Layla Zoe – 13.10.2016, Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertbericht

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Der Layla Zoe-Gig vor gut einem Jahr bei der Rheinberger Blues Party, war für Fotograf Gernot Mangold und mich, quasi mit ein Auslöser für unsere gemeinsame Zusammenarbeit. Wir hatten die Veranstaltung mit völlig unterschiedlichen Intentionen besucht, kannten uns aber bereits seit der Schulzeit. Ich steckte gerade noch in den Vorbereitungsarbeiten für dieses Magazin, Gernot fotografierte aus rein persönlichem Spaß. Wir loteten im Gespräch aber schon mal eine potentielle Kooperation aus.

Mittlerweile ist das SoS knapp 10 Monaten am Laufen und wir sind nach so einigen gemeinsamen Konzerten ein perfekt eingespieltes Team, das eigentlich, ohne uns selbst loben zu wollen, für die zuverlässige, qualitative und umgehende Berichterstattung, immer wieder positive Anerkennung erhält. So war der Layla Zoe-Auftritt im Rahmen ihrer „Breaking Free“-Tour im schönen Zentrum Altenberg noch mal eine nette Gelegenheit, das Ereignis in einem anderen Rahmen gemeinsam zu beleuchten.

20:15 Uhr betrat der charismatische Rotschopf in Begleitung ihres Gitarristen Jan Laacks, der zierlichen, bulgarisch-stämmigen Bassistin Daniela Kruger, sowie dem Wuppertaler Drummer Dirk Sengotta (Hendrik Freischlader) die Bühne und begann sofort, mit den so knapp 130 geschätzten Zuschauern zu interagieren, um direkt mal Stimmung an diesem schwierigen Termin (Ferien in NRW, Wochentag) in die vielleicht nur zu einem Viertel gefüllte Location zu bringen. Jan Laacks slidete zu unsere Freude in typischer Südstaaten Rock-Manier sofort ein Intro. zum Übergang in den  rockig stampfenden Opener „Backstage Queen“ vom „Breaking Free-Album“. Laylas fulminante Röhre entfalte sich von Beginn an in voller Pracht, und zog sich mit anhaltender, nie nachlassender Intensität, wie ein roter Faden durch den Abend.

Den Löwenanteil bildeten dann natürlich auch Tracks aus diesem Werk wie u. a.  das psychedelisch angehauchte „Run Away“, „Why Do We Hurt The Ones We Love“ (schön Southern-mäßiges E-Gitarren-Solo), “Sweet Angel” (soulige Ballade) oder  das funkige “Work Horse”. Ich finde so was immer klasse und mutig, viele Acts belassen es ja meist bei zwei, drei Songs und konzentrieren sich dann ja wieder aufs Bewährte. Aus früheren Silberlingen wurden Stücke wie „Pull Yourself Togther“ (Hendrixsches Wah-Wah-Solo), „Rock And Roll Guitar Man“,“ Green Eyed Lover“, „Why You So Afraid“ und das den Hauptteil abschließende „Never Met A Man Like You“ gestreift.

Zwischenzeitlich hatte Laylas Begleitrio dann in einem Jam nochmal Gelegeheit seine instrumentellen Fertigkeiten zu präsentieren. Jan Laacks bewies neben seinen Saitenkünsten an den Stratocaster-Gitarren auch kurz sein vokales Talent, der austrainiert wirkende Dirk Sengotta ließ seine Kräfte in Form eines Power Drum-Solos walten und die hübsche Daniela Kruger ließ ihre Bass-Gitarre unter kritischer, wie prominenter Gastbegutachtung durch Tieftöner-Megastar Carmine Rojas (der war mit Antoine Hill zu Besuch da – beide hatten wir ja neulich zusammen mit Ryan McGarvey in Rhede erlebt) grooven und pumpen.

Layla Zoe, sang sich, wie gewohnt, die Seele aus dem Leib, gab sich zum Teil lasziv (fummelte bei „Rock And Roll Guitar Man“ an sich und Jan Laacks rum), ließ ihre Mähne wehen, shakerte mit dem Publikum (u. a. Abklatschen mit Gernot) und führte das gesamte Line-up im Stile einer Diva durch das durchgehend auf hohem Level gehaltene Programm.

Als Zugabe (auch beide vom neuen Album) widmete die Kanadierin „Trail Of Tears“ den, unter mysteriösen Umständen, als verschwunden geltenden Frauen in ihrem Land, ein Problem, das allerdings ja leider auch global zu beobachten ist. Hatte ein wenig was von Melissa Etheridge. Am Ende gab es dann den, nur von ihr und Jan, in reduzierter Form interpretierten, Stones-Klassiker „Wild Horses“ (herrlich wohlig klirrende Strat-Töne in Kombination mit ihrem ausdrucksstarken Gesang). Ein äußerst atmosphärischer und Gänsehaut erzeugender  Schlusspunkt nach gut 1 1/2 Stunden Spielzeit.

Danach gab es dann noch das heute übliche Treiben am Merchandising-Stand, bei dem sich die Protagonistin lebensnah und sympathisch zeigte. Gernot hatte noch einen selbst erstellten, großen Wand-Kalender mit seinen Konzertfotos (mit einem Bild von Layla auf der o. a. Blues Party) zum Unterzeichnen zur Hand, das sie humorvoll und schlagfertig mit “Oh, the August-Girl“ kommentierte. Ein sehr schöner Abend mit allen Facetten des Blues Rocks. Auch der zweite Layla Zoe-Besuch von uns hat sich also absolut gelohnt!

Line-up:
Layla Zoe (lead vocals)
Jan Laacks (guitars, vocals)
Daniela Kruger (bass, vocals)
Dirk Sengotta (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Layla Zoe
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Ruf Records
Zentrum Altenberg

Devon Allman – Ride Or Die – CD-Review

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Hatten wir vor einigen Tagen noch das Vergnügen, Devon Allman und seine Band im schönen Musiktheater in Dortmund live erleben zu können, ist jetzt auch noch seine gerade erschienene CD „Ride Or Die“ bei uns eingetrudelt.

Merkwürdigerweise hat er diese bei seinem Gig fast ganz Außen vor gelassen und lediglich den starken Opener „Say Your Prayers“ (ist auch im Studio eine satt rockende Nummer  mit herrlichen E-Gitarren geworden) als Zugabe gebracht. Ob es daran lag, dass lediglich Bass-Spieler Steve Duerst vom seinem Begleit-Line-up für einige Tracks hier involviert war, bleibt Spekulation. Aber eigentlich war der Name der Tour ja auch noch dem Vorgänger-Album gewidmet.

Wie dem auch sei, der dritte Longplayer in Zusammenarbeit mit Ruf Records, weiß von vorne bis hinten zu überzeugen, Papa Gregg darf zurecht stolz auf seinen Sohnemann sein. Bester Beweis ist der verdiente Spitzenplatz in den Billboard Blues Charts.

Produziert hat Devon selbst, assistiert, sowie Drums/Percussion gespielt, hat der, uns ebenfalls bestens bekannte, Tom Hambridge. Das Werk gefällt vor allem durch die recht unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Tracks, die sich aber im Gesamtkontext durchgehend am Leitfaden von Southern-umwehter Blues Rockmusik orientieren. Die wunderbar eingängigen Melodien und Refrains tragen zur Eröffnung eines größeren Publikums bei, woraus sich auch o. a. Erfolg erklären lässt.

Zu den rockigeren Nummern zählen hier, zusammen mit dem bereits erwähnten Opener, das überragende „Galaxies“ (im Song kommt auch der Headder des Albums vor: „…when galaxies collide will you ride or die…“), das von Hambridge geschriebene „Shattered Times“, wobei Devons Les Paul-Unikat natürlich vehemente Spuren hinterlässt.

Die restlichen Stücke bewegen sich, fast immer, samt atmosphärischem Ambiente, im balladesken bis melodischen Midtempobereich. Lieder wie „Find Ourselves“ und „Vancouver“ wurden mit Saxofon-Einlagen (gespielt von Ron Holloway) aufgepeppt. Überragend auch Keyboarder Kevin McKendree, der mit hallenden/gurgelnden Orgel-Klängen, sowie Piano- und gluckernden E-Piano-Klimpereien seine brillanten Tastenqualitäten Preis gibt und oft starke Akzente setzt.

Zu den herausstechenden Liedern zählen das (im Stile wie einst Peter Frampton) mit quäkenden Talkbox-Soli durchzogene „Lost“ und am Ende das 8oer/90er -umwehte „A Night Like This“, das fast schon in Sphären bei David Bowie, Bryan Ferry (Roxy Music) oder dezent auch The Cure angesiedelt werden kann. Ein netter Indiz für Allmans Mut und Variabilität, mal andere Dinge auszuprobieren (wir hätten aber eigentlich lieber, wenn der Schuster auch in Zukunft bei seinen Leisten bliebe…).

Erwähnenswert am Ende ist vielleicht auch noch das tolle Coverbild mit dem, in ein digitales, orientalisch-farbenprächtiges Blumen-Arrangement, integrierten Totenschädel, designed durch Pete Paras (unter Mithilfe von J. Webber).

Devon Allmans neues Werk „Ride Or Die“ bestätigt den starken Eindruck, den wir bereits live von ihm bekommen haben. Ein heißer Kandidat sowohl für unser Album-, als auch Konzert des Jahres. Die Zusammenarbeit Allman/Ruf ist an einem ersten Zenit angelangt!

Ruf Records (2016)
Stil: Southern Blues Rock

01. Say Your Prayers
02. Find Ourselves
03. Galaxies
04. Lost
05. Shattered Times
06. Watch What You Say
07. Vancouver
08. Pleasure & Pain
09. Hold Me
10. Live From The Heart
11. Butterfly Girl
12. A Night Like This

Devon Allman
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Ruf Records

Joe Bonamassa – Live At The Greek Theatre – CD-/DVD-Review

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Was für ein monumentales Rockmusikwerk in allen Belangen! Joe Bonamassa, gefilmt bei einem Konzert im altehrwürdigen Greek Theatre in Los Angeles, einer imposanten, 1929 errichteten Freiluftbühne, angelehnt an einen griechischen Tempel.

2 DVDs (eine enthält den Konzertfilm, die zweite einige Bonus-Features (u. a.  ein ausführliches Interview mit Joes Eltern), dazu das Ganze noch auf zwei CDs (identisch mit dem Konzertmitschnitt), bieten eine Allround-Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau. Hier heißt es wirklich, es sich wie im Kino, mit irgendwelchen Leckereien und Getränken vor der heimischen Anlage gemütlich zu machen und dann einfach nur das Gebotene zu genießen. Ich persönlich habe seit geraumer Zeit einen  relativ großen Fernseher, da wirkt alles fast doppelt phänomenal!

Hier wurde an nichts gespart, grandiose Aufnahmen aus allen Perspektiven, ein regelrechter Bilder- und nicht zu vergessen, natürlich auch Musikrausch. Ich hatte zunächst immer ein wenig Probleme mit dem Protagonisten. Seine Stimme sagte mir nicht ganz so zu, dazu bin ich nicht der Freund von übertriebenen Frickeleien, gerade in diesem Genre oft zur Selbstinszenierung dienend. Erst seine letzte Scheibe „Blues Of Desperation„, die er ja mit Nashville-Musikern eingespielt hatte, brach eigentlich das letzte Eis.

Auch bei diesem Gig sind mit Reese Wynans (keys) und Michael Rhodes (bass) zwei gestandene Recken aus Music City dabei, ein Genuss ihrer unaufgeregten, aber spielerisch umso brillanteren Art zu Musizieren beizuwohnen. Rhodes bildet mit dem erfahrenen, kraftvoll an den Trommeln agierenden, Anton Fig die Rhythmusfraktion. Als Liebhaber von weiblichem Backgroundgesang, wurde hier mit den drei australischen Damen Juanita Tippins, Jade MacRae und Mahalia Barnes (diese mit kurzen lead vocals-Parts – sehr beeindruckeende Röhre), groß aufgefahren. Die drei schlängeln sich zumeist, schön anzusehend, synchron zum Takt ihrer gesungenen Uuhs und Aahs.

Dem nicht genug. Mit Lee Thornburg (trumpet), Ron Dziubla und Paulie Cerra (beide saxophone) gibt‘ dazu noch eine fett plusternde Bläser-Fraktion, jeder auch mal zwischendurch mit individuellem Solo. Lediglich Kirk Fletcher (The Mannish Boys) kann Einem als Zweit-Gitarrist ein wenig Leid tun, ihm ist natürlich die Postion des sich unterordnenden Teamplayers, in Form von Rhythmus-Gitarrenspiel, zugeteilt. Er hat aber auch zwei unaufgeregte Solo-Einsätze.

Irgendwelche Songs (22 Stücke in Form einer Hommage an die Blueser Albert King, B.B. King und Freddie King) explizit herauszunehmen macht wenig Sinn, im Prinzip ist jedes Stück gelungen. Bonamassa streift hier den Blues der drei Kings mit rockigen, rhythmischen, mal souligen, als auch swingenden (teilweise erzeugen die Bläser einen voluminösen Big Band Sound) Interpretationen, dies teilweise demnach oft  im Retro-Ambiente (einige Songclips kann man sich vorab in unseren Musiknachrichten ansehen).

Seine Stimme wurde hervorragend zur Musik ausgesteuert, gefällt mir diesmal sogar richtig gut. Seine filigranen Saitenzaubereien präsentiert er dabei auf einem sich abwechselnden Arsenal von hoher Beanspruchung gezeichneter, arg gebeutelt, aussehender E-Gitarren. Joe lässt natürlich in jedem Lied ein bis zwei fulminante Soli los, hat aber in Nashville wohl mittlerweile auch gelernt, wann die Zeit zum Loslassen gekommen ist.

So fühlt man sich nach dem abschließenden herrlichen „Thrill Is Gone“ innerlich fast genötigt, sich vor dem Fernseher mit dem im Greek Theatre anwesenden begeisterten Publikum zu erheben und den zurecht erspielten Standing Ovations ebenfalls Folge zu leisten. Absolut grandios. À la bonne heure, Herr Bonamassa, samt Ensemble! Ganz großes Kino, passender Weise, anders kann man es wirklich nicht formulieren. Vergleichbar ungefähr mit Claptons Geschichte in der Royal Albert Hall. Joe Bonamassa ist mit diesem Werk endgültig in den Sphären der ganz großen Blueser aller Zeiten angekommen.

Im Bonus-Material gibt es ein Interview mit Joes sympatischen, auf dem Teppich gebliebenen Eltern, wobei  Joes Step by Step-Entwicklung von der ersten kleinen Mini-Gitarre bis zum großen Blues Rock-Star fachmännisch reflektiert wird (sein Vater ist/war ja selbst Musiker). U. a. wird Joes heimatliches Zimmer gezeigt und seine ersten Auftrittsorte. Dazu gibt es filmische Impressionen mit der ganzen Band im Vorfeld des Konzertmitschnittes und eine Bildergalerie mit erstklassigen Konzertschnappschüssen (tolles Lehrmaterial für und anstehende Konzertfotografen).

Ein weiterer Leckerbissen ist der Videoclip zu „Riding With The Kings“. Hier stiehlt die o. a. Mahalia Barnes im Studio dem Protagonisten mit ihrem unglaublich rotzigen Gesang die Show. Joe erkennt weise, die Sinnlosigkeit nach der ersten Strophe, sich mit diesem Vulkan vokal zu messen und belässt es dann damit, sich auf sein Gitarren-Können zu beschränken. Toller Song.

Filmisch und organisatorisch verantwortlich zeigen sich Joes-Langzeit-Begleiter Kevin Shirley und Ron Wiseman, die hier ebenfalls einen exzellenten Job erledigt haben. Dieses Gesamtkunstwerk ist ein Muss für jeden Fan guter Musik. Sounds Of South verneigt sich vor Joe Bonamassa und seinem Team. Nie wurden Begriffe wie ‚Weltklasse‘ und ‚Perfektion‘ in Sachen Blues exakter definiert!

Mascot Label Group (2016)
Stil: Blues Rock

DVD1:
01. Beginnings
02. See See Baby
03. Some Other Day, Some Other Time
04. Lonesome Whistle Blues
05. Sittin‘ On The Boat Dock
06. You’ve Got To Love Her With A Feeling
07. Going Down
08. I’ll Play The Blues For You
09. I Get Evil
10. Breaking Up Somebody’s Home
11. Angel Of Mercy
12. Cadillac Assembly Line
13. Oh, Pretty Woman
14. Let The Good Times Roll
15. Never Make You Move Too Soon
16. Ole Time Religion
17. Nobody Loves Me But My Mother
18. Boogie Woogie Woman
19. Hummingbird
20. Hide Away
21. Born Under A Bad Sign
22. The Thrill Is Gone
23. Riding With The Kings

DVD2:
01. Growing Up Joe (A conversation with Joe’s parents)
02. Riding With The Kings (Official Music Video)
03. Caveman’s Hacked iPhone (Behind The Scenes)
04. Joe’s Big Fat Greek (Photo gallery)

Joe Bonamassa
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Netinfect Promotion

Warren Haynes and The Ashes & Dust Band – 16.07.2016, Kantine, Köln – Konzertbericht

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Was soll man bezüglich dieses großartigen Musikers noch sagen, über seine Jahrzehnte lange Präsenz bei Größen wie Dickey Betts, den Allman Brothers und in seinen Projekten Gov’t Mule, The Dead oder solo, haben Musikjournalisten sich in Hülle und Fülle ausgelassen und das zurecht fast zu 100% immer positiv. Dieser Mann lebt seine Passion und das, trotz seines Könnens und Bekanntheitsgrades, ohne jegliche Allüren und Arroganz. Einfach ein sympathischer und bodenständig gebliebener Typ und das strahlt er auch auf der Bühne aus.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich in meiner Zeit als Musikschreiber, bisher nie die Gelegenheit fand, über ihn mal zu berichten, besitze natürlich aber auch einiges an Tonträgern aus seinem Fundus. Live hatte ich ihn zuvor nur einmal spielen sehen und das ist Urzeiten her, damals im Kölner E-Werk, als er gerade bei den Allman Brothers eingestiegen war.

Aber das soll sich jetzt ändern. Zum Einen ist mir vor kurzem die Anfang August erscheinende „Tel Star Sessions“-CD mit Stücken aus der ganz frühen Gov’t Mule-Phase ins Haus geflattert, die natürlich demnächst hier reviewt wird, zum anderen ergab sich jetzt die Gelegenheit, über sein Konzert im Rahmen der „Ashes And Dust“-Tour in der Kölner Kantine zu berichten.

Die Kantine war an diesem lauen Sommerabend sehr gut gefüllt, ohne dass aber ein allzu großes Gedränge herrschte. Um 20:00 Uhr betraten Warren und seine Mitstreiter Jeff Sipe (drums), Sterling Masat (guitars, banjo, mandolin) und die drei weiteren Instrumentalisten Matt Manefee (banjo, mandolin), Royal Masat (bass, upright bass) und Ross Holmes (violin), die auch unter dem Bandnamen ChessBoxer eine eigene Band führen, die, mit einer Vielzahl an verschiedenen Saiteninstrumenten, geschmückte Bühne.

Das Sextett begann, dem Album konform, mit dem folkig atmosphärischen „It’s Me Or You“. Für mich als großem Countryfan, war die Kombination aus den Genre-typischen Klängen in Kombination mit Haynes‘ großartigem Gesang und seinen E-Gitarren-Künsten natürlich ein regelrechtes Wonnebad. Schade, dass mein Hoffotograf Gernot Mangold nicht konnte und ich als Schreiber und Fotograf in Personalunion, demnach für entspannten Genuss, nur begrenzten Spielraum hatte. Über Songs wie das Dylan-Stück „Tough Mama“ und „Beat Down The Dusk“ wurde mit dem Little Feat-Cover „Skin It Back“ mit anschließendem „Soulshine“ und der Allman-Nummer „Blue Sky“ eine erste Hochphase eingeläutet.

Gerade letztgenannter Track, war mit den integrierten Banjo- und Violinensoli und Warrens E-Gitarren-Einlagen eine herrliche Alternativ-Version. Vor „Company Man“ wurde die Band vorgestellt, mit dem rhythmischen countryesken, grandios vom ganzen Kollektiv gespielten „Coal Tattoo“, gab es meinen persönlichen Favorit des Abends. Haynes‘ E-Gitarre und Holmes‘ Violine erzeugten Gänsehaut.

„Stranded In Self-Pity“, der atmosphärische Grateful Dead-Klassiker „Loser“, „Lucy In The Sky With Diamonds“ hießen die nächsten Stationen. Der, wie der Titel es schon andeutet, Instrumentaltrack „Instrumental Illness“ (plus Drum-Solo), gewährte dem Ensemble ausreichend Freiraum für ausgiebiges Jammen. Das von Haynes zusammen mit Phil Lesh kreierte „Spots Of Time“ beendete um 22:10 Uhr einen abwechslungsreichen und hochklassig performten Hauptteil.

Haynes und seine Mannen erhörten die lautstarken Zugabe-Forderungen und legten, ähnlich wie bei „Blue Sky“, mit „Jessica“ einen weiteren Allman-Hit nach, wieder unter Einbindung von Banjo, Mandoline und Violine, einfach nur herrlich! Als zweite Zugabe, wurde für das bluesige, mal von Garth Brooks adaptierte, „Two Of A Kind Workin‘ On A Full House“, in typischer Weise mit Harpeinbindung, als krönender Abschluss geboten. Nach über zweieinhalb Stunden famoser Spielkunst verabschiedeten sich Haynes und Co. dann endgültig von ihrer begeisterten Audienz. Ein Klasse-Konzert, das nichts zu wünschen übrig ließ. Der Sound war bis lediglich kurz zu Anfang auch sehr transparent gelungen. Ein wahnsinnig toller Abend!

Warren Haynes
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Kantine Köln
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The Delta Saints – 12.07.2016, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Die Delta Saints begeistern in Krefeld! Zum Ende ihrer Europa-Tournee hatten sich die vier Jungs aus Nashville in der Kulturrampe gleich an zwei aufeinander folgenden Tagen angesagt. Gernot und ich hatten uns für den letzten Gig ihres Aufenthaltes in unseren Breitengraden entschieden und sollten unser Kommen nicht bereuen, nachdem der Gig vom Vorabend in den sozialen Medien bereits in höchsten Tönen gelobt worden war.

Ich persönlich habe die Burschen, seit meinem schon etwas länger zurückliegenden Review zu ihrer EP „A Bird Called Angola„, ehrlich gesagt, etwas aus den Augen verloren, allerdings ihre allerseits angepriesene Weiterentwicklung schon zur Kenntnis genommen. Von daher, schön, dass jetzt die Gelegenheit da war, die Band mal persönlich live zu erleben.

Die Kulturrampe war auch bei der zweiten Auflage wieder sehr gut gefüllt, um 20:45 Uhr griff sich Pille Peerlings das Mikro für die Ansage und das Quartett, bestehend aus Frontmann Ben Ringel (lead vocals, guitars), den barfüßig agierenden Dylan Fitch (guitars, vocals) und David Supica (bass) sowie dem starken Drummer Vincent Williams, ließen mit „Chicago/Boogie“ direkt mal ihre Groove- und Jam-Qualitäten auflodern.

Für mich immer wieder faszinierend, welch großartige Reife und Spielkunst diesen doch recht jungen Typen aus den Staaten zu attestieren ist. Ok, irgendwo ist klar, wer aus Music City kommt und sich dort durchzusetzen weiß, der muss einfach was drauf haben.

Und so spielten sich die vier, unter Führung ihres burschikosen Leaders Ben Ringel (meist eine markant erscheinende Resonator-Gitarre bedienend), durch einen sehr abwechslungsreichen gestalteten und instrumentell anspruchsvollen Gig. Ringel und Fitch tauschten dabei zum Teil ihre Gitarren auch mal untereinander aus. Der diesmal fehlende Keyboarder wurde insgesamt eigentlich ganz gut kompensiert.

Über das dezent psychedelisch angehauchte „Momma“, zwei brandneue Stücke (u. a. „California“), das zeppelineske „Sometimes I Worry“ (klasse Slide-Solo) und dem shuffligen „Heavy Hammer“ ging es in einen eher akustisch dominierten Part über.

Hier performte Ringel das seiner Frau gewidmete „Out Of Sea“ sehr schön emotional im Alleingang und „Paradise“ zusammen mit Fitch, der hier die Resonator-Gitarre spielte und Ben auch vokal ergänzte. Klasse hier ebenfalls sein Slide-Solo. In diesem Fahrwind begann auch das megastarke Fleetwood Mac-Cover „The Chain“ (mit ein wenig unterschwelligem Neil Young-Flair in Szene gesetzt), bei dem Supica und Williams dann nach gewisser Zeit für eine starke Instrumentalpassage wieder dazu stießen. Toller Song!

Mit dem atmosphärischen „Butte La Rose“ und einem furiosen Stück, bei dem David Supica solierte und das am Ende so richtig abging (was für ein fetter Groove), kam schon die Zielgrade in Sicht. Das mit tollen Tempo- und Rhythmuswechseln bedachte „Deathletter Jubilee“ (dazwischen mit Acapella-umwobenen Gesangsbridge) beendete um 22:05 Uhr den tollen Hauptteil.

Die begeisterten Zuschauer ließen die Schutzpatronen des Deltas erst gar nicht von der Bühne und bekamen dann mit „Take Me Home“ noch eine Zugabe geboten, bei der Vincent Williams in seinem integrierten Drum-Solo (in einer Hand ein Tambourine schüttelnd und in der anderen mit dem Drumstick sein Arbeitsgerät gleichzeitig beackernd) mit eigenwilliger und anspruchsvoller Vorstellung glänzte. Das war’s, die Burschen hatten spielintensive Wochen hinter sich und waren sichtlich froh, den letzten Abend dann noch ein wenig unter den Leuten bei Bierchen und Smalltalk ausklingen lassen zu können.

Fazit: Ein tolles Konzert, das Spaß machte und allseits strahlende Gesichter hinterließ. Man darf sich schon jetzt wieder auf ihre hoffentlich stattfindende Rückkehr im nächsten Jahr freuen. Bis dann und gute Heimkehr, Delta Saints!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kulturrampe Krefeld

JJ Grey & Mofro – 07.06.2016, Kantine, Köln – Konzertbilder

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Beim Doppelkonzert mit Her (parallel im Yard Club) am 07.06.2016 ließen wir uns es natürlich nicht nehmen, auch bei JJ Grey & Mofro nochmals in der Kantine kurz vorbeizuschauen, nachdem wir ihn Donnerstags zuvor ja schon in Bochum beleuchtet hatten. Um die 350 Zuschauer erlebten auch hier eine tolle Southern Soul Rock-Darbietung.

Bilder: Gernot Mangold

JJ Grey & Mofro
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Kantine Köln

JJ Grey & Mofro – 02.06.2016, Zeche, Bochum – Konzertbericht

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Zweiter Teil eines für mich, als arbeitendem Menschen, anmutenden Konzertmarathons mit vier Gigs innerhalb von acht Tagen. JJ Grey & Mofro standen in der Bochumer Zeche auf dem Programm. Es ist schon eine ordentliche Weile her, dass ich zuletzt in dieser Location war, in der ich bisher recht markante Acts wie u. a. Lee Aaron, Thunder, Dr. Hook (!) oder Steve Lukather gesehen hatte. Ich hatte die Zeche viel spartanischer in Erinnerung, sie sieht mittlerweile richtig einladend, gemütlich und ’stylish‘ aus.

Als Vorgruppe hatte das ‚Mike Keneally und Freunde-Trio‘ passend zum momentanen Wetter ein ordentliches Fusion Rock-Gewitter abgelassen. Handwerklich sicher anspruchsvoll und versiert, aber auch überaus anstrengend und wenig eingängig, nicht so mein Ding. Im Prinzip prima Musik, um zu Hause den gehassten Nachbarn zu ärgern oder ungeliebte Gäste schnell los zu werden.

Nachdem die Roadcrew das Keneally-Equipment abgebaut hatte, mit flinken Händen, Kabel entfernt und neu verlegt, sowie einen kurzen Soundcheck betrieben hatte, betrat um 21:15 Uhr JJ Grey mit seiner Mofro-Combo die Bühne und brachte das leider nicht einmal zur Hälfte gefüllte Auditorium mit „How Junior Got His Head Put Out“ (eingeleitet von einem saftigen Harp-Intro) direkt auf Betriebstemperatur. Es folgten in einem bunten Potpourri seiner Alben, Stücke wie „A Woman“, „Six Ways From Sunday“ (mit schönem E-Piano-Solo), „Light A Candle“ (tolle Ballade), „Hide And Seak“ (E-Gitarren-Intro mit Hendrix-Flair), das bluesige „The Sweetest Thing“, „Country Ghetto“, „Everything Good Is Bad“ (Publikum schaltet sich ein, Trompeten- und Bass-Soli) oder „Lazy Fo Acre“ (starkes E-Solo), wobei das Verhältnis von feurig ’soulenden‘ Stücken und einigen ruhigeren Sachen gut ausbalanciert war.

Sämtliche Musiker erhielten natürlich ausgiebig Gelegenheit, ihr versiertes Können Preis zu geben, wobei JJ mit variablem Einsatz von Gesang, Gitarre, Tambourine Shaking und kurzer Orgel-Präsenz, seinem Namen als würdiger Leader alle Ehre machte. Das mit starkem Solieren aller Beteiligten versehene funkige „Ho Cake“ beendete um 22:55 Uhr einen tollen, gewohnt schweißtreibenden Hauptteil.

Es folgte als 1. Zugabe mit „Brighter Days“ eines der Paradestücke der Band. Plusternde Bläser, schön surrende Slide, gluckernde Orgel, eine bärenstarke Gesangleistung des Fronters und die integrierte Mitsing-Passage des Publikums ließen die Stimmung erneut in die Höhe schießen. Mit dem Titeltrack seines letzten Studioalbums „Ol‘ Glory“, das JJ hohepriestermäßig (fast in guter alter James Brown-Manier) einläutete, ging es zum Abschluss nochmals richtig funky zur Sache. Grey stellte gegen Ende des Songs noch seine umtriebigen Kollegen vor (Craig Barnette – Drums, Marcus Parsley, Dennis Marion – beide Trompete, Eric Brigmond – Keys, Dauergrinser Todd Smallie – Bass, Zach Gilbert – Lead-Gitarre).

Die Zuschauer hatten beim leider nur mäßig besuchten ersten Auftritt des Septetts aus Florida hier bei uns, den erwartet temperamentvollen und leidenschaftlichen Southern Soul Rock-Gig erlebt, der auch von der sympathischen Performance des Leaders und seiner Mitstreiter sowie ihrer ungebrochenen Spielfreude profitierte (insgesamt 16 Songs in gut zwei Stunden). Das ist einfach Musik, die man live erlebt haben muss (vor allem, wenn man es vorher noch nicht konnte). Wer die Chance hat, die noch folgenden Konzerte zu besuchen, sollte die Gelegenheit in jedem Fall nutzen. JJ Grey & Mofro sind mehr als nur ihr Eintrittsgeld wert!

JJ Grey & Mofro
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Zeche Bochum
3 Dog Entertainment

Todd Wolfe Band, 23.04.2016, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Todd Wolfe und seine Band wieder zu Gast im Schwarzen Adler in Rheinberg! Um 19:30 Uhr begann der Adlersaal sich langsam zu füllen. Einige Stehtische, die aufgestellt waren, ließen erahnen, dass das Konzert nicht ausverkauft sein wird. Die Daheimgebliebenen waren sich nicht bewusst, dass ihnen ein Konzert-Highlight der Extraklasse entgangen war. Wenn man in die Geschichte von Todd Wolfe schaut, sieht man, dass es sich um einen Ausnahmekünstler handelt, der zwar nie im Vordergrund kommerzieller Projekte stand, aber wichtiges Mitglied, z. B. im Bereich Songwriting, bei Sheryl Crow war.

Auch als Studiomusiker war er in den letzten Dekaden unter anderem bei Mountain, Leslie West, Carla Olson und Mick Taylor an der Gitarre präsent.
Nach dem Verlassen der Sheryl Crow Band gründete Todd Wolfe in verschiedenen Besetzungen eine eigene Formation, die seit mehreren Jahren in der jetzigen Besetzung mit Todd Wolfe an der Gitarre, Justin Gardner am Bass und Roger Voss an den Drums besteht. Geprägt wurde seine Musik hörbar durch Größen wie Albert Collins, Gregg Allman, The Outlaws, Dickey Betts, Johnny Winter, Robin Trower und The Neville Brothers, für die er mit seinen ersten Bands Opener war.

Ziemlich pünktlich um acht Uhr begann das Konzert. Auf der Bühne stand das holländische Blues Trio „The Red Phone“, das in etwa 50 kurzweiligen Minuten das Publikum mit rocklastigem Blues in Stimmung brachte.

Nach einer kurzen Umbaupause legte dann Todd Wolfe mit seinen Leuten los. Wolfe begann das Konzert mit „Sunny Vale“ und „Against The Wall“ von seiner 2013 erschienenen Platte „Miles To Go“ und brachte die Zuhörer schnell in die entsprechende Blues Rock-Stimmung. Unterstützt von seiner Rhythmussektion, der schnörkellos spielenden Justin Gardner und dem treibenden Schlagzeugspiel von Roger Voss, spielte Todd Wolfe sich schnell warm und glänzte mit seinem virtuosen vielseitigen Gitarrenspiel, in meist Midtemostücken mit nie langweiligen Soli, die oft auch seine härtere Spielweise zeigten.

Ein Grund für die schnell überspringende Stimmung war die sichtbar gute Laune aller Bandmitglieder und deren Interaktion zwischen den Stücken mit der Audienz. Ob es das Anstoßen Wolfs mit der lokalen Biersorte oder das Lächeln von Gardner war; die Todd Wolfe Band zeigte, dass sie für das Publikum spielte.

Nach mehreren rockigeren Songs vom der letzten Platte „The Longboard Road Back“, schaltete Wolfe einen Gang zurück und griff für drei Songs zur akustischen Gibson-Gitarre. Der letzte davon war sein ältester, „Black Hearted Woman“ von der 2004 erschienenen „Delaware Crossing“. Bei diesen, eher ruhigen Stücken, konnte Wolfe seine exzellente Spielweise (Sheryl Crow sprach über ihn von einem der besten Gitarristen) unter Beweis stellen und dass man auch mit einer akustischen Klampfe, den Saal in Stimmung halten kann.

Nach dem Griff zur elektrischen Gibson, feuerte Wolfe ein Feuerwerk mit zumeist Stücken von „The Last Road Back“, unterbrochen von einem gelungenem Cover der B.B. King-Nummer „3 O‘Clock Blues“. Dann bat Wolfe den Kempener Blues-Gitarristen Clemens Bombien von Minor Cabinet zur Unterstützung auf die Bühne. Unter dem Applaus der Zuschauer überließ Wolfe Bombien den Part der Leadgitarre, um ihn, gemeinsam mit Justin Gardner und Roger Voss, nach zwei intensiven Stücken, freundschaftlich wieder zu verabschieden. Es war schön zu sehen, wie ein international renommierter Musiker, einem lokalen Gitarristen, wie auch schon im letzten Jahr, die Gelegenheit erweist, vor einem Bluesrock hungrigem Publikum aufzutreten.

Danach gab das Trio weiter Gas, um nach etwa 100 Minuten die Bühne zu verlassen. Nach einer kurzen Aufforderung zur Zugabe spielte Wolfe „Mercy“, „On The Run“ und „Got To Go Better“. Der Titel ‚Merci‘ aus dem Französischen übersetzt, konnte an dem Abend aus zweierlei Sicht gesehen werden. Ein Dank des Publikums an ein gelungenes, stimmungsvolles Bluesrockkonzert und der Dank der Musiker an ein Auditorium, das den Spaßfaktor der Musiker sichtlich unterstützte. Nach knapp zwei Stunden verließ die Band unter dem Applaus der Zuschauer die Bühne und in den Gesichtern war die Zufriedenheit über einen tollen Abend deutlich erkennbar.

Das Verlassen war aber nur rein musikalischer Natur. Wolfe, Gardner und Voss ließen es sich nicht nehmen, wie im Schwarzen Adler üblich, geduldig den zahlreichen Autogrammwünschen nachzukommen. Dabei kam auch der gelegentliche, humorvolle Smalltalk nicht zu kurz. Kurzum gesagt, Vollblutmusiker zum Anfassen, ohne jede Starallüren, die einfach Spaß an der Musik und der Stimmung eines Konzertes haben. In der Hoffnung, dass Todd Wolfe auch nächstes Jahr wieder den Adler zum (Blues-) Rocken bringt, gingen die Gäste oder verbrachten anschließend noch eine Zeit in der Kneipe. Wenn man der Regel folgt ist am 23.04.2017 wieder Wolfetime im Adler. Dann hoffentlich vor einem vollen Haus, was die Künstler verdient hätten.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine Lanze für Ernst Barten brechen, der es immer wieder schafft, ausgezeichnete Blues Musiker in den Adler zu locken. Vielleicht auch einmal den Gastmusiker Bombien mit Band.

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Todd Wolfe Band
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Schwarzer Adler

SIMO, 14.04.2016, Turock, Essen – Konzertbericht

Nachdem ich mit Michael Lee Firkins vor Kurzem einen Gitarrenhexer der bereits arrivierteren Frickelfraktion hautnah erleben durfte, stand mit JD Simo ein Vertreter der noch jungen Wilden im Essener Turock auf dem Programm. Als Support hatte zunächst das Duo Powder From Pigeons mehr lärmenden, als bleibenden Eindruck hinterlassen, was zumindest den Vorteil hatte, dass man sich schon mal an das auch von SIMO nicht minder aufgefahrene Dezibel-Level gewöhnen konnte.

Um kurz nach 21:00 Uhr kam der Protagonist, in Begleitung seiner beiden Mitspieler Adam Abrashoff (drums) und Pfeifenraucher Elad Shapiro (bass) an Krücken auf die Bühne gehumpelt. Jetzt erschloss sich auch der Sinn, warum man eine Transportbox direkt hinter das Mikro platziert hatte. Sie diente während des gesamten Konzertes als Sitzunterlage für den offensichtlich gehandicapten Frontmann. Also von wegen ‚verweichlichte junge Generation‘. JD Simo war der lebendige Beweis, dass man sich heute durchbeißt.

Das aus Nashville stammende Trio eröffnete mit dem riffigen Willie Dixon-Song „You Need Love“. Vermutlich spätestens jetzt, als Simo seine geliebte Gibson Les Paul in der Hand hatte, waren etwaig behindernde Schmerzen vergessen. Wie schon im Review zu seinem aktuellen Werk „Let Love Show The Way“ bereits angemerkt, wurde JD Simo ja übrigens in den erlauchten Club der wenigen Gitarristen aufgenommen, die Duane Allmans legendäre 1957er Les Paul Gold Top zum Einspielen der Tracks benutzen durften. Diese hatte er natürlich naturgemäß nicht mit dabei.

Von der aktuellen Scheibe präsentierte er dann Sachen wie „Two Timin‘ Woman“, „Long May You Sail“, „I’ll Always Be Around“ oder den „Stranger Blues“, wobei seine Vorliebe für Bands der 70er Jahre wie Led Zeppelin, Fleetwood Mac zu Peter Green-Zeiten & Co. deutlich zum Tragen kam. „What’s On Your Mind“ vom Erstwerk, ein psychedelisches Instrumental (inkl. Drum-Solo von Abrashoff und Pfeife-Anzünden von Shapiro) und eine starke Fassung von „With A Little Help From My Friends“ (auch Simos Schrei im, durch den verstorbenen Joe Cocker berühmt gewordenen Bridge, war nicht von schlechten Eltern), blieben in Erinnerung.

Gegen 22:15 Uhr fand der Hauptteil sein Ende, der in zwei lautstark eingeforderten Zugaben, u. a. mit Howlin Wolfs „Evil“ seine Fortführung und den Abschluss fand. Nach knapp 90 Minuten endete ein unterhaltsamer, mit viel filigraner E-Gitarren-Frickelarbeit durchzogener Gig. Die knapp 100 Leute im Turock hatten einen der kommenden Gitarren-Stars der Blues Rock-Szene bewundern dürfen.

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Mark Gillespie & Band – 08.04.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Während 99,99% der Dortmunder vermutlich – angesichts der ergreifenden Tuchel-Klopp-Rührstücks vom Vorabend – noch damit beschäftigt waren, sich des nicht enden wollenden Tränenmeers ihrer zutiefst geröteten Augen zu entledigen, fanden ein paar Unentwegte, samt einiger Auswärtiger wie mir, den Weg in das schöne Jugendstil-verzierte Musiktheater Piano, um sich Kommerz-, Doping- und Wettbetrugs-freier Kultur hinzugeben.

Der Vollblut-Entertainer mit der eigenwilligen Straßenmusiker-Vita, Mark Gillespie, hatte sich angesagt. Ein Garant für lebensnahe, humorvolle und stilsichere Unterhaltung! Das Piano, war für einen Freitag Abend enttäuschender Weise somit nur halb belegt, durch die fast optimale Verteilung des untereinander auf Tuchfühlung bedachten Publikums, wirkte der Saal aber irgendwie trotzdem ganz gut gefüllt.

Ich selbst bin nicht der große Gillespie-Experte und habe ihn an diesem Freitag zum ersten Mal live erlebt. Ich kannte im Vorfeld einzig und allein nur seine starke Live-DVD, wo ich sofort von seiner Stimme, seinem Charisma und den versierten Mitmusikern fasziniert war. Auch die lässig und relaxt groovende melodische Mucke mit ihrem dezenten Southern Soul-Flair war mir auf den Leib geschnitten.

Der ‚Boy from Manchester‘ wie sich Mark am Ende des Gigs selbst bezeichnete, präsentierte auf seiner aktuellen ‚Circle Of Life‘-Tour ausschließlich Stücke aus seinem eigenen Fundus. Er selbst bewies naturgemäß mit Gesang, Gitarre, Percussion via Tambourine und mitgebrachtem ‚Spielzeug‘ (O-Ton Gillespie), einem Roland Handsonic Percussion Pad, seine variablen Fertigkeiten.

Als Unterstützung hatte er die Rhythmusfraktion, bestehend aus Drummer Klaus Tropp und Frank Höfliger am Bass, den Keyboarder Olaf Roth sowie den mit E-Gitarre und Trompete beeindruckenden Burghard Mayer, an seiner Seite stehen. Wie im Vorfeld bereits vermutet, fehlte leider der von mir, bei solcher Art von Musik so geliebte weibliche Background-Gesang, was der aber insgesamt guten Vorstellung nicht abträglich war.

Das Quintett eröffnete mit dem atmosphärisch groovenden „Take To The Skies“ und dem Trompeten-bestückten „Chasing The Moon“. Im folgenden Verlauf offerierten Gillespie & Co. eine bunte Mischung an Tracks wie „April Sun“, „I Believe“, „The Road“, dem jazzigen „I Miss My Mommy“ (inkl. Soli aller Beteiligten),“Whatever That Means“ (mit leichtem Bon Jovi „Dead Or Alive“-Touch) und Sachen wie „So Beautiful“ (schönes Piano-Solo), „Easy“, dem rockigen „Don’t Know What To Do“ (mit quirilgem E-Solo von Mayer) bis hin zum, den Hauptset abschließenden, wieder ein wenig jazzig servierten Paradestück „Supersonic Sunday“.

Zwischenzeitlich fand Gillespie immer wieder Gelegenheit, über Dinge wie u. a. die richtige Aussprache seines Namens, die Mühen und Nöte im digitalen Zeitalter, die Entwicklung seiner beiden Töchter von Engeln zu Teenager-Teufelinnen, zu witzeln. Schön war auch zu erfahren, wozu er so allem fähig wäre, wenn man ihm seine Arbeitsgrundlage entziehen würde.

Im üppigen Zugabenteil ließen die Protagonisten, auf Publikumswunsch hin, zwischen dem melodisch groovenden „Give It Time“, dem passend in rot-grün-gelb beleuchteten launigen Reggae-Schunkler „Don’t Mess Around“, wo Mark auf seinem ‚Spielzeug‘ solierte, und dem von ihm allein zelebrierten melancholischen „The Light At The End“, nochmals das Stimmungsbarometer in verschiedene Richtungen pendeln. Beim finalen letztgenannten Stück stellte Mark witziger Weise, seine Bandkollegen ausgiebig vor, ohne dass sie auf der Bühne anwesend waren.

Nach knapp 2 ¼ Stunden intensiver und authentischer Musik (erinnerte mich insgesamt so ein bisschen an Chris Rea) verabschiedete sich der britische Allroundmusiker, um mit seinen Mannen in der Nacht noch pünktlich das Hotel in Osnabrück zu erreichen, wo am folgenden Abend schon der nächste Auftritt ansteht. Für mich persönlich, der ja eigentlich anderen Musik-Präferenzen unterliegt (es hätte gern etwas Southern-angehauchter sein dürfen), war es eine schöne angenehme Unterhaltung zum Abschluss einer langen Arbeitswoche.

Achja, und ich habe übrigens für den Gillespie-Gig doch glatt einen so herausragenden Klassiker wie RW Ahlen gegen den einzig wahren Fußball-Verein dieser Welt, Rot-Weiss Essen, sausen lassen…

Mark Gillespie
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Musiktheater Piano