Review: Jörg Schneider
Johnny Burgin ist schon seit Jahrzehnten im Blues-Biz unterwegs. Die Anfänge seiner musikalischen Karriere liegen in einem kleinen Club in Chicago namens B.L.U.E.S. Hier spielten früher alle Größen des Chicago Blues und Johnny Burgin hatte dort Auftritte als Sideman, aber auch als Bandleader. Alte Blueslegenden wie Pinetop Perkins, Sam Lay und James Yancey Jones waren seine Lehrmeister.
Sein neues Album „Ramblin‘ From Coast To Coast“ hat er an verschiedenen Orten u. a. in Dallas, Cincinatti und Memphis aufgenommen, oft mit seelenverwandten Bluesern wie John Blues Boyd, Rae Gordon, Ben Levin, Hanna PK, Jad Tariq, Jon Hay und Dylan Bishop.
Herausgekommen ist eine pure Chicago Blues-Scheibe mit elf Tracks, teils slow, teils verschwitzt treibend, immer voller Spielfreude und handwerklich astrein. Der Titelsong „Ramblin‘ From Coast to Coast“ kommt als Opener recht flott daher, während sich andere Songs eher im Midtempobereich bewegen („I Need Something Sweet“, eine schöne Hommage an Byther Smith oder auch „Vacation From The Blues“ und „Never Tried To Get Ahead“, eine musikalische Verbeugung vor Smokey Smothers). „Getting My Blues On“ und „Silently Suffering“ bedienen die Freunde des Slow Blues, angereichert mit eingängigen Backgroundvocals bzw. melodischer Pianountermalung.
„Stepladder Blues“ hingegen besticht durch einen leicht verlangsamten Boogie Woogie-Rhythmus und leitet sodann zum „Cincinatti Blues“ über, einem schmissigen Boogie Woogie mit Pianogehämmer und allem, was dazu gehört. Auch „Older And Wiser“ weist eine Boogie-Attitude auf, diesmal aber gesanglich dargeboten von der Blueserin Rae Gordon.
Und auch „I’m Playing Straight“ überzeugt mit John Blues Boyds stimmlichen Kapriolen. Ganz anders „Fresno Woman“, hier verleiht Burgin mit der Slidegitarre dem Chicago Blues eine besondere Note und in „I Was Right The First Time“ fordert der dem Song innewohnende Rockabilly Sound einmal mehr Füße und Beine ab.
Insgesamt ist „Ramblin’ From Coast To Coast“ also ein Longplayer mit tief reichenden Chicago-Wurzeln, verfeinert mit Boogie Woogie-Elementen und großer Spielfreude aller Beteiligten. Er bietet Unterhaltung auf hohem Niveau, auch wenn es nicht die alles überragende Entdeckung des Jahres ist. Für Freunde des Chicago Blues ist es aber allemal ein guter Griff, der bereits seit Mitte April in den Ladenregalen auf Zuhörer wartet.
Straight Shooter Records (2024)
Stil: Blues
Tracks:
01. Ramblin‘ From Coast To Coast
02. Gettin‘ My Blues On
03. I Need Something Sweet
04. Silently Suffering
05. Stepladder Blues
06. Cincinnati Boogie
07. Fresno Woman
08. I‘m Playing Straight, feat.John Blues Boyd (vc)
09. Older And Wiser, feat. Rae Gordon (vc)
10. I Was Right The First Time
11. Vacation From The Blues
12. Never Tried To Get Ahead