
Giant ist eine Band, die wenn man es hierstreng nehmen würde, rein musikalisch in diesem Magazin nicht vermutet werden würde, aber allein durch die Tatsache, dass der ehemalige Fronter und Gitarrist Dann Huff heißt, wäre schon Grund genug.
Der ist zwar jetzt nicht mehr dabei, aber auch sein Bruder David Huff (drums) und Nashville Star-Studiomusiker Mike Brignardello (bass), vertreten auf unzähligen hier besprochenen New Country-Scheiben, bieten genug Argumente, eine Melodic Rock-Scheibe auf dieser Plattform guten Gewissens zu besprechen.
Giant veröffentlichten Ende der 1980er- und Anfang der 1990er Jahre mit den Alben „Last Of The Runaways“ und „Time To Burn“ zwei wegweisende AOR-Genre-Klassiker. Mit der aufkommenden Grunge-Welle waren die glorreichen Zeiten des Quartetts jedoch frühzeitig besiegelt.
Nachdem man sich 2000 nochmals für ein drittes Album („Giant III“) zusammengefunden hatte, verließ Dann Huff aufgrund seiner immer größer werdenden New Country-Ambitionen die Band und nahm bei weiter folgenden Reunions nur noch eine Gastrolle ein.
Jetzt haben Giant mit „Stand And Deliver“ ihr nunmehr sechstes Werk auf dem arrivierten Frontiers-Label am Start, neben David und Mike sind wie schon auf „Shifting Time“) Kent Hilli (Perfect Plan) am Mikro und Jimmy Westerlund (One Desire) mit von der Partie.
Die neue Scheibe mit den elf Tracks bietet natürlich alles, was ein Album in Sachen Melodic Rock/AOR auf Top-Niveau bieten sollte.
Starke, charismatische Leadvocals von Hilli, die sich im Bereich zwischen David Coverdale und Jimi Jamison bewegen, Westerlund lässt die E-Gitarre in allen typischen Tönen surren, fiepen und heulen, in Verbindung natürlich mit vielen Fills und quirigen Soli. Huff und Brignardello liefern die eingespielte Weltklasse- Rhythmus-Untermalung.
Beginnend mit dem treibenden Opener „It’s Not Right“ bis zum krawallig rockenden Stück 5, „Beggars Can’t Be Choosers“ geht es durchgehend temporeich los, erst „It Ain’t Over Till It’s Over“ bietet ein paar ruhigere Moment in den Strophen, gefolgt aber von pathos-getränkten Powerrefrains.
Der Highlight-Song, und demnach folgerichtig auch der Title-Track ist „Stand And Deliver“, der absolutes Klassiker-Potential aufweist. „Time To Call It Love“ und „Paradise Found“ entpuppen sich als weitere emotionale hymnische Power-Balladen, bevor dann im Schlussteil wieder ordentlich, aber natürlich immer melodisch gerockt wird.
Das grandiose „Holdin‘ On For Dear Life“, wo man meinen könnte, die Black Crowes hätten sich auf Melodic Rock-Pfade begeben und das abschließende „Pleasure Dome“, das in Van Halens Zeit mit Sammy Hagar (auch hier klingt Hilli sehr ähnlich) passen könnte, beenden wieder sehr knackig das hochklassige Melodic Rock-Vergnügen.
„Stand And Deliver“ beweist somit eindrucksvoll, dass Giant auch in der heutigen Zeit noch liefern. David Huff hat in der Tat recht, wenn er konstatiert: „The legacy of Giant lives on!“
Frontiers Records (2025)
Stil: Melodic Rock, AOR
Tracks:
01. It’s Not Right
02. A Night To Remember
03. Hold The Night
04. I Will Believe
05. Beggars Can’t Be Choosers
06. It Ain’t Over Till It’s Over
07. Stand And Deliver
08. Time To Call It Love
09. Holdin‘ On For Dear Life
10. Paradise Found
11. Pleasure Dome