
Wenn ich auf den Titel der neuen Scheibe „No Country For Old Men“ von Dust & Denim schaue, müsste ich, allein rein meines realen Alters wegen, eigentlich sofort abbrechen. Ich hab nämlich bereits 62 Lenze auf dem Buckel und bin deswegen wohl unbestritten schon ein alter Mann!
Nun gut, von rein geistiger und auch von physikalischer Natur her, hat man mir schon des Öfteren attestiert, dass dem nicht so wäre, also wollen wir den Titel dann nicht mal ganz so ernst betrachten, zumal hier sicherlich eher auf eine musikalisch modern umgesetzte Version des Genres angespielt wird.
Die mir bis dato nicht bekannte Band, bestehend aus Nick Scargo (vocals), Amos Summers (guitar & backing vocals), Darron Watkins (guitar), Adrian Connor (bass guitar & backing vocals), Claude Chatel (drums), und Eton Saint John (keys and violin), behauptet von sich ganz selbstbewusst:
„Born in the southern states all six of us knew country even in the cradle. It is the heart and blood of the South and it’s in the air and everywhere and we inhaled it all our life. Now, still young, with „No Country For Old Men“ we deliver a country album that is rooted in the Southern tradition but with a lyrical freedom seldom seen in the country scene. Eight ass kicking songs that will make you jump and scream!”
Und in der Tat verbreitet das Sextett mit seinem launigen, Southern-umwobenen, meist schunkeligen Country von Beginn an gute Laune. Gleich der Opener „Door To The Kookoo Bin“ („Tür zur Kuckucksuhr“) dürfte mit seinem schönen E-Gitarren-Solo Freunde von Lynyrd Skynyrd aufhorchen lassen.
Der „Strange Woman Blues“ scheint mir eine Track zu sein, der nicht von Nick Scargo gesungen wurde, ein Storytelling-Barroomheuler in Outlaw Country-Tradition. Das folgende tanzbare „I Guess It Is Too Late“ (mit Tipple-Drums, Fiddle- und E-Gitarrenfills) könnte auch aus dem Repertoire eines Vince Gill stammen.
Mit den nächsten vier Tracks folgt dann die Hochphase des Albums. „Stand Up Southern Guy“ verbreitet schlagkräftig den Stolz des Southern Man, „The Bottle“ ist eine echter Ohrwurm im Stile des 90er New Country (Boy Howdy, Little Texas, Restless Heart & Co. lassen grüßen) und folgerichtig demnach die erste Single.
„Life Staring You In The Face“ und „High Up The Ladder“ mit klimpriger Piano-Untermalung und schöne E-Gitarrenparts (Fills, Soli) stehen dann zusammen mit humorvollen Texten wieder für diesen launigen Schunkel-Country, der automatisch die Fußwippe entfacht und zum Gang auf die Tanzfläche animiert.
Das einzige Lied, das dann doch etwas aus dem Rahmen fällt, ist das finale „Golden Fields Of Corn“, das sehr folkig rüberkommt (eine Art ‚Hooters go Country‘) und textlich nochmal das südstaatliche Lebensgefühl (Papa nimmt den Sohnemann mit zum Arbeiten auf das Kornfeld) in den Fokus nimmt.
Insgesamt eine schöne, abwechslungsreiche launige knappe halbe Stunde, für Freunde oben beschriebener Acts, hinzukommen auch noch Künstler wie u. a. David Lee Murphy und die Randy Rogers Band. Und natürlich sowohl für alte als auch junge Männer!
Vorab hineinhören in die durchgehend melodischen Songs kann man unter diesem Link.
Eigenproduktion (2025)
Stil: Country
Tracklist:
01. Door To The Kookoo Bin
02. Strange Woman Blues
03. I Guess It Is Too Late
04. Stand Up Southern Guy
05. The Bottle
06. Life Staring You In The Face
07. High Up The Ladder
08. Golden Fields Of Corn