Whiskey Myers – Whomp Whack Thunder – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Ein erfolgreiches Branding im US-Südstaaten-Rock aufzubauen, ist für eine Band im inzwischen wieder konkurrenzstarken Genre mehr als eine musikalische Herausforderung. Ein Zeitrahmen von über zehn Jahren war erforderlich, um die Whiskey Myers aus Texas mit unverwechselbarer Identität in der Stilrichtung zu etablieren. Wobei, im Rückblick auf frühere Alben, damals noch weniger beachtete Longplayer, wie z. B. “Early Morning Shakes” (2014) oder “Mud” (2016), schon überragende Zeichen setzten.

Die aktuelle Scheibe “Whomp Whack Thunder” fordert daher in atmosphärisch mitreißender Gnadenlosigkeit auch zur Neubewertung älterer Songperlen auf, die zum großen Teil, Dank dem SOS-Schwerpunktthema, hier größere Beachtung fanden. Produzent Jay Joyce (u. v. a. Eric Church, Lainey Wilson) ist dafür bekannt, seine Aufnahmen mit angeblich spezifischer Individualität zu versehen und hat zusammen mit den Whiskey Myers das 7. Studioalbum (seit 2008) als ultimative Challenge konzipiert.

Die Lead-Single “Time Bomb” jongliert die Vocals zwischen gewaltigen Gitarren und treibenden Drums im ungewöhnlich harten Rock-Sound und eröffnet den Silberling auch für “Tailspin”, dem zweiten mehr als nur energiegeladenen, plötzlich endenden Kraftpaket. Standesgemäße E-Solos sind bei “I Got To Move” und der Country geprägten Ballade “Rowdy Days” überzeugende Texas Rock Rituale.

Frontman Cody Cannon, im Übrigen hochtalentierter Sänger, Storyteller und Songwriter hat 11 neue Stücke mit arrangiert und in den tieferen Geschichten den Geist südstaatlicher Erzählkunst wiederbelebt. Grandioses Musikkino ist insbesondere die Akustikballade “Born To Do”, bei der sich Dylan und Springsteen “treffen”. In diesen Kontext gehören großartige, ältere Titel, wie z. B. “Broken Windows Serenade” und “Stone”, die in ihrer gesamten Brillanz selbst berühmtere Meister des Genres begeistern müssen.

Wer “Whomp Whack Thunder” als donnernde, geniale Aufmischung althergebrachter Southern Rock Strukturen versteht, ist sicher nahe dran am alternativen Outlaw Image der Scheibe. Bisher noch nicht erwähnt sind dabei “Eminem”-artige Rap-Power Vocals vor riesiger Gitarrenwand in “Icarus”, sowie “ZZ Top”-Texas Boogie Blues Rock vom Feinsten bei “Break These Chains”. Zeitgemäße Black Crowes und Lynyrd Skynyrd Variationen bilden in “Rock N Roll” bzw. “Ramblin’ Jones” die gebührende Verneigung vor weiterer Urgesteinmentalität, vielleicht aber nur als Weckruf einer neuen Stilrichtung – und die heißt Whiskey Myers.

Moderner US-Südstaaten-Rock hat in den letzten Jahren wieder an Vielseitigkeit und spannenden Neuerscheinungen und damit an Bedeutung gewonnen. Zu den Hauptakteuren dieser genreübergreifenden Musikrichtung gehören Whiskey Myers nicht erst seit dem neuen Longplayer “Whomp Wack Thunder”. Das Album prägt jedoch den unkonventionellen Outlaw Southern Rock in originär meisterlicher Art und verbindet als Meilenstein Tradition und Zukunft eines wiedererwachten rowdy Rock ’n‘ Roll.

Wiggy Thump Records (2025)
Stil: Southern Rock, Country

Tracks:
01. Time Bomb
02. Tailspin
03. I Got To Move
04. Rowdy Days
05. Icarus
06. Midnight Woman
07. Break These Chains
08. Born To Do
09. Rock N Roll
10. Ramblin’ Jones
11. Monsters

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