Connor Selby – The Truth Comes Out Eventually – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Mit vier UK Blues-Awards in den Jahren 2020 bis 2025, darunter für Traditional Blues Artist of the Year (2025), ist der englische Singer/Songwriter und Gitarrist Connor Selby eines der vielversprechenden Talente der jungen Musik-Generation. Der inzwischen 26-jährige hatte sein Debut-Album “Made Up My Mind“ ursprünglich schon 2018 veröffentlicht und die selbst betitelte Deluxe-Ausgabe (2023) um vier Bonus-Tracks erweitert. Das insofern eigentlich erst 2. Studio-Werk “The Truth Comes Out Eventually” erscheint nun auf Provogue Records und bringt eine durchaus facettenreiche Palette großartiger Eigenkompositionen.

Der furiose Einstieg in den zum überwiegenden Teil vorherrschenden Big Band Modus gelingt durch “Someone” unwiderstehlich – sicher eine herausragende Live-Nummer. Die mit “All Out Of Luck” folgenden, in gleicher Weise temperamentvoll angetriebenen, in Ansätzen jazzigen Blues-Sounds, klingen in souligen Grooves nach Ray Charles, Frank Sinatra mit B.B.King Solo-Akzenten und umklammern meisterliche Bläser-Arrangements. Bestandteile, die in weiteren Top-Songs (u.a. “(I am) Who I Am”, „I’ll Never Learn” oder auch “It Hurts To Be In Love”) den Bandleader-Status von Connor Selby begründen.

Seine vielseitige Stimme beherrscht die Band-Atmosphäre, die Guitar-Parts absolvieren spielerisch die klassischen Herausforderungen – beides wirkt authentisch und überzeugend. Die Lyrics und musikalischen Arrangements zeichnen das Bild eines jungen Künstlers, der den Titeltrack im typischen Sinatra-Stil interpretiert und dabei klassische wie moderne Elemente einbezieht. Diese großartigen Band-Instrumentierungen werden einfühlsam variiert, erweitert um die feinere Filigranarbeit von “Amelia”, einem Titel, der als emotionales Glanzstück des Albums zeitlose, melancholische Eleganz verkörpert – eine an Nick Drake erinnernde Folk-Ballade.

Grazile Songkunst ähnlicher Güte verbreiten “I Won’t Be Hard To Find” und das finale “Songbird” – zärtlich, folkige Stücke, zerbrechliche Harmonien als Gegensatz zum Blues-Orchester. Seine in jungen Jahren stark wechselnde Lebensumgebung – von Essex nach Connecticut und Dubai – hat Connor Selby dabei sicher ebenfalls beeinflusst, wie seine frühe Vorliebe für American Rootsy Music, die auch den neuen Longplayer vielfach “bewegt”.

Soul-bluesige Traditionselemente infizieren “The Truth Comes Out Eventually” mit einem groovenden Blues-Virus, der im poetischen Storytelling und eingängigen Melodien auflebt. Connor Selby hat ohne Frage ein auffallendes Masterpiece produziert, das die Auszeichnung als UK Traditional Blues Artist of the Year zweifellos rechtfertigt. Für ein exklusives Release Konzert kommt er am 08.11. ins Blue Notez nach Dortmund.

Provogue Records (2025)
Stil: Blues

Tracks:
01. Someone
02. All Out Of Luck
03. The Truth Come Out Eventually
04. (I Am) Who I Am
05. I Won’t Be Hard To Find
06. I’ll Never Learn
07. Amelia
08. It Hurts To Be In Love
09. What Else Is There To Say
10. Songbird

Connor Selby
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Mascot Label Group

Connor Selby – Connor Selby – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Connor Selby war mir bis dato völlig unbekannt und ich musste zunächst einmal ein wenig googeln, um etwas über ihn herauszufinden. Also, der Brite ist nicht mit dem viel zu früh verstorbenen Blueser Mark Selby verwandt, wie man eventuell vermuten könnte. Dennoch entpuppt er sich auf der CD als melancholischer Bluesbarde, der in seinem jungen Alter bereits mit einer beeindruckenden Vita aufwarten kann.

Multinational in Essex, Connecticut und Dubai aufgewachsen, wurde er als Teenager von Musikern wie Eric Clapton, Ray Charles, Bill Withers oder Sam Cooke geprägt, entdeckte aber auch seine Liebe zur amerikanischen Rootsmusik und stand 2019 als Twen bereits als Opener für The Who im Wembley Stadium auf der Bühne, gefolgt von Auftritten mit Pearl Jam, den Stereophonics und anderen. Nun hat er sein Erstlingswerk „Connor Selby“ aus dem Jahr 2021, diesmal mit vier zusätzlichen Bonustracks, warum auch immer erneut veröffentlicht.

Vielleicht liegt es an der Auswahl der dem „Sounds Of South“-Magazin für ein Review zur Verfügung gestellten CDs, dass bei dem Rezensenten der Eindruck entstanden ist, viele Bluesmusiker würden zur Zeit ihre Songs sehr soulig und in Bläserarrangements eingehüllt präsentieren. Da macht auch Connor Selbys Wiederveröffentlichung keine Ausnahme. Auch er springt, zumindest teilweise, musikalisch auf diesen „Retrozug“ auf. Was handwerklich und musikalisch auch ziemlich gut gemacht ist. Da gibt es nichts zu kritisieren, aber es bleibt das Gefühl alles irgendwie schon einmal gehört zu haben.

Stilistisch bewegen sich die Tracks zwischen Slow- und Midtempoblues („I Can‘t Let You Go“, „If You’re Gonna Leave Me“, „The Man I Ought To Be“, „Anyhow“, „Starting Again“ und „Love Letter To The Blues“), Singer-Songwriter („Hear My Prayer“, „Waiting On The Day“) und etwas flotteren Nummern („Falling In Love Again“, „Show Me A Sign“, „My Baby Don‘t Dig Me“), allesamt auf eingängigen Melodien basierend und den Gehörgängen schmeichelnd. Mir persönlich hat am besten der Bonustrack „I Shouldn‘t Care“, ein klassischer Chicagoblues, gefallen.

Selbys Songs ziehen Dich nicht unweigerlich auf die Tanzfläche, sind aber für entspannte Abende bestens geeignet oder um sie bei einem gemeinsamen Abendessen mit Freunden im Hintergrund laufen zu lassen. Sie sind zeitlos melancholisch und irgendwie auch elegant. Und bei genauerem Hinhören entdeckt man bei einigen Stücken sogar dezente Southernanleihen a la Allman Brothers oder Lee Roy Parnell. Als noch junger Bluesmusiker hat Connor Selby sicherlich noch viel Potential, wenn es ihm gelingt, seine Songs mit einem höheren Wiedererkennungswert auszustatten. Ab dem 3. März ist die Scheibe im Handel.

Provogue Records / Mascot Label Group (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. I Can’t Let You Go
02. Falling In Love Again
03. If You’re Gonna Leave Me
04. Emily härter Rhythmus
05. The Man I Ought To Be
06. Hear My Prayer
07. Show Me A Sign
08. Anyhow
09. Waitin’ On The Day
10. Starting Again
11. I Shouldn’t Care (Bonus Track) chicagoblues
12. Love Letter To The Blues (Bonus Track)
13. My Baby Don’t Dig Me (Bonus Track)
14. The Deep End (Bonus Track)

Connor Selby
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