Will Play For Gumbo
09. Lonely Crowd
10. Gloria
11. Little Rhythm And Blues Reprise
12. Left Handed Smile

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