Jason Michael Carroll – What Color Is Your Sky – CD-Review

Der Mann aus North Carolina, der uns vor 4 Jahren mit seinem Riesenhit „Alyssa Lies“ begeisterte und der danach noch einige weitere Top 20-Hits folgen ließ, kommt mit einem wunderbaren, neuen Album. „What Color Is Your Sky“ lautet der Titel und beinhaltet 15 brandneue Tracks, wobei die letzten drei Stücke „Here With Me“, „Painting Pictures“ und „Waste Their Life“ (als Demo Version), allesamt in melodischem Midtempo gehalten, eigentlich nur für sein Live-Programm gedacht sind auf Wunsch seiner Fangemeinde noch als Bonus auf diesem Album mitberücksichtigt wurden. Eine schöne Geste.

Carroll eröffnet sein mit recht schmalem Budget ausgestattetes und selbst produziertes Werk (er hat ja mittlerweile nur noch ein Independant-Label im Rücken, was sich aber absolut positiv auf seine Leistung ausgewirkt hat) mit dem herrlich flockigen, von Cowboylagerfeuerromantik umwehten „All I’m Drinking ‚Bout“, das man aufgrund des eingängigen Refrains und den folkig anmutenden ‘Whistles‘ (man ertappt sich nach einer gewissen Zeit förmlich beim Mitpfeifen) kaum noch aus dem Kopf bekommt. Ganz klasse hier auch, neben der schönen Fill-Arbeit mit Bariton-E-Gitarre, Piano- und Orgeltupfern, die plötzlich unvermittelt einsetzende E-Gitarrenpassage. Ein großartiger Auftakt.

Die folgende Single „God Only Knows“ erinnert vom Stil an Sachen von Jason Aldean, Brantley Gilbert & Co., ebenso wie auch später das heftig rockende „‚Til The Speakers Blow“ (ähnelt „My Kinda Party“) und die Powerballade „We Ride“, wobei immer wieder die tolle E-Gitarrenarbeit (inkl. starker Soli) zu überzeugen weiß. Das atmosphärische Titellied „What Color Is Your Sky“ lässt ein wenig den New Country der 90er Jahre aufleben: ruhiger melodischer Strophengesang, der dann in einen harmoniegesungenen Refrain à la Diamond Rio oder Little Texas mündet. Auffallend auch, dass Jason Michael seine Vocals, die auf seinem letzten Silberling „Numbers“ noch eher kräftiger/dominanter in Richtung Blake Shelton ausgelegt waren, ein wenig ‘weicher‘ in Sphären eines Tracy Lawrence und Konsorten ausgesteuert hat.

Weitere Nummern mit 90er-Flair „Love Like July“ (stadiontaugliches E-Gitarren-Solo) und „Civil War“ (markante Pianountermalung). Ganz großes Kino ist das bestens zum Feiern geeignete, in „Take It Easy“-Manier fröhlich beschwingt dahinschunkelnde „Here‘s To“, eine herrlich sympathische, zum Mitsingen geeignete Hommage an die angenehmen Sachen des Lebens wie das Biertrinken , schöne Frauen etc., die den anstrengenden Alltag mal für eine gewisse Zeit vergessen lassen. Schön authentisch hier die kurz simulierte ‘Crowd‘-Harmoniegesangs-Passage, die schon mal andeutet, wie es bei dem Song live zugehen wird. Ein echtes Stimmungshighlight und toller Ohrwurm zugleich!

Das Schöne an der möglichen Eigenständigkeit im Independant-Bereich sind dann auch die Überraschungen und Freiheiten, die ein Künstler sich dann zwischendurch auch mal gönnen darf. So hätte es die tollen Knopfler-typischen Dire Straits Stratocaster-Einlagen bei „Does He Know“ wie auch das fast schon im Southern Melodic Rock verwurzelte „Urgency“ (Billy Crain-mäßiges Strat-Solo) auf einem Majorwerk wohl kaum gegeben. Die schöne Ballade „Blown Away“ (dezenter „Free Bird“-Unterton bei den Keyboards) und das bardenhaft vorgetragene countryeske „Close Enough“ (schön klare Akustikgitarre, Steel, Fiddle) runden ein äußerst unterhaltsames und abwechslungsreiches Werk ab, (Texte zu diesen 12 Liedern sind im Booklet enthalten), bevor die eingangs erwähnten Zusatztracks einsetzen.

Auch wenn er seinen Major-Vertrag los ist, seine lockere Country-/New Country-Musik ist über jeden Zweifel erhaben und „better than ever“. Herrliche, flockige Songs mit tollen Melodien, großartige Stimme und „not one bad song or any filler on this album“, wie es ein begeisterter U.S.-Fan ausdrückt. Keine Ahnung, warum die Bosse der großen Labels diesen Burschen nicht mehr unter Vertrag haben, aber vielleicht ist das auch gut so. So kann er zwanglos spielen, was er will – und das macht sich auf positivste Art und Weise bemerkbar. Sehr starke Vorstellung!

Malaco Records (2015)
Stil: New Country

01. All I’m Drinking ‚Bout
02. God Only Knows
03. What Color Is Your Sky
04. Here’s To
05. Love Like July
06. Does He Know
07. Til the Speakers Blow
08. Civil War
09. Urgency
10. Blown Away
11. We Ride
12. Close Enough
13. Here With Me
14. Painting Pictures
15. Waste Their Life (Demo Version)

Jason Michael Carroll
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