
Achtung liebe Blues Rock-Gemeinde – aufgepasst! Mit dem aus Georgia stammenden Hughes Taylor ist etwas ganz Großes im Kommen. Der arbeitet nämlich, ähnlich wie Joe Bonamassa, seit seinem 13. Lebensalter akribisch an seiner Musikerkarriere und bringt jetzt mit „Roasted“ sein bereits 6. Album heraus.
Als Gitarrenspiel-Vorbilder benennt er dabei keine geringeren als Stevie Ray Vaughan, David Gilmour und Steve Gaines, also der Junge muss doch schon von vorne herein was Sympathisches an sich haben!
Und das hört man natürlich auf seinem neuen Werk auch einwandfrei heraus. Besonders beim Opener „Moondance Baby“, den Hughes eigentlich in erster Linie als Auftaktstück für sein Live-Programm schreiben wollte. Der sei aber aus seiner selbstkritischen Sicht heraus, in gesanglicher Hinsicht momentan noch zu schwierig, mit noch uneingesungener Stimme für ihn auf der Bühne direkt umzusetzen, so Taylor. Hier merkt man schon, welch hohe Ansprüche der Protagonist an sich selbst anlegt.
Ansonsten ist dieser Track aber nach meiner Meinung mit seinem elanvollen Drive, den quirligen Gitarrenpasssagen an sich wirklich prädestiniert. Hier vereinigen sich mit Stevie Ray Vaughan (Klang), Steve Gaines (Fingerfertigkeit) und Derek Trucks (Slide-Solo am Ende) gleich drei Gitarrenvorbilder in einem Song, dazu das tolle druckvolle Spiel der Mitstreiter. Zurecht ein sehr gut gewählte Opener, um zumindest dieses am Ende auch insgesamt starke Album einzuleiten und auch weiterzuführen.
Nach dem rau, im Trio-Format eingespielten swampigen Southern-Stampfer „Ballad Of Big Bill McGuire“ mit dramaturgischem Text, folgt dann eine unglaublich starke Phase mit sechs Blues Rock-Perlen an der Schnur, die nicht nur Hughes‘ Songwriterpotential, sondern auch das ganze Können, des ihn umgebenden Musikerpersonals offeriert.
Herauszuheben, neben dem Protagonisten, der mit sehr vielen tollen anspruchsvollen E-Gitarrenparts und -Soli zu glänzen weiß (nur seine Stimme hört sich als einziges kleines Manko noch etwas jung an), ist der überragende Keyboarder Zach Wilson, der hier wirklich. zu jedem Song passend, die richtigen Akzente überaus variabel setzt.
Grandios zum Teil auch die Background Vocals von Evie Somogyi („Until it Hits“) und Emily Lynn (1, 4, 6), die besonders beim superben „Midnight Angel“ einen Solo-Zwischenpart hinlegt, der mich an die berühmte Passage in Pink Floyds „The Great Gig In The Sky“ der damaligen Sängerin Clare Torry erinnert. Klasse ebenfalls die ‚Jon Lord-Orgel‘ von Wilson.
Nach diesem furiosen Song-Sextett, geht es ab „Before You Fall“ bis zum abschließendem Instrumental „Rochester“ wieder ins klassische Blues Rock-Trio über, wobei dann hier auch bei den Stücken, die vermutlich primär für potentielle Improvisationseinlagen beim Live-Performen konzipiert wurden, sich die powervolle Rhythmusfraktion, bestehend aus Ben Alford (Bass) und Nich Gannon (mit herrlich scheppernden Drums bei „Rochester“) ebenfalls markant einbringen kann.
Endlich mal wieder ein echt frischer Wind in der Blues Rock-Szene! Liebhaber von Acts wie Kenny Wayne Shepherd, Jonny Lang auf der amerikanischen Seite, oder Davy Knowles, Laurence Jones oder Ben Poole auf britischem Terrain, werden diese Edelröstung des Blues Rocks in vollen Zügen genießen.
Hughes Taylor und sein neues Album „Roasted“ werden (nicht nur bei mir) ganz sicher zu den außergewöhnlichen Neuentdeckungen des Jahres 2025 zählen. Geht statt mit Kaffee, auch gut mit Bier runter!
The Bent Note (2025)
Stil: Blues Rock
01. Moondance Baby
02. Ballad Of Big Bill McGuire
03. Until It Hits
04. Midnight Angel
05. From The Other Side
06. (In the Morning) When it’s Over
07. Beautiful Stranger
08. When Love Comes Home
09. Before You Fall
10. Hangin On
11. Rochester