North Mississippi Allstars – Still Shakin‘ – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Im Vorgriff auf das 30-jährige Bestehen der Band im kommenden Jahr haben North Mississippi Allstars das Album “Still Shakin’” mit Südstaaten-Klassikern konzipiert, das gleichzeitig auch dem Debut “Shake Hands With Shorty” aus dem Jahre 2000 zum Geburtstag gratuliert. Gegründet von den Brüdern Luther und Cody Dickinson, ist die Formation eine Art Kollektiv-Gemeinschaft, überwiegend von Musikern aus dem Norden ihrer Heimat.

Die bekannten Allstars Begleiter reichen über die Jahre von R.L. Burnside, Junior Kimbrough bis hin zu Berry Oakley, Oteil Burbridge (beide Allman Brothers Band) und aktuell Joey Williams (Blind Boys of Alabama) und “Ray Ray” Holloman (Gitarrist von Eminem und Ne-Yo). Die Erfolge sind neben dem Debut Werk (Living Blues Award 2001) und “Electric Blue Watermelon” (2005 die Nr. 1 der Billboard Blues Charts), sowie mehreren Grammy Nominierungen sprechen für sich (siehe ebenso SoS-Review zum Album “Up And Rolling” – 2019).

Die neue Eigenproduktion bringt großteils moderne, teilweise jedoch etwas außergewöhnliche, aber letztlich überzeugende Versionen bekannter Titel. Den schnellen Einstieg macht der „Preachin‘ Blues” von Robert Johnson aus den 30ern – als funkige Eröffnung eine durchaus überraschende Variante im Stil der 1960er Dynamik. Unweigerlich zurück zu den Wurzeln ihrer Tradition kommen die Allstars mit dem folgenden Junior Kimbrough Stücken “Stay All Night” und “My Mind Is Ramblin’”, wobei der erstere im souligen Duett und schönen E-Solos abgefeiert wird und der zweite Track mit fast ungewohnten, aber unwiderstehlichen Drum-Beats gospeliges Flair verbreitet.

Das Blind Boys of Alabama Cover “Pray For Peace” verstärkt diese Stilrichtung südstaatlich groovender Blues-Gospel Rhythmen und lässt auch hier dem Bewegungsdrang keine Alternative. Der historische Folk-Song “K.C. Jones” – ungefähr 1910 – erfährt in ähnlicher Weise eine fast futuristische Country-Rockfassung und leitet über in den etwas experimentell anmutenden, eigenen Titel-Track, der als psychedelischer Jam im Mississippi Hill Country seinen Platz findet.

Weitere, moderne Interpretationen ursprünglicher Südstaaten-Klassiker sind zweifelsohne das eher seltene “Don’t Let The Devil Ride” (im Original von Brother Joe May) und der unverwüstliche Folk-Titel “John Henry”, der in pulsierender Country-Rock Ausgabe kaum wieder zu erkennen ist. Wieso eines der elegantesten Stücke, die wunderbare Fred McDowell Komposition “Write Me A Few Lines” nur als CD-Bonus erhältlich ist, bleibt in Vinyl verwöhnten Zeiten ungewöhnlich.

Mit “Still Shakin’” ist für unsere musikalischen Breiten ein herausforderndes Hörerlebnis und ein in großen Teilen hypnotischer Country-Folk-Blues und Rock-Longplayer entstanden, den die North Mississippi Allstars mit spürbarer Begeisterung und Gästen einer jungen Musikergeneration in ihrem Homestudio aufgenommen haben. Insofern ist ein entwicklungsweisendes Album erschienen, das aufzeigt, wie die Band über die Jahrzehnte gewachsen ist.

New West Records (2025)
Stil: Blues, Country, Folk

Tracks:
01. Preachin‘ Blues
02. Stay All Night (feat. Robert Kimbrough, Joey Williams)
03. My Mind Is Ramblin‘
04. Pray for Peace (feat. Joey Williams)
05. K.C. Jones, Part 2 (feat. Jojo Herman and Grahame Lesh)
06. Still Shakin‘
07. Poor Boy (feat. Duwayne Burnside)
08. Don’t Let the Devil Ride (feat. Joey Williams)
09. Write Me a Few Lines
10. John Henry
11. Monomyth (Folk Hero’s Last Ride)

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